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Tagebuch der Lust

Tagebuch der Lust

Titel: Tagebuch der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Pink
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Waffe fallen.
    Fassungslos starrte ich zwischen dem Blutfleck, welcher sich auf Calebs Hemd ausbreitete, und Molly hin und her. Erleichtert und schockiert gleichermaßen schluchzte ich auf und stieß meinen toten Mann von mir weg. Dann sprang ich auf und nahm Molly in den Arm.
    „Was hast du getan?“, weinte ich. „Du dummes Ding, was hast du nur getan?“
    Noch niemals zuvor war ich einem Menschen so dankbar gewesen. Allerdings musste ich mir schleunigst etwas einfallen lassen, denn diese Tat bedeutete für Molly den Strick. Eilig zog ich mich an, hob den Revolver auf und machte mich, gemeinsam mit Molly, auf die Suche nach Jethro.
    Die Kerle hatten Jethro ins Freie geschleppt und an einen Baum gebunden. Mit Fäusten und Gewehrkolben schlugen sie auf ihn ein, ungeachtet dessen, dass er bereits bewusstlos war. Mir brach es das Herz, meinen Geliebten so zu sehen, doch ich musste einen kühlen Kopf bewahren. Ich spannte den Revolver und zielte, jedoch zitterten meine Hände so stark, dass ich nicht einmal einen Elefanten getroffen hätte. Ich atmete durch, doch das Zittern ließ sich nicht abstellen. Plötzlich griff jemand nach der Waffe und feuerte. Einer der Männer brach zusammen, und die anderen drehten sich blitzschnell zu mir um. Sprachlos sah ich zu, wie auch der zweite, nach einem erneuten Schuss, tödlich getroffen wurde. Ich blickte zur Seite und erkannte Thomas, Alishas Ehemann. Mir blieb der Mund offen stehen. Thomas lud die Revolvertrommel neu und schoss ein letztes Mal. Das alles geschah so schnell, dass ich die Situation gar nicht erfassen konnte.
    Als Thomas sicher war, dass alle Männer tot waren, sagte er schlicht:
    „Wir sind eine Familie, Victoria. Wir halten zusammen.“
    Sofort rannte ich zu Jethro, befreite ihn von seinen Fesseln und wiegte ihn dann wie in ein Kind in meinem Arm.
    „Jetzt wird alles gut“, flüsterte ich. „Jetzt kann uns niemand mehr trennen.“

Kapitel 15
    Jethro erholte sich schnell, und auch ich kam zur Ruhe. Auf die Frage, warum Thomas plötzlich aufgetaucht war, erzählte er uns:
    „Daniel, der Pferdeknecht, sah, dass Caleb wie der Teufel auf die Plantage geritten kam. Er überlegte nicht lange und kam sofort zu uns, weil er wusste, dass ihr beide zusammen wart. Er ahnte, dass Caleb nichts Gutes im Schilde führte, schon gar nicht mit diesem Pack im Schlepptau. Also ritt ich mit Daniel zu euch. Ich hörte den Schuss aus deinem Schlafzimmer, Victoria, und wusste, dass keine Zeit für Fragen war. Als ich Jethro sah, musste ich handeln. Und nach der Geschichte, die ihr mir erzählt habt, war es genau das Richtige. Caleb hat den Tod verdient und Alisha hätte es mir nie verziehen, wenn Jethro etwas zugestoßen wäre.“
    Selbstverständlich wurden Nachforschungen über den Tod von Caleb angestellt, doch unsere Version von der Geschichte war glaubhaft, und daher wurde niemand zur Verantwortung gezogen. Wir sagten aus, dass ich Caleb aus Versehen erschossen hatte. Eigentlich wollte ich ihn mit der Waffe nur bedrohen, weil er betrunken war und mich schlug. Die Leichen von Calebs Begleitern verschwanden auf wundersame Weise in den Fluten des Flusses, wo sie sich fortan ein nasses Grab mit Mister Cranton teilen. Niemand hat je erfahren, dass sie in dieser Nacht auch auf der Plantage waren.
    Nach einer angemessenen Trauerzeit heirateten Jethro und ich. Während ich die Zeremonie im Kreise der Familie vollziehen wollte, plante Jethro ein rauschendes Fest.
    „Es ist unser Tag, mein Liebling“, sagte er zärtlich. „Ich will, dass du ihn nie vergisst.“
    Halb Atlanta erschien zu unserer Hochzeit. Viele Gesichter erkannte ich, andere waren mir fremd. Unter den Gästen befand sich auch ein alter Bekannter von mir, den mir Jethro als Senator Titus Corbett vorstellte. Galant nahm Titus meine Hand, führte sie an seine Lippen und hauchte einen Kuss darauf.
    „Mrs Sheldon, es freut mich aufrichtig, Sie kennenzulernen“, sagte er galant und ich meinte, eine Spur von Belustigung in seiner Stimme zu hören.
    „Die Freude ist ganz auf meiner Seite“, erwiderte ich.
    „Mein lieber Jethro, darf ich mir die Freiheit herausnehmen, Ihre wunderschöne Braut zum Tanz aufzufordern?“, fragte er an Jethro gewandt, und mein Mann nickte.
    Als Titus mich über das Parkett schweben ließ, flüsterte er plötzlich:
    „Ich soll Ihnen die herzlichsten Glückwünsche zweier lieber, alter Freunde von Ihnen ausrichten.“
    Verständnislos runzelte ich die Stirn.
    „Jake und Samuel“, grinste

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