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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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didab, didab.
    Wumm, wumm, wumm.
    Didab. Wumm.
    Schneller, schneller.
    Jetzt!
    Er sprang um die Ecke und stieß dem Typ die Pistole in den Rücken. Gleichzeitig sagte er seinen auswendig gelernten Spruch.
    Doch es lief nicht wie geplant.
    Ein großer Arm fuhr blitzartig nach hinten.
    Ein heftiger Schlag gegen seinen Kopf.
    Er verlor das Gleichgewicht.
    Etwas Warmes und Feuchtes in seinem Mund. Etwas Hartes schwamm in seinem Speichel.
    Aber er hielt die Pistole noch in der Hand.
    Keine Bewegung, oder ich bring dich um! brüllte jemand.
    Brüllte jemand mit seiner Stimme. Dabei spie er das harte Etwas aus.
    Blut lief ihm aus dem Mund.
    Ein Arm legte sich um seinen Hals und würgte ihn.
    Noam stieß die Waffe tief in weiches Eingeweide. Drückte ab.
    Nichts.
    Drückte fester und immer noch passierte nichts.
    Der Arm würgte ihn stärker, und ihm wurde schwindelig. Er erstickte fast an dem Blut.
    Hatte er einen Schuß in den Mund abbekommen?
    Gott, er würde sterben.
    Husten. Husten. Husten.
    Würde sterben!
    Sprich deine letzten Gebete.
    Sprich das Kaddisch!
    Um Atem ringen. Blut spucken.
    Sein Körper schwebte davon.
    Röcheln.
    Ersticken.
    Davonschweben. Sag schnell das Kaddisch. Aber die Worte …
    Und dann ließ der Arm ihn los.
    Der Körper plumpste auf die Erde.
    Hersh lag auf dem Körper. Seine Hand tauchte in den Brustkorb des Mannes.
    In seiner Hand etwas Glänzendes.
    Hersh brüllte irgendwas.
    Aber Noam konnte die Worte kaum verstehen, weil er so heftig Blut spuckte.
    Dann verstand er.
    VERDAMMT NOCH MAL! SIEH IN SEINER JACKENTASCHE NACH.
    Noam griff in das Jackett des Mannes.
    Feucht und warm.
    Der Mann war feucht und warm.
    An seiner Brust nur noch Stoffetzen. Ein feuchtes Loch. Klumpen, die sich wie kleingeschnittenes Fleisch anfühlten.
    Der Mann bewegte sich nicht.
    BEEIL DICH, VERDAMMT NOCH MAL!
    Noam suchte in der Innentasche des Jacketts, zog eine Brieftasche heraus und zeigte sie Hersh.
    Hersh packte Noam an der Hand und rannte los. Einen Block, zwei, drei, vier.
    Noam spuckte Blut. Er hatte starke Schmerzen in der Brust.
    Dann brüllte Hersh ihn an, langsamer zu laufen.
    Einen Block weiter blieben sie stehen.
    Hersh zog rasch seine Jacke aus und wischte damit das Messer ab. Dann warf er sie in einen Müllcontainer und schob das Messer in einen seiner Stiefel, nahm Noam die Skimaske ab und stopfte sie in seine Tasche.
    »Gib mir die Brieftasche«, flüsterte Hersh.
    Noam gehorchte.
    »Hast du die Pistole noch?«
    Noam nickte.
    »Zumindest hattest du so viel Verstand, sie nicht fallen zu lassen.« Hersh wühlte in der Brieftasche, zog ein dickes Bündel Geldscheine heraus und fächerte sie wie Spielkarten auf.
    »Mann, wir sind auf eine Goldader gestoßen.« Hersh sah sich die Ausweise an. »Das Arschloch hat mir einen falschen Namen genannt. Auf seinem Führerschein steht Thomas Stoner, und er hat mir gesagt, er hieß Todd.« Lachend warf er die Brieftasche in den Müll. Dann betrachtete er Noam genauer. »Du siehst beschissen aus.«
    Noam wollte was sagen, ließ es jedoch, als er spürte, wie ihm der Inhalt seines Magens hochkam.
    »Was, zum Teufel, hat er gemacht?« fragte Hersh. »Hat er dir ’nen Zahn rausgeschlagen?« Er spuckte auf Noams Gesicht und fing an, ihn wie ein Affe zu putzen. »Wir müssen hier weg, aber erst müssen wir dich saubermachen.« Er spuckte sich erneut in die Hand. »So geht’s. Komm jetzt. Und ganz ruhig. Er wird nicht um Hilfe schreien.«
    Langsam gingen sie zu ihrem Hotel zurück. Der Mann an der Rezeption sah sie kaum an, als er Hersh den Schlüssel gab.
    Im Zimmer verriegelte Hersh die Tür und ließ sich aufs Bett fallen. Noam setzte sich auf die Bettkante.
    »Weißt du, wenn die verdammte Pistole geladen gewesen wäre, hätten wir die ganze Sache viel sauberer erledigen können. Ich mein, die Waffe war völlig nutzlos. Und du warst auch völlig nutzlos. War anstrengender, dafür zu sorgen, daß dir nichts passiert, als ihn außer Gefecht zu setzen. Das einzige, wozu du gut warst, war das Überraschungsmoment.« Hersh hielt einen Augenblick inne. »Na ja, es hätte schlimmer kommen können.«
    Noam versuchte, aufzuhören zu zittern. »Ist er …«
    Hersh sah ihn entnervt an. »Hat er sich bewegt?«
    Noam schüttelte den Kopf.
    »Dann streng deine Phantasie ’n bißchen an, Kumpel.«
    »O Gott«, stöhnte Noam. Ein Aufschrei aus tiefster Seele. Er rannte ins Bad und würgte unter heftigen Krämpfen sein Essen heraus.
    So eine Awera, so eine schreckliche Sünde.

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