Tai Chi Chuan
Bewegung in einer Endlosübung.
Fühlen, hören und sehen Sie hierbei weiter in der bereits erlebten, nicht zugreifenden Art und Weise. Nehmen Sie sich und die Welt ganzheitlich wahr.
Wenn Sie sich aufrichten, atmen Sie ein, wenn Sie sinken, atmen Sie aus. Innere und äußere Bewegung geraten mehr und mehr in Einklang.
Meditation im Tai Chi Chuan meint Hellwachsein.
Wenn innere und äußere Bewegung im Einklang sind, hat die meditative Wahrnehmung günstige Voraussetzungen.
Behalten Sie diese Übung so lange bei, wie Sie möchten.
Dann lösen Sie sich aus der Grundhaltung, lockern sich, dehnen und recken sich, machen, was Ihnen guttut und was sich angenehm anfühlt.
Teil III
Einführende Übungssysteme
„So der Westen wie der Osten
Geben Reines dir zu kosten
Sinnig zwischen beiden Welten
Sich zu wiegen laß’ ich gelten
Also zwischen Ost und Westen
Sich bewegen, sei’s zum Besten.
Johann Wolfgang Goethe
7 Der „Tageslauf der Krähe“
Das Bewegungssystem „Tageslauf der Krähe“ ist eine Chi-Kung-Folge, die sehr gut geeignet ist, in das Tai Chi einzuführen.
Fließende Bewegungen aus der Körpermitte, langsame Gewichtsverlagerungen, ein harmonisches Wechselspiel von An- und Entspannung, Zentrierung, Erdung und eine aufgerichtete Wirbelsäule sind Tai-Chi-Prinzipien, die die Ausführung der Bewegungsbilder des „Tageslaufs der Krähe“ prägen.
Die Chinesen übertrugen gern Bewegungen von Tieren auf ihre meditativen Bewegungsfolgen. Tiere weisen in ihren Bewegungsabläufen in der Regel ein harmonisches Wechselspiel von Yin und Yang, von Ent- und Anspannung, auf.
Alle Bewegungen sind mit dem Atem koordiniert. Nach einiger Zeit werden Sie spüren, wie sich Ihr Atem auf die Bewegungen einpendelt – bei bestimmten Bewegungsphasen atmen Sie gern ein, bei anderen bietet sich Ihnen das Ausatmen an.
Es gibt keine ruckhaften Bewegungen und keine Bewegungsstopps, sondern Sie fließen im sanften Wechsel von muskulärer An- und Entspannung, im Wechsel von Ein- und Ausatmen durch die verschiedenen Stationen im Tageslauf der Krähe .
Die gesamte Form besteht aus acht Bewegungsbildern, die jeweils einer bestimmten Tageszeit von morgens bis abends gewidmet sind. Das erste und das letzte Bild dieser Form sind identisch.
1. Sequenz: „Die Krähe sitzt in ihrem Baum und schläft“
Sie gehen in eine tiefe Hockstellung, Ihr Oberkörper ruht auf den Oberschenkeln und ist völlig entspannt. Inmitten dieser geschützten Ruhestellung fließt Ihr Atem ruhig und gleichmäßig in den Bauchraum. Sie sind in den Hüften und Knien weit geöffnet und mit jedem Atemzug sinken Sie tiefer und entspannter in diese Stellung ein. (Foto 1)
2. Sequenz: „Die Krähe sträubt ihr Gefieder“
Mit den ersten Sonnenstrahlen erwacht die Krähe aus ihrem Schlaf. Sie beginnen, Ihre Beine zu strecken und bewegen sich dabei langsam schwankend hin und her. Ihr Oberkörper schwingt in einem ruhigen Rhythmus von einer Seite zur anderen, gleichzeitig strecken Sie Ihre Beine vollständig. Allmählich kommt auch etwas mehr Spannung in Ihren Oberkörper und die Bewegung des Sichsträubens und Reckens beginnt sich bereits anzudeuten. Die Bewegung wird aktiv und kraftvoll ausgeführt, verbleibt aber im Zeitlupenbereich (Foto 2).
In der Endposition wird ein Arm leicht gebeugt, nach oben drückend, gehalten. Die Handinnenfläche zeigt hierbei nach oben. Der andere Arm wird seitwärts nach unten gehalten. Die Handinnenfläche zeigt nach unten (Foto 3). Sie lösen die Spannung auf, indem Sie den Oberkörper leicht zur Seite neigen. Sie bewegen den Oberkörper weiter in diese Richtung. Die Arme wechseln, indem sie sich überkreuzen (Foto 4), ihre Position und die Streckung erfolgt zur anderen Seite hin (Foto 5).
Die Aufrichtung und Dehnung des Oberkörpers ist mit der Einatmung verbunden. Das Loslassen der Spannung und der Positionswechsel der Hände wird von der Ausatmung begleitet.
3. Sequenz: „Die Krähe fliegt in den Morgen“
Sie nehmen die Grundhaltung des Tai Chi Chuan ein. Die Füße stehen schulterbreit und parallel. Sie sinken etwas in den Knien ein, pendeln Ihr Becken aus, strecken den Rücken Wirbel für Wirbel und lassen die Schultern herabsinken, ohne den Brustraum zu verschließen. Sie atmen tief in den Bauchraum (Foto 1). Die Hände wandern allmählich zu den Leisten. (Foto 2)
Mit dem Einatmen steigen Ihre Arme langsam nach oben (Foto 3), sie treiben bis über Ihren Kopf. Der Körper istgestreckt und Sie stehen auf
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