Tal der Traeume
kann gleich mitkommen.«
Christy fürchtete schon, sie würden nie aufbrechen. Mollard brüllte seinen Diener an, zerrte an einem steifen Kragen, der einfach nicht sitzen wollte, und trieb seine Frau zur Eile an. »Was ist nur los mit dir?«, rief sie, als er sie zur Tür hinaus in Richtung des wartenden Wagens schob. »Was mit mir los ist?«, brüllte er zurück. »Ich sage dir, was mit mir los ist. Oatley hat uns verleumdet, er hat die Stadt verleumdet, und wieso? Damit er den Laden übernehmen kann. Und seine Frau schiebt er vor.« »Ich verstehe dich nicht. Ist es wahr, was in Mutters Telegramm stand? Hat Harriet Oatley wirklich so schreckliche Dinge über uns veröffentlicht?« Ihr Ehemann schob sie in die Kutsche. »Steig ein, steig ein! Ich erzähle es dir unterwegs. Und kein Wort davon zu Reverend Walters.« Christy blieb pflichtschuldig stehen, bis sie verschwunden waren, kehrte dann ins Büro zurück und riss die Schublade auf.
Liebe Maggie, lieber Larry…
Welch informelle Anrede für Ihre Exzellenzen.
Hier ist der Artikel, den ihr meiner Ansicht nach lesen sollt. Einfach schrecklich, finde ich, und alle Leute lesen so was und reden darüber, deshalb solltet ihr das lesen, und ich habe euch das Telegramm geschickt, obwohl das drei Shilling kostet. Wundern uns, was da oben so vorgeht. Hoffentlich geht es euch gut.
Eure liebende Mutter und Schwiegermutter,
Jenny Shilders
Rasch legte Christy die Notiz beiseite. Er kannte Jennys eigenartige Briefe, hatte bereits mehrere davon gelesen, bevor »Maggie« sie verbrannte.
Der Zeitungsausschnitt versprach interessanter zu sein. Die Schlagzeile von Seite 7 der West Australian Newspaper lautete:
EIN BRIEF AUS DEM HOHEN NORDEN
Beim Lesen fielen ihm beinahe die Augen aus dem Kopf. »Oh Gott, diese Frau ist eine Gefahr für die Allgemeinheit«, stöhnte er. Wie um Himmels willen konnte sie so etwas an eine Zeitung schicken? Sicher steckte Oatley dahinter, denn aus ihrem Geplapper ging doch eine Botschaft klar hervor: Oatley wollte Resident werden. Kein Wunder, dass Mollard derart außer sich war. Es ging um Geld und Einfluss, Oatley würde die Stationsbesitzer ebenso hinter sich haben wie die örtlichen Geschäftsleute, und mit den Chinesen stand er sich ebenfalls gut. Er nahm einen Stift zur Hand und schrieb Notiz und Artikel so rasch wie möglich ab. Dann hielt er inne. Oatley kannte das alles schon, selbst wenn es angeblich aus der Feder seiner Frau geflossen war. Andererseits war dies der »Bericht«, den Lavelle und Oatley von ihm erwarteten. Die politischen Ränke gingen ihn nichts an. Er würde einfach eine Kopie davon abliefern und erklären, die Schwiegermutter des Residenten habe Mollard zuvor per Telegramm davon in Kenntnis gesetzt. Deshalb sei er so gekränkt, deshalb habe man Mrs. Oatley aus dem Tennisklub ausgeschlossen. Er hatte seinen Teil der Abmachung erfüllt und erwartete die angekündigte Belohnung. Christy schrieb weiter. Die Originale legte er zurück in die Schublade, steckte die Kopie in einen Umschlag und verließ das Büro, um pflichtgemäß den Anwalt seines Vorgesetzten zu benachrichtigen. Unterwegs würde er einen kleinen Umweg über Oatleys Büro machen. Das Timing war entscheidend. Er musste eine Garantie für die Übertragung des Grundstücks erhalten, bevor er die Kopien dort hinterließ. Das Schiff würde auch Exemplare der Zeitung mitbringen; wenn sie öffentlich verteilt wurden, war es zu spät für ihn. Die arme Harriet würde danach nicht gerade der Liebling der Stadt sein. Er strich sein blondes Haar zurück, setzte den Zylinder auf und ging aus dem Haus.
Leo nahm den dünnen Umschlag entgegen. »Ist das alles?« »Es reicht«, erwiderte Christy ernst. »Eine schwer wiegende Angelegenheit. Wenn Sie nun so freundlich wären – ich würde gern die versprochenen Dokumente sehen.« »Ich habe sie hier. Ich brauche Ihre Unterschrift auf diesem Kaufvertrag.« »Und eine Quittung bekomme ich auch?« »Ja.« Christy unterzeichnete schwungvoll und sah zu, wie Leo die Dokumente in einen Umschlag steckte. »Ist das die Besitzurkunde?« »Ja, und die betreffenden Vordrucke. Sie können damit zum Grundbuchamt gehen, dort wird man eine neue Besitzurkunde auf Ihren Namen ausstellen.« »Vielen Dank.« Christy griff danach, doch Leo hielt ihn zurück. »Nicht so schnell. Der Boss muss erst Ihr Angebot prüfen.« Christy wurde nervös. »Ich habe es ziemlich eilig.« »Schon gut, kommen Sie nachher
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