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Tagebücher 1909-1923

Tagebücher 1909-1923

Titel: Tagebücher 1909-1923 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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zweimal nach ihr zurück, sie faßte auch den Blick, aber dann lief ich ihr eigentlich davon.
    Die Unsicherheit geht gewiß von den Gedanken an F. aus.
    20. (November 1913) Im Kino gewesen. Geweint. "Lolotte".
    Der gute Pfarrer. Das kleine Fahrrad. Die Versöhnung der Eltern. Maßlose Unterhaltung. Vorher trauriger Film "Das Unglück im Dock" nachher lustiger "Endlich allein". Bin ganz leer und sinnlos, die vorüberfahrende Elektrische hat mehr lebendigen Sinn.
    21. (November 1913)
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    Traum: Das französische Ministerium, vier Männer, sitzt um einen Tisch. Es findet eine Beratung statt. Ich erinnere mich an den an der rechten Längsseite sitzenden Mann mit einem im Profil flach gedrückten Gesicht, gelblicher Hautfarbe, weit vorspringender (infolge des Plattgedrücktseins) so weit vorspringender ganz gerader Nase und einem ölig schwarzen, den Mund überwölbenden, starken Schnurrbart.
    Klägliche Beobachtung, die gewiß wieder von einer
    Konstruktion ausgeht, deren unterstes Ende irgendwo im Leeren schwebt: Als ich das Tintenfaß vom Schreibtisch nahm, um es ins Wohnzimmer zu tragen, fühlte ich irgendeine Festigkeit in mir, so wie z. B. die Kante eines großen Gebäudes im Nebel erscheint und gleich verschwindet. Ich fühlte mich nicht verloren, etwas wartete in mir, unabhängig von Menschen selbst von Felice. Wie nun, wenn ich davon wegliefe, so wie z. B.
    einer einmal in die Felder lauft.
    Dieses Voraussagen, dieses sich nach Beispielen richten, diese bestimmte Angst ist lächerlich. Das sind Konstruktionen, die selbst in der Vorstellung in der allein sie herrschen, nur fast bis zur lebendigen Oberfläche kommen, aber immer mit einem Ruck überschwemmt werden müssen. Wer hat die Zauberhand, daß er sie in die Maschinerie steckte und sie würde nicht durch tausend Messer zerrissen und verstreut.
    Ich bin auf der Jagd nach Konstruktionen. Ich komme in ein Zimmer und finde sie
    in einem Winkel weißlich
    durcheinandergehn.
    24. November 13 Vorgestern abend bei Max. Er wird immer fremder, mir war er es schon oft, nun werde ich es auch ihm.
    Gestern abend einfach ins Bett gelegt. Traum gegen Morgen: Ich sitze im Garten eines Sanatoriums beim langen Tisch, sogar am Kopfende, so daß ich im Traum eigentlich meinen Rücken sehe. Es ist ein trüber Tag, ich muß wohl einen Ausflug gemacht haben und bin in einem Automobil, das im Schwung bei der Rampe vorfuhr, vor kurzem angekommen. Man soll gerade das
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    Essen auftragen, da sehe ich eine der Bedienerinnen, ein junges zartes Mädchen, in sehr leichtem oder aber schwankendem Gang, mit einem Kleid in Herbstblätterfarben, durch die Säulenhalle, die als Vorbau des Sanatoriums
    diente
    herankommen und in den Garten herabsteigen. Ich weiß noch nicht, was sie will, aber zeige doch fragend auf mich, um zu erfahren, ob sie mich meine. Sie bringt mir wirklich einen Brief.
    Ich denke das kann nicht der Brief sein, den ich erwarte, es ist ein ganz dünner Brief und eine fremde dünne unsichere Schrift.
    Aber ich öffne ihn und es kommt eine große Anzahl dünner vollbeschriebener Papiere heraus, allerdings ist auf allen die fremde Schrift. Ich fange zu lesen an, blättere in den Papieren und erkenne daß es doch ein sehr wichtiger Brief sein muß und offenbar von F.’s jüngster Schwester ist. Ich fange mit Begierde zu lesen an, da sieht mir mein rechter Nachbar, ich weiß nicht ob Mann oder Frau, wahrscheinlich ein Kind, über meinen Arm in den Brief. Ich schreie: "Nein!" Die Tafelrunde nervöser Leute fängt zu zittern an. Ich habe wahrscheinlich ein Unglück angerichtet. Ich versuche mit einigen raschen Worten mich zu entschuldigen, um wieder gleich lesen zu können. Ich beuge mich auch wieder zu meinem Brief, da erwache ich
    unweigerlich, wie von meinem eigene n Schrei geweckt. Ich zwinge mich bei klarem Bewußtsein mit Gewalt wieder in den Schlaf zurück, die Situation zeigt sich tatsächlich wieder, ich lese noch rasch zwei drei nebelhafte Zeilen des Briefes, von denen ich nichts behalten habe und verliere im weitern Schlaf den Traum.
    Der alte Kaufmann, ein riesiger Mann, stieg mit
    einknickenden Knien, das Geländer mit der Hand nicht haltend sondern pressend die Stiegen zu seiner Wohnung hinauf. Vor der Zimmertür einer vergitterten Glastür wollte er wie immer den Schlüsselbund aus der Hosentasche ziehn, da bemerkte er in einem dunklen Winkel einen jungen Mann, der nun eine Verbeugung machte. "Wer sind Sie? Was wollen Sie?" fragte
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der Kaufmann noch

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