Tagebuch für Nikolas
wieder da zu sein. Überhaupt noch da zu sein.
Das Leben ist ein Wunder, mein Schatz, oder besser: eine Reihe kleiner Wunder. So ist es wirklich, wenn du lernst, das Leben aus dem richtigen Blickwinkel zu betrachten.
Ich liebe unser kleines Landhaus an der Beach Road. Mehr als je zuvor, Nicky. Ich weiß es immer mehr zu schätzen, jede kleine Ritze, jede noch so winzige Ecke.
Matt hat ein schönes Mittagessen für uns zubereitet. Er ist ein ziemlich guter Koch - genauso geschickt mit Töpfen und Pfannen wie mit Hammer und Nagel. Er hat im Sonnenzimmer auf einer rot und weiß karierten Decke ein Picknick vorbereitet. Einen Nizza-Salat, frisches Vollkornbrot und Tee. Wunderbar. Nach dem Mittagessen saßen wir drei dort, und er hielt meine Hand, und ich hielt die deine.
Nikolas, Suzanne und Matt. So einfach ist das Glück.
Nick, du kleiner Racker,
jeder Augenblick mit dir erfüllt mich mit unglaublichem Staunen.
Gestern habe ich dich zum ersten Mal mit an den Atlantik genommen. Es war der erste Juli. Es hat dir unheimlich gut gefallen.
Das Wasser war wunderbar, nur ganz kleine Wellen. Genau deine Größe. Noch besser war der viele Sand - dein eigener, unerschöpflicher Sandkasten.
Ein Lächeln von dir.
Und von mir.
Mommy guck, Mommy komm!
Als wir wieder zu Hause waren, ergab es sich, dass ich dir ein Foto von der zwei Jahre alten Bailey Mae Bone gezeigt habe, unserer Nachbarin ein Stück die Beach Road hinunter. Du hast gelächelt, und dann hast du die Lippen gespitzt. Du wirst mal ein Ladykiller. Aber sei sanft und zärtlich, wie dein Daddy.
Du hast einen guten Geschmack. Du schaust dir gerne hübsche Dinge an: Bäume, das Meer, und natürlich Lichter.
Du drückst auch gerne auf die weißen Elfenbeintasten auf unserem Klavier.
Und du machst gerne sauber. Du schiebst den Staubsauger herum und putzt es mit Küchenpapier weg, wenn einmal ein Malheur passiert ist. Vielleicht kann ich davon profitieren, wenn du ein wenig älter bist.
Auf jeden Fall machst du mir sehr viel Freude. Ich hüte dich wie einen Schatz und bewahre jedes Kichern, jedes Lachen, jedes Weinen im Herzen.
Wach auf, meine Schöne. Heute liebe ich dich noch mehr als gestern!
So weckt Matt mich jeden Morgen, Nicky, seit ich aus dem Krankenhaus gekommen bin. Selbst wenn ich noch halb schlafe, macht es mir nichts aus, von seiner wohltuenden Stimme und von diesen Worten geweckt zu werden.
Die Wochen vergingen, und ich gewann nach und nach meine Stärke zurück. Ich fing an, lange Spaziergänge am Strand vor unserem Haus zu machen. Ich hatte sogar einige Patienten. Ich bekam mehr Bewegung als je zuvor in meinem Leben.
Es waren noch ein paar Wochen vergangen, und ich wurde noch stärker. Ich war stolz auf mich.
Eines Morgens beugte Matt sich wieder einmal über mein Bett. Er hielt dich im Arm und lächelte zu mir herunter. Ihre habt beide gegrinst. Ich witterte eine Verschwörung.
»Jetzt ist es offiziell! Das dreitägige Harrison-Familienwochenende hat begonnen. Wach auf, meine Schöne. Wir sind spät dran.«
»Was ist?«, fragte ich und schaute aus dem Schlafzimmerfenster. Es war noch dunkel draußen.
Schließlich hast du deinen Vater angeschaut, Nicky, als wäre der völlig übergeschnappt.
»Abwärts, Spatz«, sagte Matt und setzte dich neben mich aufs Bett. »Pack deine Sachen, Suzanne. Wir fahren weg. Nimm mit, was du für drei tolle Tage brauchst.«
Ich stützte mich auf einen Ellbogen und schaute Matt neugierig an. »Drei tolle Tage?«
»Ich habe im Hob Knob Inn in Edgartown für uns gebucht. Riesenbetten, ein üppiges Frühstück auf dem Lande, Nachmittagstee. Du brauchst keinen Finger zu rühren, keinen Teller zu spülen und nicht ans Telefon zu gehen, Suzanne. Klingt das gut?«
Es klang wunderbar. Genau das, was ich brauchte.
Dies ist eine Liebesgeschichte, Nikolas.
Deine, meine und Daddys. Sie erzählt davon, wie gut es sein kann, wenn man den richtigen Menschen findet. Sie erzählt davon, wie man jeden Augenblick mit diesem besonderen Menschen bewahrt und hütet. Jede Millisekunde.
Unser dreitägiges Abenteuer begann beim Flying Horses Carousel, wo wir auf die verzauberten Pferde stiegen und im Kreis über die hohen Hügel von Oak Bluffs ritten. Da waren wir also und ritten auf den bunt bemalten Ponys unter dem leuchtenden Schirm, so wie früher. Was für ein Erlebnis!
Wir besuchten die Strände, die wir so lange nicht gesehen hatten. Lucy Vincent Beach südlich der South Road, Quansoo Beach und Hancock Beach …
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