Tagebuch Eines Vampirs 03. In Der Dunkelheit
während es sie eiskalt überlief.
Sie hatte nicht einmal gemerkt, daß sie laut gesprochen hatte, bis sie sah, daß Katherine und Stefan sie anblickten. „Bonnie hat von dir geträumt“, flüsterte sie. „Aber sie dachte, du seist ich. Sie erzählte mir, daß sie mich unter einem Baum stehen sah. Der Wind blies heftig. Und sie hatte Angst vor mir. Sie sagte, ich hätte so anders ausgesehen, bleich, und von meiner Haut ging ein merkwürdiges Leuchten aus. Dann flog eine Krähe vorbei, ich schnappte sie und drehte ihr den Hals um.“
Bittere Galle stieg in Elenas Kehle, und sie mußte schlucken.
„Aber das warst du.“
Katherine schien erfreut, als ob Elena damit ihre Taten noch aufwerten würde. „Man träumt oft von mir“, sagte sie stolz.
„Deine Tante - sie träumt auch von mir. Ich rede ihr ein, daß es ihre Schuld sei, daß du gestorben bist. Sie glaubt, daß du selbst ihr das erzählst.“ „Oh, Gott...“
„Ich wünschte, du wärst tatsächlich gestorben“, fuhr Katherine fort. Ihr Gesicht war voller Haß. „Du hättest sterben sollen.
Schließlich habe ich dich lange genug im Fluß festgehalten.
Aber du warst ein solches Flittchen, hast Blut von beiden getrunken, daß du zurückgekommen bist. Was soll's?“ Sie lächelte nachlässig. „So kann ich eben länger mit dir spielen.
An jenem Tag habe ich die Beherrschung verloren, weil ich mit ansehen mußte, wie Stefan dir meinen Ring gegeben hat.
Meinen Ring!“ Sie wurde lauter. „Den Ring, den ich ihm hinterlassen habe, damit er sich an mich erinnert! Und er schenkt ihn dir! Da wußte ich, daß ich nicht mehr nur mit ihm spielen würde. Ich mußte Stefan vernichten!“
Stefans Blick war leidend und verwirrt. „Aber ich hielt dich für tot“, sagte er. „Du warst tot. Vor fünfhundert .Jahren bist du gestorben, Katherine...“ „Oh, das war das erste Mal, daß ich euch hinters Licht geführt habe.“ Aber es lag jetzt keine Freude mehr in ihrem Tonfall. Sie klang mürrisch. „Ich hatte alles mit Gudren geplant, meiner Dienerin. Ihr zwei wolltet meine Wahl ja nicht akzeptieren“, brach es aus ihr heraus. Sie blickte wütend von Stefan zu Damon. „Ich wollte, daß wir alle zusammen glücklich werden. Ich liebte euch. Ich liebte euch beide. Aber das war nicht gut genug für euch!“
Katherines Miene hatte sich wieder geändert, und Elena erkannte jetzt das verletzte Kind von vor fünf Jahrhunderten.
So also muß Katherine damals ausgesehen haben, dachte sie verwundert. Die großen, blauen Augen füllten sich tatsächlich mit Tränen. „Ich wollte, daß ihr euch endlich wie Brüder liebt“, fuhr Katherine fort. Sie schien leicht verwirrt. „Aber ihr brachtet es nicht fertig. Und ich fühlte mich schrecklich. Ich dachte, wenn ihr mich für tot haltet, würdet ihr euch lieben.
Und ich wußte, daß ich sowieso weggehen mußte, bevor Papa einen Verdacht schöpfte, was ich war. So haben Gudren und ich alles in die Wege geleitet.“
Katherine schien völlig in ihre Erinnerungen verloren. „Ich ließ mir einen zweiten Talisman gegen die Sonne machen und gab Gudren meinen Ring. Und sie nahm mein weißes Kleid, mein bestes weißes Kleid und Asche vom Herd. Wir verbrannten Fett, damit die Asche den richtigen Geruch bekam. Dann legte sie alles in die Sonne unter den Baum, wo ihr es finden würdet, zusammen mit meiner Nachricht. Ich war nicht sicher, ob ihr euch täuschen lassen würdet, aber es geschah. Doch dann“, Katherines Gesicht war voller Trauer, „habt ihr alles falsch gemacht. Ihr solltet um mich klagen, weinen und einander trösten. Ich hatte dieses Opfer doch für euch gebracht... Aber statt dessen ranntet ihr los und holtet eure Schwerter. Warum habt ihr das getan?“
Es war ein Aufschrei, der aus vollstem Herzen karr. „Warum habt ihr mein Geschenk nicht angenommen? Ihr habt es mit Füßen getreten! In meiner Nachricht habe ich euch mitgeteilt, daß ich eure Versöhnung wollte. Aber ihr habt nichts begriffen und eure Schwerter geholt. Ihr habt euch gegenseitig getötet!
Warum?“
Tränen liefen ihr die Wangen hinunter, und auch Stefans Gesicht war naß. „Wir waren dumm“, sagte er, genauso in der Vergangenheit gefangen wie sie. „Wir haben einander die Schuld an deinem Tod gegeben, und wir waren so dumm...
Katherine, hör mir zu. Es war mein Fehler. Ich war derjenige, der Damon angegriffen hat. Und es tut mir leid. Du weißt gar nicht, wie sehr ich es seither bereut habe. Du weißt nicht, wie viele Male ich
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