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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Schlaf. Er tastete hastig nach dem Hörer und meldete sich dann wie gewohnt mit »Decker«.
    »Akiva?«
    Akiva? dachte Decker. Es rauschte in der Leitung. Eine aufgeregte weibliche Stimme. Jemand aus New York. Die Jungen? Lieber Gott, tu mir das nicht an.
    »Ja, am Apparat. Mit wem spreche ich?«
    »Wer ist das?« fragte Rina.
    Rina. Er hatte sie ganz vergessen und ermahnte sich, leiser zu sprechen.
    »Hier ist Miriam Berkowitz«, sagte die Stimme. »Die Tante von Noam.«
    »Ist alles in Ordnung?«
    »Nein, leider nicht.«
    »Was ist los, Peter?« fragte Rina.
    Er bedeutete ihr mit einer Handbewegung, ruhig zu sein. »Rufen Sie wegen Noam an?«
    »Ja, ich …«
    »Augenblick«, fiel Decker ihr ins Wort. »Dann ist mit meinen Söhnen alles in Ordnung?«
    Rina stöhnte. »Was?«
    »Ihren Söhnen?« Eine kurze Pause. »Ach, Sie meinen Ri-nas … Denen geht es gut. Du meine Güte, jetzt hab ich Ihnen aber einen Schreck eingejagt. Das tut mir sehr leid.«
    »Schon gut«, sagte Decker. »Lassen Sie mich nur ganz kurz mit Rina reden.« Er hielt den Hörer zu. »Das ist Miriam Berkowitz. Die Tante von Noam. Es geht um Noam. Mit den Jungs ist alles in Ordnung.«
    »Boruch Haschem«, flüsterte Rina. Sie hielt sich eine Hand vor den Mund, atmete einmal tief durch und versuchte dann, langsam zu atmen. »Mach dir wegen mir keine Sorgen. Ich schlaf schon wieder ein.«
    Decker nahm ein Blatt Papier und einen Stift und meldete sich wieder am Telefon. »Was ist los?«
    »Ich hab einen Anruf von Noam bekommen«, sagte Miriam. »Er war völlig außer sich. Weinte … schluchzte. Er redete von irgendwas Schlimmem, was er gemacht hätte. Von einer ganz furchtbaren Awera. Etwas, das er einem Mann angetan hätte, den er angeblich in einer Bar kennengelernt hat. Er redete so schnell, ich glaub, ich hab nicht alles mitbekommen. Ich wußte nicht, wen ich anrufen sollte …«
    »Es war richtig, daß Sie mich angerufen haben«, sagte Decker. »Jetzt beruhigen Sie sich erst mal, Miriam.«
    »Es tut mir leid.«
    Im Hintergrund sagte eine männliche Stimme: »Hast du ihm das von der Pistole erzählt?«
    »Noch nicht«, sagte Miriam.
    »Langsam«, sagte Decker. »Beruhigen Sie sich, Miriam, und hören Sie mir genau zu. Ich werde jetzt mit Ihnen das Gespräch Schritt für Schritt durchgehen. Okay?«
    »Okay. Es tut mir leid …«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Sie haben genau das Richtige getan. Erst mal, wann hat er angerufen?«
    »Ich habe gerade eingehängt.«
    »Okay. Hat er gesagt, wo er ist?«
    »Ich hab ihn gefragt«, sagte Miriam. »Als allererstes hab ich gesagt: ›Noam, wo bist du?‹ Aber er hat nicht darauf geantwortet. Er hat einfach nur geredet. Und das ziemlich unzusammenhängend. Es ergab alles nicht viel Sinn. Er hat so schnell geredet, daß ich kaum ein Wort dazwischengekriegt hab.«
    »Er wirkte also sehr gehetzt?« fragte Decker.
    »Genau.«
    Offenbar hatte sich Noam von Hersh weggeschlichen, um einen Anruf zu machen. Also mußten die beiden noch Zusammensein. Verdammt, verdammt, verdammt. Er hätte Anrufbeantworter an die Telefone sämtlicher Verwandten anschließen lassen sollen. Mit den meisten kann man auch Gespräche aufzeichnen. Man drückt einfach einen Knopf, und das Gerät nimmt alles auf. Ein dummer Fehler von ihm.
    »Ich hätte hartnäckiger nachfragen sollen, wo er ist«, sagte Miriam. »Aber Sie hatten uns gesagt, er hätte sich in einem Motel in Los Angeles einquartiert, also hab ich wohl angenommen, daß er dort ist. Ich hab mich so erschrocken, und er redete so schnell. Außerdem war es fünf Uhr morgens … Du meine Güte! Bei Ihnen muß es halb drei sein.«
    2:36 Uhr, um genau zu sein. »Zumindest haben wir nun endlich einen Beweis, daß Noam noch lebt. Das ist doch wirklich gut. Jetzt setzen Sie sich ganz ruhig hin und entspannen sich, Miriam. Ich werde Ihnen ganz viele Fragen stellen. Okay?«
    »Okay.«
    »Also«, sagte Decker, »das Telefon klingelt, und Sie nehmen den Hörer ab.«
    »Ja.«
    »Was hat Noam als erstes gesagt?«
    »Hm, so was wie ›Tante Miriam, ich bin’s. Ich stecke in furchtbaren Schwierigkeiten ‹ «
    »Er hat sich nicht mit Namen gemeldet?«
    »Hm, nein«, sagte Miriam. »Nein, hat er nicht. Aber ich hab ihn sofort an der Stimme erkannt. Er ist früher oft zu uns gekommen. Er ißt gern, was ich koche.«
    »Er muß auch Vertrauen zu Ihnen haben, wenn er Sie anruft«, sagte Decker. »Okay, also Noam sagt, er stecke in Schwierigkeiten, und was haben Sie gesagt?«
    »Ich hab

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