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Tal der Träume

Tal der Träume

Titel: Tal der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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und Harriet.
    Er legte die Pfeife beiseite und sog die Nachtluft ein. Sie war klar, der Himmel über ihm ein Meer aus Sternen, doch man spürte Feuchtigkeit, einen klammen Wind vom Ozean, da sich irgendwo in Ostindien die Monsunwolken ballten und Kraft für den Weg nach Süden sammelten. Als Wolkenbrüche würden sie an diese Küste peitschen. Hoffentlich besaßen sie genügend Kraft, um den Regen in das verdorrte Hinterland zu tragen. Im letzten Jahr war zu wenig Regen gefallen, das Land konnte keine neun trockenen Wintermonate überstehen.
    Er zuckte zusammen. Es war Ende Oktober, er hätte darauf bestehen müssen, dass Pop in die Stadt kam. Was hatte er sich bloß dabei gedacht? Nur Familiensorgen im Kopf, statt das Wetter zu beobachten, die Luft zu riechen. Alle Straßen, die aus Darwin hinausführten, wären abgeschnitten, sobald der Regen einsetzte. Und was dann? Himmel, er musste umgehend zurückkehren und Pop holen. Andererseits wäre es eine Zeitverschwendung, denn Pop würde nichts darauf geben, wenn Flüsse über die Ufer traten und die Ebenen überfluteten, solange nur sein Vieh in Sicherheit war. Schon oft hatten sich die Oatleys aus den unterschiedlichsten Gründen dafür entschieden, die Regenzeit im Outback zu verbringen. Sie kamen zurecht. Weihnachten in Darwin gab es für sie noch nicht so lange. Bis vor wenigen Jahren hatte es sich einfach nicht gelohnt, das Dorf Darwin zu besuchen, da ihre eigenen Häuser weitaus komfortabler waren.
    Weit im Norden bemerkte William einen Blitz ohne nachfolgenden Donner, nur ein Glühen, das die fernen Wolken kurz erhellte. Es hatte nicht viel zu bedeuten, doch das Warten hatte begonnen, und William verspürte beim Gedanken an die kommende Regenzeit ein seltsames Gefühl.
    »Das Warten auf den Regen«, murmelte er und wandte sich ab. Das Warten auf den Regen brachte die Menschen stets aus der Ruhe.
     
    »Was höre ich über Ihre Fortschritte bei Mrs. Oatley?«, erkundigte sich Mollard grinsend. »Sie sind ein schlauer Hund, Christy.«
    »Ganz und gar nicht«, entgegnete sein Adjutant steif. »Ich wurde zum Essen eingeladen, um die Zahl der Gäste aufzurunden. Leider wurde Mrs. Cochrane krank, so dass sie nicht …«
    »Also sind Sie geblieben, um die Strohwitwe zu trösten.«
    »Wohl kaum«, meinte Christy ungerührt, da er weder seinen Boss verärgern, noch weiteren Stoff für Klatsch liefern wollte. Er hatte Bill Cochrane und einigen Freunden berichtet, wie sehr er den Abend genossen hatte, und das Gerede überraschte ihn nicht. Dazu wäre es auch gekommen, wenn die Cochranes dabei gewesen wären. Harriet hatte das sicher gewusst, als sie die Einladung aussprach, daher machte er sich keine Gedanken darüber.
    »Da uns das Fernbleiben der anderen Gäste in ein Dilemma stürzte, entschieden Mrs. Oatley und ich, dass es am klügsten sei, wenn ich nach Hause ginge«, erklärte er. »Als Gentleman wollte ich gerade aufbrechen, als ihr Koch einen Tobsuchtsanfall bekam.«
    »Tatsächlich?«
    »Oh ja«, meinte Christy lachend. »Er hat Zeter und Mordio geschrien. Das Bankett, das er mit so viel Liebe vorbereitet hatte, sollte im Abfall landen. Da stand ich nun, eine Hand an der Türklinke, den köstlichen Duft in der Nase, ausgehungert, und die bedauernswerte Gastgeberin wusste nicht ein noch aus. Was hätten Sie getan, Sir?«
    »Bei Gott, ich wäre geblieben.«
    »Eben. Also bot ich ihr an, zum Essen zu bleiben. Ich glaube, die arme Frau wurde vor Erleichterung beinahe ohnmächtig.«
    »Aber Sie haben trotzdem allein mit der Dame diniert«, meinte Mollard mit anzüglichem Grinsen.
    »Falls man es denn so nennen kann. Alles lief unter den Blicken des Hausboys ab, der uns nicht aus den Augen ließ. Er tischte eine endlose Folge von Speisen auf, die für vier Leute bestimmt war. Schwierige Situation.« Christy verlegte sich aufs Schwindeln. »Gleichzeitig Konversation machen und so viel wie möglich essen, eigentlich das Gegenteil eines normalen Dinners. Ich hoffte, Mrs. Cochrane würde eine wunderbare Genesung erfahren und mit ihrem Mann erscheinen. Da es nicht dazu kam, aß ich einfach weiter.«
    »Welch ein Fiasko!«, rief Mollard erheitert. »Und dann?«
    Christy schien den Hintergedanken nicht zu bemerken. »Was dann, Sir? Nach dem Dessert bin ich schleunigst gegangen. Ich glaube, die arme Frau war erleichtert. Ich konnte mich ja schlecht allein mit Portwein und Zigarren zurückziehen …«
    »Guter Gott, Sie sind einfach gegangen?«
    »Abgetaucht, wie man

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