Takeover
Gespenster siehst ?« Manchmal passieren solche Zufälle .«
»Ich habe das Gefühl, dass es etwas mit Ferry zu tun hat. Nein, es ist sogar mehr als nur ein Gefühl. Ich weiß, dass es mit Ferry zu tun hat. Frage mich nicht, warum. Ich weiß es einfach. Ich werde nach Berlin fliegen und ihn zur Rede stellen .«
»Nach Berlin fliegen und mit Ferry reden, halte ich durchaus für eine gute Idee. Allerdings weiß ich nicht, ob ihn zur Rede stellen das ist, was du tun solltest .«
13
Judith stand Ferry in seinem Büro gegenüber. Es war nicht leicht gewesen, in das Gebäude hineinzukommen. Sie hätte sich bei ihm anmelden lassen können, aber sie wollte ihn überrumpeln. Also sprach sie bei Diana vor.
»Schön, dich zu sehen, Judith«, Diana gab ihr freudig die Hand.
»Entschuldige, wenn ich dich einfach so überfalle. Ich will zu Ferry. Aber ich will ihn überraschen und musste irgendwie beim Pförtner vorbei. Ich hoffe, du verzeihst mir ?«
»Kein Problem. Ferry wird sich freuen. Geh einfach den Gang lang, das letzte Büro ist seins. Seine Tür ist immer offen. Schau nachher noch mal vorbei, ich würde gern noch mit dir quackeln .«
Judith nickte ihr zu und ging den Gang entlang in Richtung von Ferrys Büro. Auf der Hälfte des Weges blieb sie stehen und holte tief Luft. Sie hatte sich das einfacher vorgestellt, sie wollte ihn zur Rede stellen und damit das Ganze endgültig und für immer beenden. Aber jetzt wurde ihr klar, dass es wohl nicht so leicht werden würde.
Mit flauem Magen ging sie in sein Büro und stand plötzlich vor seinem Schreibtisch. Ferry blickte von seinem Notebook auf.
»Judith !« , rief er freudig überrascht, aber bevor er noch etwas sagen konnte, warf Judith die Zeitung vor ihm auf den Schreibtisch.
»Hast du etwas damit zu tun ?«
Ferry las die Überschrift des Artikels über den Selbstmord von Barrings . Er stand auf, schloss die Bürotür und kam langsam zu ihr zurück.
»Ja, ich habe etwas damit zu tun .« Er erzählte ihr von seinem Gespräch mit Maximilian, von der Vereinbarung mit dem Syndikat, und er gestand ihr, was er über die Geschichte mit Barrings wusste. Judith hörte schweigend zu. Dann fragte sie ihn:
»Warum er? Es hätte Hunderte von Möglichkeiten gegeben, dem Syndikat unser Schweigen zu beweisen .«
»Er war der Einzige, der mir eingefallen ist. Und außerdem dachte ich, dass er bezahlen sollte .«
»Dazu hattest du kein Recht. Du warst der erste Mensch, dem ich davon erzählt habe. Und was machst du? Du missbrauchst mein Vertrauen, gehst hin und bringst ihn um .« Judith schrie jetzt.
»Ich habe ihn nicht umgebracht. Nicht einmal die Informationen, die an die Presse gingen, sind von mir. Ja, ich habe das Syndikat auf ihn angesetzt und wahrscheinlich habe ich mich sogar deines Vertrauens als unwürdig erwiesen. Ich kann dir heute auch nur sagen, dass er mir nicht leid tut. Niemand hat Barrings umgebracht. Er war einfach nur zu feige, für das einzustehen , was er dir und den anderen Frauen angetan hat. Deshalb hat er sich selbst getötet .«
»Woher nimmst du das Recht, Ferry ?«
»Weil ich dich liebe .«
Judith wollte etwas entgegnen. Hielt aber inne und sagte leise: »Es war nicht richtig, Ferry .«
Beide standen sich eine Weile schweigend gegenüber.
»Hast du das Tagebuch? Ich will es haben !«
»Es ist ziemlich hart. Willst du es wirklich lesen ?«
»Hör endlich auf, für mich zu entscheiden. Gib mir das Buch !«
Ferry ging zum Safe und übergab ihr den Aktenordner.
Judith nahm den Ordner mit beiden Händen entgegen.
»In den Teilen des Tagebuches, die den Journalisten und der Polizei zugespielt worden sind, wurden alle Namen gelöscht. Aber drei Frauen haben sich bisher bei der Polizei gemeldet und bestätigt, dass das, was in den Tagebuchtexten steht, stimmt. Isabel hat darauf bestanden, dass ich eine dieser drei Frauen geworden bin«, erzählte Judith leise. »Es war nicht so schwer bei der Polizei, wie ich mir vorgestellt habe. Isabel war eine wirkliche Hilfe. Sie hat mich keine Minute allein gelassen .«
Ferry hörte einfach nur zu.
»Na ja, du weißt ja, wie sie ist, da hält man etwas über zehn Jahre geheim und Isabel überredet dich dann, es zu erzählen und öffentlich zu machen.« Judith lächelte mühsam.
»Ich werde das Buch mitnehmen, Ferry. Irgendwann werde ich es wohl verbrennen. Von mir wird niemand die Namen erfahren. Für viele wird es vielleicht besser sein, das Ganze weiterhin zu verdrängen. Manchmal ist
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