Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen
brannten ihre Augen.
Ich habe noch niemandem davon erzählt. Meredith und Damon wissen zwar, dass ich nach dem Treffen mit James völlig aufgelöst war, aber sie wissen nicht, warum. Letzte Nacht ist so vieles geschehen, dass für eine Erklärung gar keine Gelegenheit war.
Ich muss mit Stefano darüber reden. Ich weiß, dass es mir dann … besser gehen wird.
Aber ich habe Angst, es ihm zu sagen.
Nachdem Stefano und ich Schluss gemacht hatten, war es Damon, der mir zu erkennen half, welchen Weg ich einschlagen musste. Der eine Weg führte ins Tageslicht, zu einem beinah normalen, beinah menschlichen Leben mit Stefano. Der andere führte in die Nacht, wo mich Abenteuer und der Rausch der Macht willkommen hießen, welche nur die Dunkelheit bereithält. Zusammen mit Damon.
Ich habe das Licht gewählt. Und Stefano. Aber wenn es mir bestimmt ist, eine Wächterin zu werden, ist der Weg in die Dunkelheit dann nicht bereits vorgezeichnet? Werde ich mich in eine Person verwandeln, die das Undenkbare tut – und ohne mit der Wimper zu zucken das Leben von Menschen nimmt, die so liebevoll und rein sind wie meine Eltern? Wie normal, wie menschlich könnte ich als Wächterin denn noch leben?
Das Geräusch eines Schlüssels in der Tür riss Elena aus ihren Gedanken. Hastig klappte sie das in Samt gebundene Tagebuch zu und schob es unter ihre Matratze.
»H allo«, begrüßte sie Meredith.
»S elber Hallo«, erwiderte Meredith grinsend. Elena war sich sicher, dass ihre Freundin nur wenige Stunden geschlafen hatte– sie war mit Stefano und Damon auf Vampirjagd gegangen, nachdem Elena sich schlafen gelegt hatte, und sie war bereits erneut unterwegs gewesen, als Elena endlich erwacht war–, und dennoch wirkte sie frisch und voller Tatendrang, ihre grauen Augen leuchteten, und ihre olivfarbenen Wangen waren leicht gerötet.
Energisch schob Elena ihre eigenen Ängste beiseite und lächelte zurück.
»N a, meine Superheldin, hast du mal wieder den ganzen Tag die Welt gerettet?«, witzelte Elena.
Meredith zog eine Augenbraue hoch. »W enn du es genau wissen willst: Ich komme gerade aus dem Lesesaal der Bibliothek. Hast du keine Seminararbeiten abzugeben?«
Elenas Augen weiteten sich. Bei all dem, was in letzter Zeit geschehen war, hatte sie ihre Kurse völlig vergessen. Dabei war sie bis jetzt eine fleißige Studentin gewesen und auf der Highschool hatte sie zu den besten Schülerinnen gehört. Waren denn tatsächlichirgendwelche Arbeiten fällig, die sie verschwitzt hatte?
Aber was spielt das noch für eine Rolle?, schoss es ihr entmutigend durch den Kopf. Als Wächterin wird das Studium sowieso nicht mehr wichtig sein.
»H ey«, sagte Meredith aufmunternd, ohne von Elenas wahren Sorgen zu ahnen. Meredith rieb ihrer Freundin die Schulter. »M ach dir deswegen keine Gedanken. Das wirst du alles locker aufholen.«
Elena schluckte und nickte. »A uf jeden Fall«, antwortete sie und zwang sich zu einem Lächeln.
»A ber gestern Nacht habe ich mit Damon und Stefano tatsächlich ein wenig die Welt gerettet«, fuhr Meredith beinah verschämt fort. »I m Wald am Campus haben wir vier Vampire getötet.« Behutsam nahm sie ihren Kampfstab vom Bett. »E s fühlt sich wirklich gut an, das zu tun, wofür ich ausgebildet wurde. Wofür ich geboren wurde.«
Bei diesen Worten zuckte Elena innerlich zusammen: Und wofür wurde ich geboren? Aber eines musste sie Meredith unbedingt noch sagen. »D u hast mich ebenfalls gerettet«, stellte Elena fest. »U nd dafür danke ich dir.«
Ein warmer Ausdruck trat in Meredith’ Augen. »G ern geschehen«, erwiderte sie leichthin. »S chließlich brauchen wir dich hier– das weißt du.« Sie verstaute ihren Stab in dem schwarzen Samtfutteral. »I ch treffe mich gleich mit Stefano und Matt in der Bibliothek, um die Leichen aus dem geheimen Kellerraum der Vitale Society zu schaffen. Bonnie meinte, ihr Verriegelungszauber würde nicht sehr lange halten, und jetzt, da es dunkel ist, sollten wir möglichst schnell versuchen, sie loswerden.«
Angst durchzuckte Elena. »A ber was ist, wenn die anderen Vampire zurückgekommen sind?«, fragte sie. »M att hat doch gesagt, er glaube, es gebe mehr als einen Eingang.«
Meredith zuckte die Achseln. »D eshalb nehme ich ja meinen Stab mit«, entgegnete sie. »E s sind nicht mehr viele von Ethans Vampiren übrig und sie sind zum größten Teil Neulinge. Stefano und ich werden mit ihnen fertig.«
»U nd was ist mit Damon, begleitet er euch nicht?« Elena
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