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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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für mich, Leo«, hatte William erklärt. »Du kümmerst dich um den technischen Ablauf, ich übernehme die Kunden. Wir beide passen gut zueinander.« Zuerst war Leo der Ansicht gewesen, William betreibe sein Geschäft nur als Hobby, um sich über den Tod seiner Frau hinwegzutrösten. Jeder wusste, wie schwer ihr Verlust ihn getroffen hatte. Leo tat sein Bestes, arbeitete hart und loyal für seinen neuen Freund und Arbeitgeber und erwartete, dass die guten Zeiten ein Ende haben würden, sobald William sich zur Rückkehr auf seine Viehstation entschloss. Doch dazu kam es nicht. Leo sollte bald erkennen, dass sein Boss ein Ass im Aushandeln und Abschließen von Geschäften war, seien sie nun hundert oder hunderttausend Pfund wert. William ließ sich von Geld nicht beeindrucken, er war damit geboren. Er war ein liebenswürdiger Mann, ehrlich und respektabel, und, wie Leo merken sollte, ein Patriot durch und durch. Er liebte das Territorium, dieses schreckliche, wilde Land, und unterstützte gefährdete Unternehmungen oftmals mit eigenem Geld, um Arbeitsplätze zu schaffen und die Menschen vor Ort zu halten. Leo hätte ein Buch über seinen Freund William Oatley schreiben können. Obgleich er offiziell nur Oatleys Sekretär war, erhielt Leo in einer Woche mehr, als man ihm in Perth für einen ganzen Monat gezahlt hatte, und auch mit Prämien ließ William sich nicht lumpen. Zu Leos großer Freude hatte sich William auch auf seine Seite gestellt, als er Sue Tin Wong im chinesischen Tempel zur Frau nahm. Sie verbrachten ihre Flitterwochen in Singapur und wurden bei ihrer Rückkehr von Verwandten und Freunden zu einem geräumigen Bungalow in der Bennet Street geführt, der mit bunten Girlanden und Flaggen dekoriert war – dem Hochzeitsgeschenk von Sues Vater und William Oatley. Leo hatte in dieser seltsamen Pionierstadt sein Glück gemacht und sich eingelebt, wenngleich er die kühle Luft von Perth und die dortigen Annehmlichkeiten vermisste, die er sich zu seiner Zeit nicht hatte leisten können. Nun war er Bürger der kosmopolitischen Gemeinde Darwin. Während er wartete, dass William einen Kommentar zu Christys Lieferung abgab, starrte er angestrengt auf die leere Straße hinaus. Aus irgendeinem Grund kam ihm Harriet Oatley in den Sinn. Mit ihr konnte Leo nicht warm werden. Sie war zwar höflich und zuvorkommend, aber auch ein wenig herablassend ihm gegenüber, als sei er nur ein geschätzter Dienstbote. Dass sie ihren Mann liebte und zu ihm aufsah, war offenkundig, doch irgendetwas war seltsam an ihr. Sie wirkte spröde, und obwohl sie mit fröhlichem Enthusiasmus auf Williams Vorschläge reagierte, wirkte dieser Enthusiasmus gelegentlich ein wenig gezwungen und übertrieben.
    Sue Tinny Wong, wie er seine hübsche Frau nannte, tadelte Leo wegen seiner Vorbehalte. Sie zog ihn sogar damit auf, er sei eifersüchtig auf eine Frau, die sich zwischen ihn und seinen Freund William gedrängt habe. »Gib ihr ein bisschen Zeit«, kicherte sie. »Billy Chinn und Tom Ling machen der armen englischen Dame Angst.« »Wir sind keine Engländer, sondern Australier«, meinte Leo. »Warum redet ihr dann Englisch? Natürlich seid ihr Engländer«, beharrte sie. Schließlich konnte er das Warten nicht länger ertragen. »Und?«, fragte er William, der den Inhalt des Umschlags keines Blickes mehr gewürdigt hatte. »Und? Hat er geliefert, was du wolltest? Was hat unser Resident denn vor?« William schob ihm Notiz und Artikel zu. »Du kannst es ebenso gut lesen. Bald liest es ohnehin jeder«, meinte er dumpf. »Ich glaube, ich sollte mich bei Mollard entschuldigen. Obgleich es mir schwer fällt.« »Von wegen«, sagte Leo und überflog den Text.
    Die Überschrift lautete: EIN BRIEF AUS DEM HOHEN NORDEN, von Mrs. William Oatley.
    Besorgt las er ihre Kommentare über die Stadt, doch als er auf die wenig schmeichelhaften Bemerkungen über die örtliche Gesellschaft stieß, zitterten ihm die Hände. Beim Weiterlesen musste er schlucken. Sie beleidigte den Residenten und Mrs. Mollard, indem sie behauptete, ihr Mann sei besser für dieses Amt geeignet. »Du lieber Himmel!«, sagte er vorsichtig. Diese dumme Frau! Was erhoffte sie sich von der Verbreitung derart himmelschreiender Ansichten? Zaghaft reichte er William das Corpus delicti zurück, der es schweigend in eine Mappe schob. Sein Gesicht war grau. »Wie steht es mit Caleb Moores Außenstation?«, fragte er Leo, um vom Thema abzulenken. »Er will nach wie vor verkaufen«, meinte Leo,

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