Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis
sagte er zu Elena.
Elena, die für einen Moment von dem Zucken des flauschigen Schwanzes um die seidenen Hosen wie gebannt gewesen war, lief plötzlich dunkelrot an. Sie erinnerte sich an gewisse Dinge. Gewisse Dinge, die ganz anders gewirkt hatten… in einer einsamen Kerkerzelle… in der Dunkelheit einer künstlichen Nacht…
Oh, nun. Am besten, sie machte gute Miene zum bösen Spiel.
» Danke!«, sagte sie und drückte auf den Knopf. Die Türen begannen, sich zu schließen. » Noch mal danke!«, wiederholte sie und machte eine leichte Verbeugung vor dem Kitsune. » Ich bin Elena.«
» Yoroshiku. Ich bin…«
Die Tür schloss sich zwischen ihnen.
» Seid ihr verrückt geworden?«, rief Sage. » Einen Strauß von einem Fuchs anzunehmen!?«
» Du scheinst ihn zu kennen, Monsieur Sage«, bemerkte Meredith. » Was ist mit ihm?«
» Ich weiß nur eines, nämlich dass er mir drei Fünftel des Seine-Klosterschatzes gestohlen hat! Und ich weiß, dass er ein Experte ist, ein Experte im Betrügen beim Kartenspiel! Ahh!«
Letzteres war kein Zornesschrei, sondern ein Ausruf des Erschreckens, denn der kleine Raum bewegte sich seitwärts, schoss hinab und hielt beinahe an, bevor er seine erstere stetige Bewegung wieder aufnahm.
» Wird er uns wirklich nach Fell’s Church bringen?«, fragte Bonnie furchtsam, und Damon legte einen Arm um sie.
» Er wird uns irgendwo hinbringen«, versprach er. » Und dann werden wir weitersehen. Wir sind ein ziemlich gutes Team von Überlebenskünstlern.«
» Da fällt mir etwas auf«, sagte Meredith. » Ich finde, Stefano sieht besser aus.« Elena, die geholfen hatte, ihn ein wenig vor der Bewegung des Dimensionenaufzugs zu schützen, blickte schnell zu ihr auf.
» Meinst du wirklich? Oder ist es nur das Licht? Ich denke, er sollte noch etwas trinken«, erwiderte sie ängstlich.
Stefano errötete, und Elena drückte ihre Finger auf die Lippen, um zu verhindern, dass sie zitterten. Nicht, Liebling, sagte sie stimmlos. Jeder Einzelne von uns war bereit, sein Leben für dich zu geben – oder für mich – für uns. Ich bin gesund. Und ich blute noch immer. Bitte, vergeude mein Blut nicht.
Stefano murmelte: » Ich werde die Blutung stoppen.« Aber als sie sich über ihn beugte, begann er, wie sie es vorausgesehen hatte, zu trinken.
Kapitel Zweiundvierzig
Mittlerweile konnten Matt und Mrs Flowers die blendenden Lichter nicht länger ignorieren. Sie mussten hinausgehen.
Aber gerade als Matt die Tür öffnete, war da– nun, Matt wusste nicht, was es war. Irgendetwas explodierte direkt aus dem Boden hinauf gen Himmel, wo es kleiner und kleiner wurde, wie zu einem Stern, bis es verschwand.
Ein Meteor, der durch die Erde geschossen war? Aber würde das nicht Tsunamis und Erdbeben bedeuten und Schockwellen und Waldbrände und vielleicht sogar das Auseinanderbrechen der Erde? Wenn ein einziger Meteor, der auf die Oberfläche traf, sämtliche Dinosaurier töten konnte…
Das Licht, das gen Himmel geleuchtet hatte, war jetzt ein klein wenig blasser.
» Nun, Gott steh mir bei«, sagte Mrs Flowers mit leiser, erschütteter Stimme. » Matt, mein Lieber, ist mit dir alles in Ordnung?«
» Ja, Ma’am. Aber…« Matts Wortschatz hielt dem Druck nicht länger stand. » Was zur Hölle war das?«
Und zu seiner gelinden Überraschung erwiderte Mrs Flowers: » Genau das habe ich auch gedacht!«
» Moment mal, da bewegt sich etwas. Gehen Sie zurück!«
» Lieber Matt, sei vorsichtig mit diesem Revolver…«
» Es sind Leute! Oh, mein Gott! Es ist Elena. « Matt setzte sich abrupt auf den Boden. Jetzt konnte er nur noch flüstern. » Elena. Sie lebt!«
Soweit Matt sehen konnte, kam eine Gruppe von Leuten aus einem vollkommen rechteckigen Loch aus dem Boden geklettert und half den anderen, ebenfalls herauszuklettern. Das Loch war vielleicht eineinhalb Meter tief und lag in Mrs Flowers’ Engelwurzbeet.
Sie konnten Stimmen hören. » In Ordnung«, sagte Elena, während sie sich bückte. » Jetzt nimm meine Hände.«
Aber die Art, wie sie gekleidet war! Ein Fetzen Scharlachrot, der alle möglichen Kratzer und Schnittwunden an ihren Beinen zeigte. Darüber– nun, die Überreste des Gewandes bedeckten ungefähr so viel, wie ein Bikini bedeckt hätte. Und sie trug den größten, funkelndsten Schmuck, den Matt je gesehen hatte.
Weitere Stimmen, die Matts Schockzustand durchdrangen.
» Sei vorsichtig, ja? Ich werde ihn zu dir hochheben…«
» Ich kann selbst hinausklettern.«– Das war
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