Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen
Bonnie lehnte sich zurück. Zander schaute sie mit hochgezogenen Augenbrauen und einem hoffnungsvollen Gesichtsausdruck an und sie lächelte ihm zu. Sie würde wohl herausfinden müssen, um was genau es sich bei diesen anderen »k leinen Dingen« handelte.
»S cheint ja etwas ziemlich Nützliches zu sein«, bemerkte sie und beobachtete, wie Zanders Züge sich entspannten und er sie anstrahlte.
Meredith räusperte sich. Ihr Blick ruhte immer noch voller Mitgefühl auf Matt, aber ihre Stimme war trocken. »W ir sollten alle sobald wie möglich zusammenrufen. Wenn Ethan immer noch versucht, Nicolaus wiederauferstehen zu lassen, müssen wir uns jetzt einen Plan zurechtlegen.«
Nicolaus. Plötzlich spürte Bonnie deutlich die Kälte des steinernen Tunnelbodens unter ihren Knien. Nicolaus war Dunkelheit, Gewalt, Angst. Sie hatten ihn daheim in Fell’s Church bereits einmal besiegt, aber nur mithilfe einer außerordentlichen, übernatürlichen Einmischung– mithilfe der Geister der Stadt, die sich gegen ihn erhoben hatten. Das würde sich nicht noch einmal wiederholen. Aber was konnten sie stattdessen unternehmen? Bonnie wurde schwindlig und für eine Sekunde schloss sie die Augen. Unter ihnen, das konnte sie spüren, erhob sich eine schwere, erstickende Dunkelheit, erpicht darauf, sie zu verzehren. Etwas Böses war auf dem Weg.
Kapitel Drei
Elena ergriff Stefanos Hand und fand bereits diese kleine Berührung erregend. Es war so lange her, seit sie das letzte Mal miteinander allein gewesen waren, viel zu lange, seit sie Stefano nah genug gewesen war, um ihn zu spüren. Und jetzt gab ihr schon die kleinste Berührung eine tiefe, befriedigende Gewissheit, dass Stefano endlich hier bei ihr war.
Die Nacht war angenehm warm und das Moos unter ihren Füßen samtweich. Eine Brise ließ das Laub rascheln und durch die Äste der Bäume konnte Elena den Sternenhimmel sehen. Alles, was man sich für einen romantischen Waldspaziergang nur wünschen konnte. Nur dass sie leider nach blutdürstigen Vampiren suchten.
»I ch spüre nichts«, sagte Stefano. Seine Hand lag beruhigend fest um ihre, aber in seinen dunkelgrünen Augen stand ein abwesender Ausdruck, und Elena wusste, dass er seine Macht aussandte, um den Wald abzusuchen. »K eine Vampire und niemanden, der Angst oder Schmerzen hat, soweit ich das erkennen kann. Ich denke nicht, dass irgendjemand in der Nähe ist.«
»A ber wir werden weitersuchen. Nur für alle Fälle«, drängte Elena. Stefano nickte. Seine Macht hatte Grenzen. Jemand, der viel stärker war als er, konnte sich davor verstecken; jemand, der viel schwächer war, würde seiner Aufmerksamkeit vielleicht entgehen. Und einige Kreaturen, wie Werwölfe, konnte er überhaupt nicht spüren.
»I ch weiß, dass ich gar keinen Gedanken daran verschwenden dürfte, bei allem, was hier passiert– aber ich will einfach nur mit dir allein sein«, gestand Elena leise. »D ie Dinge entwickeln sich so schnell. Wenn Ethan Nicolaus zurückbringt… Es kommt mir so vor, als hätten wir vielleicht nicht mehr viel Zeit.«
Stefano ließ Elenas Hand los und berührte sanft ihr Gesicht; seine Fingerspitzen strichen über ihre Wangen und die Wölbung ihrer Augenbrauen, sein Daumen zeichnete die Konturen ihrer Lippen nach. Mit vor Leidenschaft dunklen Augen lächelte er sie an. Dann küsste er sie, zunächst ganz sanft.
Oh, dachte Elena, ja.
Als hätte er nur auf ihre Bestätigung gewartet, wurden Stefanos Küsse leidenschaftlicher. Er schob ihr sanft eine Hand ins Haar, und sie bewegten sich rückwärts, bis er sie gegen einen Baum drückte. Die Borke war rau, aber Elena kümmerte es nicht; sie kümmerte sich nur um Stefano und küsste ihn wild und hungrig.
Das ist wie nach Hause kommen, dachte Elena und spürte sofort Stefanos Zustimmung und die Stärke seiner Liebe. Ja, dachte er, und noch viel mehr.
Ihre Geister verschmolzen und Elena versank in dem vertrauten Wirbel von Stefanos Gedanken und Gefühlen. Sie spürte seine Liebe– seine starke, beständige Liebe–, und sie spürte sein Bedauern, dass sie so viel Zeit verloren hatten. Das schmerzte wie eine Prellung. Doch am stärksten war das Gefühl glückseliger Erleichterung. Ich wusste nicht, wie ich ohne dich leben sollte, sandte Stefano ihr seine Gedanken. Ich hätte nicht ewig in dem Wissen leben können, dass du nicht mir gehörst.
Bei dem Wort ewig durchzuckte Elena die kalte Angst. Wenn er nicht gewaltsam starb, war die Ewigkeit für Stefano
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