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Tal der Träume

Tal der Träume

Titel: Tal der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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kämpfte, hatte er sich eine schwere Lungenentzündung zugezogen.
    Leo sorgte sich um Myles, dessen Aufenthaltsort er noch immer nicht hatte ausfindig machen können. Er hatte keine Antwort auf die beiden Telegramme nach England erhalten, und als er sich bei der Londoner Bank nach Mr. Oatleys augenblicklicher Anschrift erkundigte, erfuhr er, dass Myles sein Konto gekündigt hatte.
    »Vermutlich ist er irgendwo auf dem Kontinent«, meinte er. »Dennoch, er hätte eine Adresse hinterlassen sollen. William ist sehr wütend auf ihn. Er sollte nur ein Jahr wegbleiben, also bis Februar, und nun muss er sich sputen, um noch vor der Regenzeit nach Hause zu kommen.«
    »Nun, er weiß ja nicht, dass Pop krank ist. Die beiden Telegramme hat er offensichtlich nicht erhalten. Wird er denn hier gebraucht?«
    »Nein, im Augenblick laufen die Geschäfte ziemlich ruhig. Ich informiere William per Post über die Entwicklungen, allerdings bekommt er meistens mehrere meiner Briefe auf einmal.«
    William schrieb alle paar Tage an Harriet, doch auch diese Briefe, die wenig Neues enthielten, trafen bündelweise ein.
    Leo hatte gut reden, William werde derzeit hier nicht gebraucht. Was war denn mit ihr?
    Zählte sie denn überhaupt nicht?
    Das Tennisspiel bot ihr die einzige Abwechslung in diesen langen, trüben Wochen, doch allmählich wurde sie auch das leid. Es machte keinen Spaß, die Gespräche der anderen über Feste und Feiern zu hören, zu denen sie nicht eingeladen wurde.
    Dann hatte sie eine gute Idee. Sie würde eine Dinnerparty im kleinen Rahmen geben. Wen sollte sie einladen? Williams Geschäftsfreunde, bei denen sie zu Gast gewesen war, waren älter und bloße Bekannte für sie, so dass sie sich nach jüngeren Leuten umschaute. Dabei fielen ihr die Cochranes ein.
    Zu ihrer Überraschung wirkte Amy Cochrane überaus erfreut, als Harriet im Tennisklub an sie herantrat.
    »Wir würden sehr gerne kommen. Wann denn?«
    »Am Samstagabend. Ganz zwanglos, nur ein Essen und ein bisschen Plauderei. So gegen sieben, dann ist es kühler.«
    Christy gesellte sich zu ihnen. »Welche Komplotte schmieden die Damen denn gerade?«
    Harriet war mit sich zufrieden. Gewöhnlich sprach William die Einladungen aus. »Über eine Dinnerparty«, erwiderte sie fröhlich. »Am Samstagabend bei mir zu Hause. Möchten Sie nicht auch kommen?«
    Sofort bereute sie ihre Worte, doch es war schon zu spät.
    Christy verbeugte sich. »Vielen Dank, es wäre mir ein Vergnügen.«
    Als Nächstes fielen ihr Mina und Judah Forrest ein. Der junge Anwalt und seine Frau wären die ideale Ergänzung; sechs Personen reichten völlig aus.
    Während sie wartete, bis Judah seine Partie beendet hatte, verdrängte Harriet die Sorge wegen Christys Einladung. Falls sich William darüber aufregte, würde sie ihm sagen, dass es ihr einfach herausgerutscht sei und sie die Einladung unmöglich rückgängig machen konnte.
    Judah war ein attraktiver Mann, groß, mit dunklem Bart und durchdringenden blauen Augen. Die Frauen schwärmten für ihn, und er war, soweit sie wusste, mit den berühmten Forrests aus Perth verwandt. Er nahm respektvoll die Kappe ab, als sie ihn ansprach, schüttelte dann aber den Kopf.
    »Vielen Dank, Mrs. Oatley, lieber nicht.«
    Harriet war schockiert. Eine höfliche Entschuldigung unter Angabe von Gründen wäre in Ordnung gewesen, nicht aber diese offene Zurückweisung. Gedemütigt eilte sie davon, um ihren Schläger zu holen, packte ihn ein, zog den Strohhut in die Stirn und verschwand, ohne sich Straßenschuhe anzuziehen. Dieser Mann war ein grober Klotz, der seinen berühmten Namen nicht verdiente. Irgendwann würde sie es ihm heimzahlen.
    Als sie blindlings die Straße entlangstürmte, kam ihr Mina Forrest mit dem Kinderwagen entgegen.
    »Hallo, Harriet«, sagte sie fröhlich, »Sie haben heute gut gespielt.«
    Sie blieb unvermittelt stehen. »Ihr Ehemann hat die Manieren eines wilden Ebers. Sie tun mir aufrichtig Leid.« Dann stampfte sie entschlossen davon.
    Sie sprach aus Angst vor einer erneuten Zurückweisung keine weiteren Einladungen aus. Nun würden sie zu viert sein. Egal, die Konversation wäre müheloser, Mr. Forrest hätte die Stimmung wohl ohnehin gedrückt. Wer wollte bei Tisch schon seine sauertöpfische Miene sehen?
    Sie vergaß ganz, dass sie Amy gegenüber von einem zwanglosen Abendessen gesprochen hatte, und bestellte bei Billy Chinn eines seiner beeindruckenden chinesischen Bankette. Er war enttäuscht, dass er nur vier Leuten seine

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