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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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sagte Decker. »Ich brauch’ keinen Psychofritzen.«
    »Red mit ’nem Psychologen, Peter. Erstens solltest du alles nehmen, was du von deiner Dienststelle kriegen kannst. Und zweitens sind viele Psychologen gutaussehende Frauen. Kann doch nicht so schlimm sein, sich ’ne Stunde mit ’ner attraktiven Frau zu unterhalten, oder?«
    »Mal sehen.«
    »Tu mir den Gefallen«, sagte Randy. »Tu’s für deinen Bruder.«.
    »Ich würde alles für meinen Bruder tun.« Decker versagte die Stimme.
    »Yeah, ich auch.«
    Sie umarmten sich vorsichtig. Randy bemerkte, daß Decker das Gesicht verzog.
    »Nimmst du irgendwas gegen die Schmerzen?«
    »So schlimm ist es nicht.«
    »Du meinst, es tut beschissen weh, aber du willst dich nicht beklagen.«
    »Die Schmerzen sind eher lästig als sonst was. Wie geht’s zu Hause, Randy?«
    »Du meinst bei Mom und Dad? Denen geht’s gut. Roxanne geht mir auf die Nerven. Die übliche Scheiße. Sie schmeißt das Geld schneller zum Fenster raus, als ich’s verdienen kann. Fragt dauernd, warum ich nicht soviel verdiene wie die meisten meiner Kollegen. Ihr ist offenbar noch nie der Gedanke gekommen, daß die Schmiergelder kassieren. Sie sieht nur die Autos, die Swimmingpools …« Randy klopfte sich an den Kopf. »Was red’ ich da? Ich muß immer noch nervös sein. Dein Anruf bei Mom hat mich wirklich beunruhigt. Geht’s dir auch wirklich gut?«
    »Mir geht’s gut. Brauchst du Geld, Randy? Hab keine Hemmungen.«
    Randy setzte eine säuerliche Miene auf. »Ich bin nicht hierhergekommen, um mir von dir Geld zu leihen, Pete.«
    »Das behauptet ja auch keiner. Ich hab’ dir nur eine einfache Frage gestellt.«
    »Ich komm’ schon zurecht.« Aber seine Stimme klang angespannt.
    »Ich überweis’ dir was«, sagte Decker.
    »Nee, laß das. Du hast jetzt selbst ’ne Familie zu ernähren. Zwei kleine Söhne. Gib’s für sie aus.«
    »Es ist kein Problem«, sagte Decker. »Wieviel brauchst du? Würden dir ’n paar Hundert fürs erste weiterhelfen?«
    Randy zuckte die Achseln.
    »Brauchst du mehr?«
    »Nein«, sagte Randy. »Nein, nein, nein, ’n paar Hundert ist prima.« Er lächelte verlegen. »Ich spar’ mir die Bemerkung, daß ich’s dir zurückzahle.«
    »Okay.«
    Randys Augen wurden feucht. Er nahm das Gesicht seines Bruders in die Hände. »Ich hab’ dich sehr gern.« Salzige Rinnsale liefen ihm die Wangen runter und verschwanden in seinem Bart. »Paß gut auf dich auf. Mach nicht noch mal so’n Scheiß.«
    Decker nahm die Hände seines Bruders und drückte sie kräftig. »Hab’ ich nicht vor.«
    Randy stand auf und wischte sich die Augen. »Guter Vorsatz«, sagte er und zeigte mit einem Finger auf Decker. »Dann sehn wir uns wohl zu Hause.«
    »Klar.«
    »Wann kommst du?«
    »Morgen beginnt ein wichtiger jüdischer Feiertag …«
    »Ist das der, wo man Cracker ißt?« fragte Randy.
    Decker lächelte. »Das ist Pessach. Bei dem morgigen muß man vierundzwanzig Stunden fasten.«
    »Aber in deinem Zustand mußt du das doch wohl nicht?«
    »Nein, das muß ich nicht.«
    »Du bist nämlich nicht fit genug, um zu fasten.«
    »Ich hab’ auch nicht vor zu fasten«, sagte Decker. »Aber ich werde ganz viel beten, das kann ich dir versichern.«
    »Nichts ist so wirksam wie eine Kugel, um einen zu einem religiösen Menschen zu machen.«
    »Und wie sieht’s mit dir aus?«
    »Mit mir?« sagte Randy. »Ich geh’ zwar nicht in die Kirche, aber ich bete sehr viel. Jedes Mal, wenn ein Deal kurz vor dem Abschluß steht, bete ich wie der Papst bei der Christmette.«
    Decker lachte, dann verkrampfte er sich vor Schmerz.
    »Wann kommst du denn nun runter nach Florida?« fragte Randy. »In einer Woche?«
    »Eher in zwei bis drei Tagen.«
    »Du mußt dich ausruhen«, sagte Randy.
    »Ich kann mich zu Hause ausruhen«, sagte Decker. »Wenn ich Mom und Rina um mich hab’, brauche ich vermutlich keinen Finger zu rühren.«
    »Besonders wenn Mom sieht, in was für einer Verfassung du bist«, sagte Randy. »Sie ist ja nicht blöd. Sie hat sich große Sorgen gemacht. Deshalb hat sie mich angerufen.«
    »Sag ihr, es geht mir gut.«
    »Dir geht’s nicht gut, du brauchst Ruhe. Und ich helfe dir auch nicht, wenn ich dich noch länger wach halte. Aber ich mußte einfach selbst nach dir sehen.« Er starrte seinen Bruder an, dann seufzte er.
    »Ich seh’ aus wie’n Haufen Scheiße, was?« sagte Decker.
    »Du bist am Leben, Bruder, und das ist wunderbar.«
     
    Rina kam ins Krankenzimmer, schloß die Tür und

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