Tagebuch der Apokalypse 3: Roman (German Edition)
und Ramirez gehörten zur Kampfgruppe Backbord vorn.
»Es ist nicht mehr weit«, sagte Ramirez zu John. »Es riecht schon nach Piña Colada.«
»Sehr witzig«, sagte John. »Ich rieche leider nichts. Pass jetzt auf. Dreißig Knoten klingt nach nicht viel, aber wenn man von dreißig auf null geht, fliegt dein Arsch über Bord. Ich drücke mich an die Wand. Sich am Geländer festhalten wird nicht reichen.«
»Deswegen habe ich dich doch mitgenommen, Alter. Damit ich ein Hirn dabeihabe. Sieht so aus, als würde ich nie, wie du, ’ne Chance kriegen, ’n College zu besuchen. Purdue ist wahrscheinlich geschlossen, was?«
»Ja, Klugscheißer. Purdue ist wahrscheinlich für die nächsten hundert Jahre geschlossen. Wenn’s auch nichts mehr bringt, eines kann ich dir sagen: Nichts von dem, was ich auf diesem College gelernt habe, hat mich darauf vorbereitet, dass ich einst an Bord eines Flugzeugträgers stehe, der aufs Festland zurast, und dass ich Gänge voller Dinger angreife, die mich fressen wollen. Ich glaube, deine Ausbildungsjahre bei den Marines könnten in der schönen neuen Welt eine Qualifikation sein, die man in dieser ruppigen neuen Wirtschaftsform gut vermarkten kann.«
»Glaubst du, dass Kil in diesem Moment auch so viel Spaß hat?«
»Gott, ich hoffe nicht.«
Die beiden Männer saßen mit dem Rücken an der Wand und schauten zum Heck hin, fort vom Bug des Schiffes. Das Meer klatschte gegen den stählernen Rumpf, und die USS George Washington fuhr mit Maximalgeschwindigkeit. John konnte die Untoten am Ende der Treppe, über der sie saßen, gegen die Luke schlagen hören.
Sie wollten raus. Sie wollten ihm an den Hals.
Die 5MC-Rundrufanlage auf dem Flugdeck rauschte.
»Abstützen, Männer! Aufschlag in zehn, neun, acht, sieben, sechs, fünf, vier, drei …«
Das Schiff verlangsamte, als hätte jemand eine Art Zauberbremse betätigt oder die Stellschrauben umgekehrt. Momente später schrammte der Flugzeugträger auf die Sandbank vor Florida. Stahl zerriss und warf Menschen und Gegenstände in einem chaotischen Wirbelsturm aus Fleisch und Metall umher. Schwere Ausrüstungsgegenstände für Landaktionen, Gabelstapler und Düsenflugzeuge zerrissen ihre Verkettung, rutschten über das Deck und krachten in hochgeklappte Düsendeflektoren und Laufstege. Viele Menschen wurden über die Seite ins klare blaue Wasser geworfen.
Ramirez’ schreiende Stimme riss John in die Wirklichkeit zurück. »Los, Alter, wir müssen! Beweg dich!«
John stolperte hoch und schaute nach hinten. Er schüttelte den Kopf und kniff die Augen zusammen, um deutlicher sehen zu können. Tara winkte in der Ferne genau so, wie sie es vor dem Aufprall ausgemacht hatten. Sein Clan war gesund, außer Will, der noch immer vermisst wurde.
Ramirez legte den Lukenhebel um und riss schnell die Tür auf. Keine Sekunde später hatte er bereits den Schädel einer auf dem nun dunklen Deck liegenden Kreatur zerschmettert.
»Waffenlicht einschalten, John. Es könnte finster werden.«
Wieder wurde ein Schuss abgegeben, diesmal hinter John, wo eine Kreatur nach dem kürzlich erfolgten Aufschlag wankend versuchte, wieder auf die Beine zu gelangen.
Sie hatten jetzt nicht mehr viel Zeit. Die Kreaturen erholten sich von dem Aufprall.
»Die Funkbude ist nur ein paar Räume weiter«, sagte John und feuerte weiter auf jene Gestalten, die noch am Boden lagen.
Er bewegte sich konzentriert voran, schoss mit System und bemühte sich, den Querschlägern zu entgehen, die Ramirez’ Gewehr erzeugte. Er hob die Waffe, um eine Kreatur auszuschalten, die vor ihm aus einem Bereitschaftszimmer sprang – und zögerte.
Es war William.
»Oh, Gott, Will. Tut mir leid.« John stellte sich für den Bruchteil einer Sekunde vor, in ihm könnte noch ein winziger Intelligenzrest vorhanden sein. Wills gespitzte Lippen und sein heulender Schrei nach Fleisch verfestigte jedoch die Unmöglichkeit dessen. John drückte ab und verspritzte Wills Hirn zusammen mit seinen Erinnerungen und seiner Liebe zu Janet und der kleinen Laura über das ganze Schott.
Bevor Wills erschlaffter Leichnam aufs stählerne Deck klatschte, fiel Johns Blick auf einen blutigen Papierfetzen, der aus seiner Hemdtasche hervorlugte. Ohne nachzudenken, riss John ihn heraus und stopfte ihn in seine Gesäßtasche. Er hatte nicht vor, das, was auf dem Zettel stand, zu lesen. Es war nicht für ihn bestimmt.
Vor der Funkbude kämpfte John einen Tränenschwall nieder und gab Zahlen in den Nummernblock ein. Der
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