Tagebuch Eines Vampirs 04. In Der Schattenwelt
gewesen wären, hätte Stefan ihn für betrunken gehalten.
„Stefan, bitte“, flehte Elena. „Es wäre sehr unhöflich zu gehen, noch bevor wir uns richtig vorgestellt haben“, sagte der Blonde, die Hände lässig in die Taschen seines Regenmantels gesteckt. Er kam einen Schritt näher heran. „Seid ihr nicht neugierig, wer ich bin?“ Elena schüttelte den Kopf, nicht als Einverständnis, sondern besiegt, und ließ ihn an Stefans Schulter sinken. Er legte eine Hand auf ihr Haar. Jeden Teil von ihr wollte er vor diesem Irren schützen. „Ich will es wissen.“
Über Elenas Kopf hinweg sah Stefan dem Blonden gerade in die Augen. „Kann mir gar nicht vorstellen, warum du mich nicht sofort gefragt hast, statt dich an alle möglichen anderen zu wenden“, erwiderte der Mann und kratzte nachdenklich seinen Stoppelbart. „Ich bin der einzige, der es dir sagen kann. Glaub mir, ich bin schon viel in der Welt herumgekommen.“ „Und weiter?“ sagte Stefan unbeeindruckt. „Oh, es gibt mich schon sehr, sehr lange...“ Der Blick des Blonden wurde verträumt, als schaute er über die Jahrhunderte zurück. „Ich habe meine Zähne schon in
schöne, weiße Hälse gebohrt, als deine Vorfahren noch damit beschäftigt waren, das Kolosseum zu bauen. Ich habe mit der Armee Alexander des Großen getötet, im Trojanischen Krieg gekämpft. Ich bin alt, Salvatore. Ich bin einer der Ursprünglichen. In meinen frühesten Erinnerungen trage ich eine Bronzeaxt.“
Stefan nickte langsam. Er hatte von den Uralten gehört. Die Vampire flüsterten einander darüber zu, aber keiner aus Stefans Bekanntenkreis hatte schon einmal tatsächlich einen von ihnen getroffen. Jeder Vampir wird von einem anderen Vampir dazu gemacht. Er wird verwandelt durch den Austausch von Blut. Aber irgendwann, in dunkler Vorzeit, waren die Ursprünglichen entstanden, diejenigen, die nicht gemacht worden waren. Niemand wußte, wie sie selbst zu Vampiren geworden waren. Doch ihre Macht war ohne Zweifel unermeßlich, „Ich habe mitgeholfen, das römische Reich zu stürzen“, fuhr der Uralte versonnen fort. „Sie haben uns Barbaren genannt - nichts haben sie verstanden! Krieg, Salvatore! Es gibt nichts Schöneres als den Krieg. Europa war zu der Zeit noch aufregend. Ich habe damals beschlossen, ein wenig auf dem Land zu verweilen und mich zu amüsieren.
Komisch, weißt du, die Leute schienen sich in meiner Gegenwart nicht besonders wohl zu fühlen. Sie liefen weg oder hielten Kreuze hoch.“ Er schüttelte den Kopf. „Aber eine Frau kam und bat mich um Hilfe. Sie war Magd im Haushalt eines Grafen, und ihre kleine Herrin war krank.
Sterbenskrank, wie sie sagte. Sie wollte, daß ich etwas dagegen unternahm. Und so...“ Das Lächeln kehrte zurück, wurde breiter und breiter, „... tat ich es. Sie war ein hübsches kleines Ding.“
Stefan hatte seinen Körper abgewandt, um Elena vor dem blonden Mann zu schützen, und jetzt drehte er für einen Moment auch den Kopf weg. Er hätte es wissen, es zumindest erraten müssen. Sofort kam alles wieder in sein Gedächtnis zurück. Für Vickies Tod und den von Sue war er verantwortlich.
Er hatte die Ereignisse in Gang gesetzt. „Katherine“, seufzte er und hob den Kopf, um den Mann anzusehen. „Du bist der Vampir, der Katherine umgewandelt hat.“
„Um ihr das Leben zu retten“, betonte der Blonde, als würde Stefan eine Lektion nicht kapieren. „Welches dein kleiner Schatz hier ihr wieder genommen hat.“ Ein Name. Stefan suchte in seinem Gedächtnis nach einem Namen. Er wußte, daß Katherine ihn genannt hatte, genauso, wie sie ihm diesen Mann einmal beschrieben hatte. Er konnte Katherines Worte noch in seinen Ohren hören: Ich wachte mitten in der Nacht auf, und ich sah den Mann, den Gudren, meine Magd, hergebracht hatte. Ich hatte solche Angst. Sein Name war Klaus, und er galt unter den Dorfbewohnern als böse und verdorben...
„Klaus“, sagte der Blonde sanft, als würde er einer Sache zustimmen. „So hat sie mich jedenfalls genannt. Sie kam zurück zu mir, nachdem ihre beiden kleinen italienischen Jungs sie so enttäuscht hatten. Sie hatte alles für sie getan, hatte sie in Vampire verwandelt, ihnen ewiges Leben geschenkt.
Aber sie waren undankbar gewesen und hatten sie hinausgeschmissen. Sehr merkwürdiges Verhalten.“ „So ist es nicht gewesen“ stieß Stefan zwischen den Zähnen hervor.
„Noch merkwürdiger ist, daß sie nie über den Verlust der beiden hinweggekommen ist, Salvatore.
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