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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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bleiben.
    Obwohl er von Blutverlust und Austrocknung geschwächt war, hatte er rigoros die Verwendung von Blutkonserven abgelehnt und von AIDS und anderen Infektionskrankheiten gefaselt. Es wäre sein Körper, und er würde verdammt noch mal damit tun, was er wollte. Wenn es ihm bestimmt war, jetzt zu sterben, dann am besten gleich. Besser als ein langsamer Tod.
    Die Ärzte gaben widerwillig seinem Wunsch nach, nahmen jedoch an, daß ein Mann von Peters Statur sich auch so von dem Verlust von einem Liter Blut erholen würde. Nachdem das anfängliche Trauma überstanden war, schien er zur Ruhe zu kommen.
    Eine Illusion.
    Nachdem er sich gerade mal zwei Tage ausgeruht hatte und wußte, daß Noam wieder im Schöße seiner Familie war, ließ er sich urplötzlich – gegen ärztlichen Rat – aus dem Krankenhaus entlassen und buchte einen Flug nach New York.
    Das sei Wahnsinn, hatte Rina erklärt. Sie würde auf keinen Fall tatenlos zusehen, wie er sich umbrachte. Er würde nirgendwohin reisen.
    Aber Peter hatte sich erneut über sie hinweggesetzt. Sie hatte hilflos mit ansehen müssen, wie er mit schmerzverzerrter Miene Klamotten in einen Koffer warf.
    Er führe nach New York, hatte er verkündet. Jetzt, wo er Noam los wäre, fühle er sich stark genug, seine familiären Angelegenheiten zu regeln. Er wolle die verdammte Sache hinter sich bringen, sich verabschieden und nie mehr im Leben Brooklyn oder irgendeinen Levine sehen. Punkt! Diskussion beendet! Und er würde gleich auch noch seine Eltern in Florida besuchen. Wenn sie und die Jungs mitkommen wollten, okay. Wenn nicht, führe er eben alleine.
    Sein ganzer Oberkörper war bandagiert, und sein verletzter Arm war dick mit Mull umwickelt und hing in einer Schlinge. Trotzdem hatte er darauf bestanden, seinen Kram »selbst zu packen, vielen Dank«. Seine Bewegungen waren langsam und schmerzerfüllt. Bei jeder noch so kleinen Drehung zuckte er zusammen. Sein Gesicht war ausgezehrt und aschfahl. Rina rechnete damit, daß er jeden Moment umkippen würde. Doch er hatte immer wieder vor sich hingewurstelt und sich stur jeder Logik widersetzt. Kein Flehen, Weinen, Schreien, keine vernünftigen Worte hatten ihn von seinem starrsinnigen Entschluß abbringen können.
    Die Folgen seiner krankhaften Sturheit bekam Peter schließlich in New York zu spüren. Auf der Fahrt vom Flughafen nach Brooklyn riß plötzlich seine Schlagader, und Blut schoß über ihn und den Rücksitz des Taxis. Er wurde schnellstens ins Krankenhaus gebracht, weil er dringend Blut brauchte, weigerte sich jedoch immer noch, Konserven anzunehmen.
    Rina wußte, daß Peters Blutgruppe – B negativ – nicht sehr häufig war. Da fiel ihr ein, daß Cindy inzwischen in New York war, um an der Columbia University zu studieren. Rina rief sie an, und Cindy eilte sofort ins Krankenhaus, nur um feststellen zu müssen, daß ihr Blut sich nicht mit dem von Peter vertrug.
    Zum Glück gab es ganz in der Nähe einen Spender mit geeignetem Blut. Zunächst lehnte Peter ab. Aber Rina bestand darauf und errang einen hart erkämpften Sieg. Peter gab schließlich nach und akzeptierte einen halben Liter Blut von Frieda Levine.
     
    Decker döste gerade, da klopfte es an der Tür. Er sah auf die Uhr und wußte, daß es nicht Rina sein konnte.
    Hat man denn noch nicht mal in einem verdammten Krankenhaus seine Ruhe! Er hatte sich in eine kleine Privatklinik etwa eine Stunde von Brooklyn entfernt verlegen lassen und Rina strenge Anweisungen gegeben, daß nur sie, Cindy und die Jungs ihn besuchen dürften. Doch er wußte, es war nur eine Frage der Zeit, bevor trotz seiner Bitte einer von den Levines seine Aufwartung machen würde. Das lag wohl in der menschlichen Natur. Und da er ein höflicher Mensch war, würde er vermutlich sogar mit demjenigen reden, wer auch immer es sein mochte. Doch im Grunde seines Herzens wünschte er, sie würden alle verschwinden.
    Also konnte er es auch gleich hinter sich bringen. War das nicht ohnehin der Grund für seinen überstürzten Aufbruch nach New York gewesen? Und begann heute abend nicht Jom Kippur? Vermutlich wollten sie ihn um Verzeihung bitten.
    Dabei gab es eigentlich gar nichts zu verzeihen. War ja schließlich nicht ihre Schuld, daß er von einem Verrückten angeschossen worden war. Das war niemands Schuld. Noch nicht mal die Schuld von Gott. Manchmal passieren halt üble Sachen.
    Und manchmal passiert auch ohne besonderen Grund etwas  Gutes. So wie er Rina kennengelernt hatte, als er

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