Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen
langen, dunklen Tunnel gerichtet. Er tat Bonnie leid. Sie und die anderen waren schon angespannt genug, aber für Matt musste das alles noch hundert Mal schlimmer sein.
»A lles klar, Matt?«, fragte Meredith, als hätte sie Bonnies Gedanken erraten.
Matt seufzte und knetete sich mit einer Hand seinen steifen Nacken. »A lles klar.« Er blieb stehen und holte Luft. »A llerdings…« Seine Stimme verlor sich, dann begann er von Neuem. »A llerdings können wir einigen von ihnen vielleicht helfen, richtig? Stefano könnte sie lehren, Vampire zu sein, die Menschen keinen Schaden zufügen. Selbst Damon hat sich verändert, nicht wahr? Und Chloe…« Seine Wangen waren gerötet. »K einer von ihnen hat das verdient. Sie wussten nicht, worauf sie sich da eingelassen haben.«
»N ein«, pflichtete Meredith ihm bei und berührte mit einer Hand leicht Matts Ellbogen. »D as ist richtig.«
Bonnie wusste zwar, dass Matt mit der süßen Chloe befreundet war, aber erst jetzt begriff sie, dass er viel mehr als Freundschaft empfinden musste. Wie schrecklich zu wissen, dass Meredith vielleicht einem Mädchen, in das er verliebt war, einen Stab durch die Brust rammen würde. Und noch viel schrecklicher war es zu wissen, dass es das einzig Richtige war.
Zander ergriff mit einem sanften Ausdruck in den Augen Bonnies Hand, und sie wusste, dass er das Gleiche dachte. Bonnie schmiegte sich ein wenig enger an ihn.
Aber als sie an eine dunkle Biegung im Tunnel kamen, ließ Zander Bonnie plötzlich los und trat schützend vor sie hin, während Meredith ihren Kampfstab hob. Bonnie sah die beiden Gestalten, die einander an der Wand umschlungen hielten, erst, als sie sich bereits voneinander lösten. Nein, sie hatten einander nicht wie ein Liebespaar umschlungen, begriff sie– es war ein Vampir, der sich an seinem Opfer festgekrallt hatte. Matt versteifte sich und starrte sie an, dann stieß er einen leisen, unwillkürlichen Laut der Überraschung aus. Es folgte ein plötzliches Knurren, und weiße Zähne blitzten in der Dunkelheit auf, als der Vampir– ein Mädchen, nicht größer als Bonnie– sein Opfer gewaltsam von sich stieß. Das Opfer, ein junger Mann, fiel dem Mädchen vor die Füße.
Bonnie ging um Zander herum und behielt dabei das Vampirmädchen, das jetzt an der Mauer kauerte, genau im Auge. Ohne sich von dem wölfischen, grimmigen Blick des Vampirs abschrecken zu lassen, trat Bonnie neben das Opfer, kniete sich hin und fühlte ihm den Puls. Er war regelmäßig, aber der Mann blutete ziemlich stark, und Bonnie zog ihre Jacke aus und presste sie ihm auf die Kehle, um die Blutung zu stillen. Ihre Hände zitterten, aber sie versuchte, sich nur darauf zu konzentrieren, was getan werden musste. Unter den geschlossenen Lidern bewegten sich die Augen des jungen Mannes hektisch hin und her, als hätte er einen bösen Traum, aber er kam nicht zu Bewusstsein.
Das Mädchen– der Vampir, rief Bonnie sich ins Gedächtnis– beobachtete jetzt voller Anspannung Meredith. Das Vampirmädchen würde entweder kämpfen oder weglaufen. Sie zuckte zurück, als Meredith näher trat und den Weg versperrte. Meredith hob ihren Stab höher und zielte auf die Brust des Mädchens.
»W arte«, sagte das Mädchen heiser und streckte die Hände aus. Sie schaute an Meredith vorbei und schien zum ersten Mal Matt zu bemerken. »M att«, murmelte sie. »H ilf mir. Bitte.« Sie starrte ihn sichtlich konzentriert an, und Bonnie begriff erschrocken, dass sie versuchte, ihre Vampirmacht zu benutzen, um Matt gefügig zu machen. Aber es funktionierte nicht– sie war wohl noch nicht stark genug–, und einen Moment später rollten ihre Augen zurück und sie sackte an der Mauer zusammen.
»B eth, wir wollen dir eine Chance geben«, sagte Matt zu dem Vampir. »W eißt du, was mit Ethan passiert ist?«
Das Mädchen schüttelte nachdrücklich den Kopf und ihr langes Haar flog um sie herum. Ihre Augen flackerten zwischen Meredith und dem Tunnel hinter ihr hin und her, bis sie schließlich einen Schritt zur Seite machte. Meredith folgte ihr und trat näher; sie drückte ihr den Stab auf die Vampirbrust.
»W ir können sie nicht einfach töten«, sagte Matt mit einem leicht verzweifelten Unterton in der Stimme. »N icht wenn es eine andere Möglichkeit gibt.«
Meredith schnaubte ungläubig und bewegte sich noch näher auf den Vampir zu– Beth, wie Matt sie genannt hatte. Beth fletschte die Zähne zu einem stummen Knurren.
»W artet eine Sekunde«, sagte Zander
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