Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis
Klemmblock in der Hand und streiche einzelne Punkte ab. » Und Stefano, bitte…« Sie streckte ihm die Hände hin.
Er kniete vor ihr nieder, küsste ihre beiden Hände und umgab sie dann mit dem sanften silbrigen Licht.
» Aber ich hätte trotzdem gern ein Bad…«, bemerkte Bonnie flehentlich, als der neue Vampir– ein hochgewachsener, extrem muskulöser Mann– ebenso wie Damon Mondlichtstrahlen um sich herum entfacht hatte.
Mrs Flowers ergriff das Wort. » In diesem Haus gibt es vier intakte Badewannen: in Stefanos Zimmer, in meinem Zimmer und in den beiden Räumen links und rechts von Stefanos Zimmer. Fühlt euch wie zu Hause. Ich werde sofort in jede Wanne ein wenig Badesalz streuen.« Dann streckte sie die Arme in Richtung der zerlumpten, blutenden und verschmutzten Horde aus und fügte hinzu: » Mein Haus ist euer Haus, meine Lieben.«
Es folgte ein leidenschaftliches, im Chor gerufenes » Danke«.
» Ich werde einen Plan aufstellen. Damit Stefano trinken kann, meine ich. Wenn ihr Mädchen dazu bereit seid…«, setzte Elena hastig hinzu und sah Bonnie und Meredith an. » Er braucht nicht viel, nur ein klein wenig jede Stunde bis zum Morgen.«
Matt gegenüber wirkte Elena noch sehr zurückhaltend. Ebenso wie Matt ihr gegenüber. Aber jetzt trat er vor, die leeren Hände zu einer versöhnlichen Geste erhoben. » Ist es eine Regel, dass nur Mädchen dafür infrage kommen? Denn ich habe ebenfalls Blut und ich bin gesund und stark wie ein Pferd.«
Stefano sah in schnell an. » Keine Regel, dass es nur Mädchen sein dürfen. Aber du brauchst nicht…«
» Ich will dir helfen.«
» In Ordnung. Danke, Matt.«
Die richtige Antwort lautete wahrscheinlich: » Danke, Stefano«, aber Matt fiel nichts anderes ein außer: » Danke, dass du auf Elena achtgegeben hast.«
Stefano lächelte. » Dafür musst du dich bei Damon bedanken. Er und die anderen haben alle mir geholfen– und einander.«
» Wir führen sogar Hunde aus – zumindest Sage tut das«, bemerkte Damon ironisch.
» Oh, da fällt mir etwas ein. Ich sollte auch meine Freunde entlausen. Saber! Talon! Bei Fuß!« Sage fügte einen Pfiff hinzu, den Matt niemals hätte nachahmen können.
In jedem Fall fühlte Matt sich wie im Traum. Ein riesiger Hund, fast so groß wie ein Pony, wie es schien, und ein Falke kamen daraufhin aus der Dunkelheit.
» Jetzt«, sagte der durchtrainierte Vampir, und einmal mehr leuchtete das sanfte Licht auf.
Und dann: » So. Wenn ihr nichts dagegen habt, ziehe ich es vor, mit meinen Freunden draußen zu schlafen. Ich bin Ihnen dankbar für all Ihre Freundlichkeit, Madame, und mein Name ist Sage. Der Falke heißt Talon, der Hund Saber.«
Elena sagte: » Stefanos Wanne bekommen Stefano und ich, und Mrs Flowers’ Wanne die Mädchen. Ihr Jungs könnt das untereinander regeln.«
» Ich«, bemerkte Mrs Flowers ernst, » werde in der Küche sein und Sandwiches machen.« Sie wandte sich zum Gehen.
Das war der Moment, in dem Shinichi sich aus der Erde über ihnen erhob.
Oder eher der Moment, in dem er das Gesicht hob. Es war offenkundig eine Vision, aber eine ebenso erschreckende wie wunderliche. Shinichi schien tatsächlich dort zu sein, ein Riese, der vielleicht die Welt auf den Schultern trug. Der schwarze Teil seines Haares vermischte sich mit der Nacht, aber die scharlachroten Spitzen bildeten eine Art flammenden Heiligenschein um sein Gesicht. Der Kitsune, der aus dem Land kam, das Tag und Nacht von einer riesigen roten Sonne beherrscht wurde, bot einen seltsamen Anblick.
Auch Shinichis Augen waren rot, wie zwei kleine Monde am Himmel, und sie richteten sich auf die Gruppe vor Mrs Flowers’ Haus.
» Hallo«, sagte er. » Na, ihr seid überrascht? Das solltet ihr aber nicht. Ich konnte euch doch wirklich nicht zurückkehren lassen, ohne kurz vorbeizuschauen und Hallo zu sagen. Schließlich ist es lange her– für einige von euch«, erklärte das riesige Gesicht grinsend. » Außerdem möchte ich natürlich Anteil haben an den Feierlichkeiten– wir haben den kleinen Stefano gerettet, und, meine Güte, dafür haben wir sogar gegen ein übergroßes Huhn gekämpft.«
» Ich würde dich gern mal sehen, wie du es mit Blodwedd aufnimmst, einer gegen einen, und dabei einen geheimen Schlüssel aus ihrem Nest holst«, begann Bonnie entrüstet, hielt jedoch inne, als Meredith ihren Arm drückte.
Gleichzeitig murmelte Sage etwas darüber, was sein eigenes » übergroßes Huhn«, Talon, tun würde, sollte Shinichi mutig genug
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