Tal der Traeume
versprochen?«, japste William. »Was ist es denn wert? Nicht mehr als zehn Pfund. Christy ist empfindlich und sehr von sich eingenommen. Hätte ich ihm Geld angeboten, wäre er vermutlich zurückgeschreckt. Außerdem dürften dir die zehn Pfund nicht wehtun«, meinte Leo lachend. »Soll er doch das Endgrundstück haben. Es sieht aus, als wollte dir jemand ernsthaft schaden, und du willst doch herausfinden, wer dahinter steckt.« »Und er kann dir nicht sagen, was in dem Telegramm steht?« »Nein, aber es war so schwer wiegend, dass Mollard die Besprechung abblies und dich aus dem Geschäft mit Garfield Perdoe gedrängt hat.« »Und es ruiniert hat«, fügte William grollend hinzu. »Cornford muss ganz schön redselig gewesen sein.« »Er hatte etwas getrunken, aber er gibt ohnehin gern mit seinen Informationen an und ist an dem Bericht ebenso interessiert wie wir. Sieht aus, als sei Mollard unter anderem deshalb gekränkt, weil er sich von dir aus dem Amt gedrängt fühlt. Er glaubt, du selbst wolltest Resident werden.« »Ich?«, fragte William verblüfft. »Nun, das hat Christy jedenfalls gehört. Seine Quelle wollte er nicht nennen, aber ich wette, der Boss höchstpersönlich hat geplaudert.« »Und woher hat er diesen Quatsch?« »Um das herauszufinden, bezahlst du ja Christy.«
William schob einige Papiere beiseite und nahm den Antrag auf Übertragung der Besitzurkunde zur Hand, den Leo vorbereitet hatte. »Gib das Cornford!«, knurrte er. »Du musst nicht, William, ich kann ihm auch ausrichten, du hättest meinen Vorschlag nicht gebilligt. Mir macht das nichts aus. Ich habe nur die Gelegenheit ergriffen, Licht in die Sache zu bringen. Mollard lässt sich von niemandem in die Karten sehen, nicht mal von Cornford, und ich fürchte, die Angelegenheit ist noch nicht ausgestanden.« »In Ordnung. Gib ihm das verdammte Grundstück. Aber erst, wenn der Bericht vorliegt. Falls er denn überhaupt existiert.« »Eine Kopie davon«, korrigierte ihn Leo. William zog heftig an seiner Pfeife. »Und all das ist herausgekommen, als du dich nach der verfluchten Tennisparty erkundigt hast? Wurde meine Frau deshalb nicht zur Eröffnung eingeladen?« »Hm«, sagte Leo, »ich glaube, sie hat mehr versäumt als die Eröffnung. Sie steht auf der schwarzen Liste.« William schoss auf seinem Stuhl hoch. »Wie bitte? Man hat meine Frau auf die schwarze Liste eines dämlichen kleinen Tennisklubs gesetzt?« »Leider ja.« »Meine Frau!« William konnte es kaum fassen. »Also, in Gottes Namen, bring Cornford die Urkunde! Gib ihm alles, was er verlangt. Und wenn er weitere Informationen über diese verdammten Mollards hat, schenke ich ihm das Haus dazu. Bleib dran, aber kein Wort davon zu meiner Frau. Sag ihr, es sei ein Versehen gewesen. Eigentlich sollte ich den Mistkerl sofort zur Rede stellen.« »Warte lieber, bis du den so genannten Bericht gesehen haben. Wir wissen, dass es sich um keine Regierungsangelegenheit handelt, es spielt sich auf einer rein persönlichen Ebene ab.« »Dann warte ich eben. Mollard läuft mir nicht weg.«
Christy rechtfertigte seinen bevorstehenden Fehltritt, indem er sich die zahllosen Demütigungen von Seiten Ihrer Exzellenzen vor Augen führte. Als Adjutant erwartete man von ihm, dass er bei offiziellen Anlässen in Uniform erschien, ohne ihn jedoch bei deren Finanzierung zu unterstützen; auch die wohltätigen Spenden, um die ihn Mrs. Mollards Freundinnen ständig baten, wurden ihm nicht erstattet. Zudem war es ihm nicht gelungen, Mollard geregelte Arbeitszeiten abzuringen. Er hatte sich wie ein Dienstbote jederzeit verfügbar zu halten. Sie scheuten nicht davor zurück, ihn wegen der trivialsten Angelegenheiten aus seiner Freizeit zu rufen, und er musste sogar mit Mrs. Mollard Dame spielen, wenn sie nichts Besseres zu tun hatte. »Und dann muss ich sie auch noch jedes zweite Mal gewinnen lassen«, murmelte er vor sich hin, »damit es nicht gar so langweilig wird.« Sie schienen zu glauben, er schulde ihnen Dankbarkeit für das gesellschaftliche Leben, das sie ihm ermöglichten. Dazu gehörte auch, dass er den Begleiter für verängstigte Freundinnen ohne Mann abgab, so als besitze der Adjutant kein Recht auf ein Privatleben. Deshalb empfand Christy auch keine Gewissensbisse wegen seines Arrangements mit Oatleys Sekretär. Warum auch, es war höchste Zeit, seine eigenen Interessen wahrzunehmen. Wenn die Amtszeit des Residenten in einem Jahr ablief und er nicht wieder ernannt wurde, hätten sie
Weitere Kostenlose Bücher