Tal der Träume
Kochkunst präsentieren konnte, doch sie erklärte ihm, dass ein kleiner Rahmen der traurigen Reise seines Herrn angemessener sei.
Tom Ling griff nun ebenfalls ein. Das Bankett verdiene den besten Wein und die schönsten Kristallgläser, dazu die besten Porzellanteller und -schalen, und es müsse Blumen und Laternen als Dekoration geben. Er steckte Harriet mit seiner Begeisterung an. Ihre Bankette waren immer ein großer Erfolg gewesen, doch sie hatte gar nicht mehr an die aufwändigen Vorbereitungen gedacht, die ihre Diener zu treffen pflegten.
Egal, dachte sie, ansonsten müssen sie ja nur mich bedienen. Sie werden sich freuen, für mehrere Leute zu kochen, und ich brauche einmal nicht allein zu essen.
An diesem Abend strahlte das ganze Zimmer, die Lackmöbel spiegelten das Licht der Laternen wider, dekantierter Sherry stand neben einem Tablett mit Gläsern und Billys winzigen Pastetchen bereit.
Christy traf als Erster ein. Harriet bemerkte, wie Tom Ling die Stirn runzelte, was sie mit gleicher Mimik beantwortete. Christy erwies sich als pflegeleichter Gast, der sofort die orientalischen Möbel bewunderte.
»Sie passen viel besser in dieses Klima als die schweren Möbel in den meisten Häusern.«
Er schwelgte in den Düften, die aus der Küche drangen. Er trank zwei Gläser Sherry, während Harriet an ihrem nur nippte, und plauderte liebenswürdig mit ihr. Irgendwann klopfte es an der Tür.
Tom Ling kehrte bedrückt zurück. »Nachricht, Missy. Mr. und Mrs. Cochrane nicht kommen.«
»Was?« Harriet wurde beinahe ohnmächtig, und Christy sprang aus seinem Sessel auf.
»Wer hat die Nachricht überbracht?«
Tom Ling verbeugte sich. »Diener, Sir.«
»Warum können sie nicht kommen? Was hat er gesagt?«
»Sehr Leid, Missus Cochrane krank. Kann nicht kommen.«
Alle drei sahen einander an, bis Christy das Wort ergriff.
»Vielleicht sollte ich auch gehen. Sieht aus, als müssten wir das Dinner verschieben, Harriet.«
Tom Ling verschwand. Harriet fühlte sich wie betäubt. Natürlich verhielt sich Christy korrekt, aber welch eine Enttäuschung! Ihre wundervolle Dinnerparty war vorbei, bevor sie richtig angefangen hatte.
Wütende Stimmen drangen aus der Küche zu ihnen herein. »Entschuldigen Sie, Christy, ich sehe nach, was da los ist. Nehmen Sie sich noch etwas zu trinken. Sie können gern bleiben.«
»Was soll das?«, fragte sie die beiden Streithähne, die einander auf Chinesisch anbrüllten.
»Er sagt, mein Dinner vorbei«, rief Billy wütend.
»Nicht richtig«, jammerte Tom und wich zurück. »Nicht richtig, Missus mit Mann. Dieser Mann. Boss mag ihn nicht.«
»Unsinn!«, fauchte Harriet. »Er ist der Adjutant des Residenten. Ich würde wie eine Idiotin dastehen, wenn ich ihn hungrig gehen ließe.«
»Mehr Leute kommen?«, fragte Billy hoffnungsvoll.
»Nein.« Harriet schaute sich in der Küche um. »Welch eine Verschwendung.«
»Ich sagen, er gehen?«, drängte Tom, worauf Billy ihn erneut anbrüllte. Dann wandte er sich an Harriet.
»Bankett auch gut für zwei. Werden sehen. Machen schönen Abend, Missus. Tom dumm. Was machen? Allein essen? Nein. Gentleman bleiben, keine Verschwendung.« Er fuchtelte mit einem schweren Löffel vor Toms Gesicht herum, der daraufhin die Flucht ergriff.
»Warum eigentlich nicht?«, meinte Harriet unglücklich. »Du hast Recht, Billy. Das Essen ist nun mal da, und es schmeckt bestimmt köstlich.«
Sie eilte zurück zu Christy. »Dürfte ich Sie bitten, dennoch zum Essen zu bleiben? Sonst nimmt sich mein Koch das Leben.«
Christy brach in Gelächter aus. »Wenn es so ernst ist, kann ich wohl nicht anders. Ich tue es sogar gern.«
Schmollend führte Tom Ling sie ins Speisezimmer. Zu Harriets Freude trat Christy erstaunt einen Schritt zurück.
»Sehen Sie sich das an! Herrlich! Wie schade, dass die Cochranes es nicht geschafft haben. Sie verpassen wirklich etwas.«
Selbst Tom Ling konnte ein stolzes Grinsen nicht verbergen.
Das Dinner war ein Erfolg, und sie waren bester Laune, während Tom ein Gericht nach dem anderen auftrug. Zum Glück legte Christy einen gesunden Appetit an den Tag und nahm die großzügigen Portionen strahlend entgegen.
»Das Essen ist köstlich«, sagte er begeistert. »Kommen Sie, Harriet, nicht schlapp machen.«
Sie lachten, tranken Wein, bewerteten jedes Gericht, das aufgetragen wurde, und stöhnten, als Billy Chinns Meisterwerk, Ente in Gelee, serviert wurde. Sie wagten nicht, es abzulehnen.
»Was für ein Festmahl!«, rief
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