Tagebücher
Briefe, habe beim zionistischen Verein durchgesetzt, daß die z. Vereine Böhmens befragt werden, ab sie Gastspiele der Truppe haben wollen, das nötige Rundschreiben habe ich geschrieben und vervielfältigen lassen; habe noch einmal Sulamit gesehn und einmal Herzele Meliches von Richter, war beim Volksliederabend des Vereins Bar Kochba und vorgestern beim "Graf von Gleichen" von Schmidtbonn.
Volksliederabend: Dr. Nathan Birnbaum hält den Vortrag. Ostjüdische Gewohnheit, wo die Rede stockt, "meine verehrten Damen und Herren" oder nur "meine Verehrten" einzufügen. Wiederholt sich am Anfang der Rede Birnbaums zum Lächerlichwerden. Soweit ich aber Löwy kenne glaube ich daß solche ständigen Wendungen, die auch im gewöhnlichen ostjüdischen Gespräch oft vorkommen wie "Weh ist mir!" oder "S'ist nischt" oder "S'ist viel zu reden" nicht Verlegenheit verdecken sollen, sondern als immer neue Quellen den für das ostjüdische Temperament immer noch zu schwer daliegenden Strom der Rede umquirlen sollen. Bei Birnbaum aber nicht.
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26. I 12
- Der Rücken des Herrn Weltsch und die Stille des ganzen Saales beim Anhören der schlechten Gedichte. - Birnbaum: Die Frisur mit den länglichen Haaren setzt scharf am Hals ab, der durch diese plötzliche Entblößung oder durch sich selbst sehr aufrecht ist. Große gekrümmte, nicht zu schmale und doch an den Seiten breitflächige Nase, die vor allem infolge der guten Proportionalität zum großen Bart schön aussieht. - Sänger Gollanin. Friedliches, süßliches, himmlisches, herablassendes, mit zur Seite und in die Tiefe geneigtem Gesicht lang ausgehaltenes, mit gerümpfter Nase etwas zugespitztes Lächeln, das aber auch bloß zur Mundtechnik gehören kann. -
Pines: Histoire de la Litterature Judeo-Allemande. Paris 1911
sie durch den Jargon in Verbindung mit den Brüdern in Holland.
Erstes Buch 1507 Venedig, Bovomaisse, Übersetzung eines engl. Romans.
Tsena-Urena de Jakob ben Isack de Janow (gest. Prag 1628) Legenden, Frauenbuch, sehr schön Volkslieder: (Evreiskia narodnia piesni w Rassia Ginsbourg u. Marek 1901) treten die Mutter des Gerechten
Soldatenlied:
Man schneidet uns Bart und Schläfenlocken
Und man verbietet uns den Samstag und die Festtage zu feiern.
oder
Schon im Alter von 5 Jahren bin ich in den "Cheder" eingetreten und jetzt soll ich auf den Pferden reiten!
Wos mir seinen, seinen mir Ober jueden seinen mir
Haskala, von Mendelssohn am Anfang des 19ten Jahrhunderts eingeleitete Strömung, Anhänger heißen Maskilim, volks-jargon-feindlich zum Hebräisch und zu den europäischen Wissenschaften hin. Vor den pogroms des Jahres 1881 war sie nicht nationalistisch, später stark zionistisch.
Grundsatz von Gordon formuliert: "Zuhause sei Jude, draußen Mensch. " Um ihre Ideen zu verbreiten, muß die Haskala den Jargon gebrauchen und so sehr sie ihn haßt begründet sie seine Litteratur
Eines der beliebtesten Bücher "Kolumbus" von Chaikel Hurwiz de Ouman. Übersetzung eines deutschen Buches. Weitere Bestrebungen der Haskala "la lutte contre le chassidisme, l'exaltation de l'instruction et des travaux manuels. Levinsohn, Aksenfeld, Ettinger Badchen die traurigen Volks- und Hochzeitssänger (Eliakum Zunser) talmudische Gedankengänge Le Roman populaire: Aisik Meier Dick 1808 - 1894 lehrhaft, haskalisch, Schomer, noch ärger 113
Titel z. B. Der podriatschik (l'entrepreneur) ein höchst interessanter Roman. Ein richtiger fact vun leben oder "Die eiserne Frau oder das verkaufte Kind. Ein wunderschöner roman"
weiterhin in Amerika Lieferungsromane "Zwischen menschenfresser" 26 Bände S. J. Abramowitsch (Mendele Mocher Sforim) lyrisch, gedämpft lustig, verschwommene Kompositionen "Fischke der krumer" (Ostjüdische Gewohnheit des an den Lippen Beißens) J. J. Linetzki Dos polnische juengel
Ende der Haskala 1881. Neuer Nationalismus und Demokratismus. Aufschwung der Jargonlitteratur
S. Frug Lyriker, Landleben um jeden Preis
Delicieux est le sommeil du seigneur dans sa chambre
Sur des oreillers doux, blancs comme la neige
Mais plus delicieux encore est le repos dans le champ sur
du foin frais
A l'heure du soir, apres le travail
Talmud: Der, welcher sein Studium unterbricht, um zu sagen, wie hübsch ist dieser Baum, hat den Tod verdient
Klagen an der westl. Mauer des Tempels Gedicht: La fille du Schamesch Der geliebte Rabbi ist auf dem Totenbett. Die Beerdigung eines Leichentuchs in der Größe des Rabbi und andere mystische
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