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Tal der Träume

Tal der Träume

Titel: Tal der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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wegen ihr scheute er vor der Heimkehr zurück.
    Als Donald und Tess nach Schottland fuhren, fühlte Myles sich allein gelassen. Er hatte ihre Gesellschaft wirklich genossen. Er spielte jetzt doch mit den Gedanken, nach Berlin zu fahren, zog sich dann aber eine schlimme Erkältung zu und versank noch tiefer in seine niedergeschlagene Stimmung.
    Dann erhielt er einen nörgelnden Brief von Pop, der seine Heimkehr verlangte, und das Schreiben von William, in dem dieser ihm zum Verkauf der Agentur riet.
    Myles musste feststellen, dass die Trennung von Lucy seine Gefühle nicht gerade befeuert hatte; ihre Briefe interessierten ihn kaum noch. Vielleicht würde das Wiedersehen die beinahe erloschene Liebe neu entfachen, doch von hier aus wirkte seine Verlobte kindlich und albern.
    Dennoch, Lucy erbte einmal den beträchtlichen Besitz der Hamiltons, was ihn für die Verluste durch seine Stiefmutter entschädigen würde.
    Er warf einen Blick auf den Kalender. Inzwischen müsste die Familie Flores wieder in der Stadt und im
Savoy
abgestiegen sein. Schon besserte sich seine Laune. Die Flores stammten aus Argentinien. Er war ihnen in London, Neapel und zufällig auch in Venedig begegnet, wo sie eine Villa gemietet und darauf bestanden hatten, er müsse bei ihnen wohnen. Myles genoss diese Gesellschaft, weil sie so viel gemeinsam hatten. Die Flores besaßen Estancias genannte Viehstationen und hielten große Herden wie die Oatleys. Der Patriarch der Familie, Diego Flores, war um die siebzig. Er hatte Myles ins Herz geschlossen, weil der Australier in derselben Branche tätig war, und sprach mit ihm über seine beiden Vorlieben, Pferde und Rinder.
    Bald schon verband sie eine enge Freundschaft. Ihre Reisegruppe bestand aus Diegos beiden Söhnen mit ihren Frauen und einer älteren Dame, seiner verwitweten Schwester. Alle waren älter als Myles, doch er fühlte sich von ihrer warmherzigen Art angezogen.
    Er betrat die vornehme Halle des
Savoy
, des modernsten und prächtigsten Hotels in ganz London, da er für die Flores eine Einladung zu einem Essen im
Balalaika,
einem beliebten russischen Restaurant, hinterlassen wollte. Doch Diego Flores hatte ihn bereits erspäht und kam auf ihn zu.
    Alle Köpfe wandten sich um, als der silberhaarige Mann die Arme ausstreckte. »Mein Junge, Myles! Wie schön, dich zu sehen! Wo willst du hin? Du musst einen Kaffee mit mir trinken, die anderen sind mir weggelaufen.«
    Sie zogen sich in den Teeraum zurück, wo die meisten Tische von elegant gekleideten Frauen mit ausladenden Hüten besetzt waren. Diego strahlte.
    »Das tut meinen Augen gut«, seufzte er. »So viel Schönheit.«
    »Der Raum?«, fragte Myles lächelnd.
    »Der auch«, lachte Diego. »Jetzt erzähl mir von deinen Reisen. Wohin bist du von Venedig aus gefahren?«
    Sie tauschten ihre Reiseeindrücke aus, und Myles überbrachte seine Einladung, die Diego begeistert annahm.
    »Ausgezeichnet, mein Junge. Wir waren noch nicht da, die Musik soll sehr romantisch sein. Gibt es etwas Besonderes zu feiern?«
    »Nein, eigentlich nicht, aber ich werde mich bald auf den Heimweg machen.«
    »Wir auch. Wir haben uns schon zu lange herumgetrieben, ich sehne mich nach zu Hause.«
    Myles wünschte, er könnte das Gleiche von sich behaupten.
    »Australien ist so weit. Welche Route nimmst du?«
    »Um Südafrika und quer über den Indischen Ozean.«
    »Ein langer Weg«, meinte Diego. »Ich habe eine bessere Idee. Weshalb kommst du nicht mit uns? Reise einfach über Amerika. Zuerst nach Buenos Aires, dann auf unsere Ranch. Du musst Argentinien erleben, wir erzeugen das beste Rindfleisch der Welt.«
    »Nach unserem«, neckte ihn Myles.
    »Du hast die Wahl. Es wird dir Spaß machen, das verspreche ich. Dann bringen wir dich auf ein Schiff nach Sydney, und schon bist du zu Hause.«
    »Auf der falschen Seite des Kontinents.«
    »Aber es kann doch nicht so schwer sein, eine Küstenverbindung von Sydney nach Darwin zu bekommen.«
    »Nein«. Er wurde allmählich schwach. Die Reise von Australien nach London war aufregend gewesen, doch die Rückfahrt schien ihm nicht gerade verlockend. Warum also keine andere Route nehmen? Es wäre wunderbar, die Flores auf ihrem Grund und Boden zu besuchen und zu sehen, wie ihre viel gerühmten Viehstationen arbeiteten. Ja, warum eigentlich nicht? Er hatte es nicht eilig.
    »Es ist sehr freundlich von Ihnen, mich einzuladen, Sir, aber ich möchte mich nicht aufdrängen.«
    »Aufdrängen? Aber nicht doch. Du bist unser Gast. Nun hast

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