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Tagebücher der Henker von Paris

Tagebücher der Henker von Paris

Titel: Tagebücher der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Sanson
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schrecklichen Strafe, die auf den Scheinen selbst der Nachahmung angedroht war, die Gier der Fälscher.
    Natürlich sah die politische Leidenschaft in denen, welche ihre Bankzettel nachdruckten, nicht die Verbrecher aus Habsucht, sondern geradezu Personen, welche der Sicherheit und dem Wohle des Staates gefährlich zu werden drohten, und als solche aus dem Wege geräumt werden mußten. Während der kurzen Zeit von ungefähr sieben Monaten, vom 1. Januar bis 20. August, wurden fünfzehn solche Personen, die man damals Assignatenfälscher [15] nannte, auf dem Grèveplatz geköpft.
    In dieser Zeit politischer Stürme und Ungewitter war die Verteidigung nicht weniger erbittert und heftig als der Angriff selbst. Die königlich gesinnten Schriftsteller kämpften mit Ungestüm und bisweilen Erbitterung gegen ihre Widersacher von der patriotischen Partei.
    Zwei Journalisten, Suleau und Durosoy, hatten wegen der Heftigkeit und fast unbändigen Sprache sich die gefährliche Ehre verdient, den glühendsten Volkshaß gegen sich gerichtet zu sehen. Der erste von beiden hatte, als ein Mann der Wissenschaft und schnellen Tat, als ein Kämpfer mit dem Degen und mit der Feder am 10. August den Thron mit den Waffen in der Hand verteidigt. Durch Théroigne de Méricourt erkannt, welches Weib der kühne Witzbold mit seinem Hohne verfolgt hatte, und der er, die ganze Sache ins Lächerliche und Zweideutige ziehend, den Abgeordneten Populus (Volk) zum Liebhaber gegeben, wurde der Redakteur der »Apostelgeschichte« in dem Hofe der Feuillantiner [16] in Stücke zerrissen, dank der tigerhaften Wut der blutdürstigen Amazone.
    Weniger glücklich als sein Genosse, hatte Durosoy, der Redakteur der Gazette de Paris und des Royaliste, die ganze Angst und Qual der Hinrichtung zu erdulden, welche bis dahin nur für wirkliche gemeine Verbrecher aufbewahrt worden war.
    Nachdem er am 26. August verurteilt worden, fand die Hinrichtung am folgenden Tage statt und Durosoy starb mit großer Seelenruhe und erwarb sich durch seine große Charakterfestigkeit selbst noch in den letzten Augenblicken wenigstens die Achtung des rohen Haufens. Ein alter Offizier namens Collinot d'Angremont, der der Seelenverkäuferei und der Mitwisserschaft und Teilnahme an dem angeklagt, was man die Verschwörung vom 10. August nannte, folgte ihm auf dem Schafott.
    Am 29. August erlitt Laporte, der Intendant der Zivilliste, die Todesstrafe für eine Menge von Anklagen und Beschuldigungen, welche sämtlich unbegründet waren.
    Am 31. August richtete man Sellier und Desperriers hin, die nach Beschluß des Kriminalgerichts wegen Ausgabe falscher Assignaten zur Strafe der Enthauptung verurteilt worden waren.
    Als bei Gelegenheit der Hinrichtung Collots von dem aufgeregten Volkshaufen die Enthauptungsmaschine und das Schafott nach dem Karussellplatz geschafft worden waren, hatte man den Pranger allein vergessen; er blieb auf dem Grèveplatz stehen, und deswegen mußten etwaige Ausstellungen auch immer dort stattfinden.
    Am 1. September hatte mein Großvater einen Mann namens Jean Julien, einen Fuhrmann zu Vaugirard, der zu zwölf Jahren Kettenstrafe und zum Pranger wegen Diebstahls verurteilt worden, in das Halseisen gelegt. Jean Julien behauptete fortwährend seine Unschuld und zeigte wahrend der ganzen Zeit, da er am Pranger stand, eine große Entrüstung.
    Noch während man ihn auf den Grèveplatz führte, hatte er mehrmals denen, die ihn fühlten, wiederholt, daß er den Tod dieser entehrenden Strafe vorziehen würde.
    Man hatte diese Worte für alberne Prahlerei gehalten und keine Achtung darauf gegeben. Als man über ihm an den Balken, an dem er befestigt war, die Schrift annagelte, sprach er Verwünschungen gegen die Richter und gegen die Regierung aus. Charles Henri Sanson forderte ihn auf, sich ruhig zu verhalten, widrigenfalls er ihn knebeln lassen würde. Aber in demselben Augenblick, obwohl bis dahin noch nichts in den Worten Jean Juliens gezeigt hatte, daß er ein königlich Gesinnter sei, begann der Mann aus allen Kräften zu schreien:
    »Es lebe der König! Es lebe die Königin! Ein Hurra für den kühnen Feldherrn Lafayette! Zum Teufel die Nation!«
    Die Szene, welche diesen Worten folgte, läßt sich, wie leicht begreiflich, nicht schildern.
    Der unglückliche Jean Julien hatte noch nicht vollendet, als ein Hagel von Wurfgeschossen aller Art an das Brett des Prangers anschlug. Fast gleichzeitig war der Unglückliche auch schon von dem Schandpfahl hinweggerissen und

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