Tagebuch Eines Vampirs 03. In Der Dunkelheit
eine Kette mit einem Stein derselben lebhaften Farbe. Elenas eigener Hals fühlte sich so rauh an, als hätte sie geschrien. Außerdem war er trocken. Als sie den Kopf langsam zur Seite wandte, tat selbst diese kleine Bewegung weh. Stefan lag neben ihr. Er war nach vorn gesackt und mit den Armen an die Spitzen des schmiedeeisernen Gitters gebunden. Sein Kopf war auf die Brust gesunken, doch von dem, was sie erkennen konnte, war sein Gesicht totenbleich. Seine Kehle war aufgerissen, und das Blut war auf seinen Kragen getropft und getrocknet. Elena wandte sich so schnell zu Katherine um, daß sich ihr alles im Kopf drehte. „Warum? Warum hast du das getan?“ Katherine lächelte und zeigte spitze, weiße Zähne. „Weil ich ihn liebe“, sagte sie mit kindlicher, singender Stimme. „Liebst du ihn nicht auch?“
Erst da fiel Elena auf, warum sie sich nicht bewegen konnte und ihre Arme so schmerzten. Sie war genauso gefesselt wie Stefan. Fest und sicher an das Gitter gebunden. Ein schmerzhaftes Drehen zur anderen Seite zeigte ihr Damon. Er war in einem weit schlimmeren Zustand als sein Bruder. Seine Jacke und sein Arm darunter waren aufgerissen. Beim Anblick der Wunde drehte sich Elena der Magen um. Sein Hemd hing in Fetzen herunter, und sie konnte die schwachen Bewegungen seiner Rippen sehen, wenn er atmete. Nur daran erkannte sie, daß er noch lebte. Sonst hätte sie ihn für tot gehalten. Blut klebte in seinem Haar und rann in seine geschlossenen Augen.
„Welchen magst du lieber?“ fragte Katherine in vertraulichem Tonfall. „Du kannst es mir ruhig sagen. Welcher von beiden ist der Bessere?“ Elena schaute sie an und empfand Abscheu.
„Katherine“, flüsterte sie. „Bitte. Bitte, hör mir zu...“
„Verrate es mir. Komm schon.“ Die juwelenblauen Augen erfüllten Elenas ganzes Blickfeld, als Katherine sich so nah über sie beugte, daß ihre Lippen fast Elenas Mund berührten.
„Ich finde sie beide spaßig. Du hast doch gern Spaß, Elena?“
Angewidert schloß Elena die Augen und wandte das Gesicht ab.
Katherine trat mit einem hellen Auflachen zurück. „Ich weiß, die Wahl fällt schwer.“ Sie machte eine kleine Pirouette, und Elena erkannte, daß das, was sie für die Schleppe des Kleides gehalten hatte, in Wirklichkeit Katherines Haar war. Es fiel wie geschmolzenes Gold ihren Rücken hinunter bis auf den Boden, wo es hinter ihr herschleifte.
„Es kommt alles auf deinen Geschmack an“, fuhr Katherine fort, machte ein paar graziöse Tanzschritte und kam vor Damon zum Stehen. Sie sah Elena spitzbübisch an, bevor sie Damon am Haar griff, seinen Kopf hochriß und ihre Zähne in seinen Hals senkte. „Nein! Tu das nicht! Verletze ihn nicht noch mehr...“ Elena versuchte, nach vorn zu stürzen, aber sie war zu fest gebunden. Das Gitter war aus Eisen, in Stein eingelassen, und das Seil war dick. Katherine gab Tierlaute von sich, bohrte ihre Zähne weiter in das Fleisch, und Damon stöhnte auf, obwohl er bewußtlos war. Sein Körper zuckte vor Schmerzen.
„Bitte hör auf! Oh, bitte hör auf!“ Katherine hob den Kopf. Blut rann ihr das Kinn hinunter. „Aber ich bin hungrig, und er ist so gut.“ Sie schlug wieder zu, und Damons Körper krampfte sich erneut zusammen. Elena schrie auf. Ich war auch so, dachte sie verzweifelt. Am Anfang, in jener ersten Nacht im Wald. ich war auch so. Ich wollte Stefan genauso verletzen, wollte ihn töten...
Dunkelheit umfing sie, und sie ließ sich dankbar ins Nichts fallen.
Alarics Wagen schleuderte auf einem Stück Eis, als sie die Schule erreichten, und Meredith wäre fast in ihn hineingefahren. Sie und Matt sprangen aus dem Auto und ließen die Türen offen. Vor ihnen taten Bonnie und Alaric dasselbe. „Was ist mit dem Rest der Stadt?“ schrie Meredith, als sie auf die beiden zurannte.
„Nur Elenas Familie - Tante Judith und Margaret.“ Bonnies Stimme war schrill und angsterfüllt, aber ihr Blick war voller Konzentration. Sie legte den Kopf zurück, als versuchte sie sich an etwas zu erinnern. „Ja. Sie sind die anderen, hinter denen die Hunde her sein werden. Seht zu, daß sie sich irgendwohin verschanzen. Vielleicht im Keller. Und dort bleiben.“
„Ich mach das. Ihr drei kümmert euch um das Fest!“ Meredith rannte zurück zu ihrem Auto. Bonnie drehte sich um und folgte Alaric, so schnell es ging.
Der Ball lag in den letzten Zügen. Alles war kurz vor dem Aufbruch. Viele Paare drängten bereits auf den Parkplatz.
Alaric versuchte sie zu
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