Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tal der Träume

Tal der Träume

Titel: Tal der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
samt Frau, den letzten Neuankömmlingen in der Stadt. Cochrane war Buchhalter bei der Telegrafengesellschaft, Ersatz für einen beurlaubten Angestellten. Beide wirkten so verschwitzt und unglücklich, dass er sich die Bemerkung, dies sei der Winter im Territorium, einfach nicht verkneifen konnte. Die Telegrafengesellschaft hatte stets Mühe, ihr Personal zu halten.
    Er schaute zu Oatley hinüber, der mit seinen Freunden Whisky trank und sich nicht um seine Frau zu kümmern schien. Ganz schön sorglos, dachte Christy. Die angeborene Selbstsicherheit der Reichen.
    Kurz nach seiner Ankunft in Darwin hatte Christy erfahren, dass es hier am Ende der Welt Familien mit großen Reichtümern gab. Darüber hatte er lange nachgedacht. Ein Mann, der in einen dieser Clans einheiratete, heiratete gleichzeitig ein Vermögen und wurde Mitglied der Kolonialaristokratie. Doch das war leichter gesagt als getan. Christy, nach nur vierjähriger Ehe als kinderloser Witwer allein auf der Welt, hatte seinen Posten aus purer Verzweiflung angenommen, da sich keine andere respektable Stelle anbot. Es war ihm nicht schwer gefallen, sich in die Pflichten eines Adjutanten einzufinden. Seine Tätigkeit war nicht anstrengend, er empfand nur den Mangel an Höflichkeit, den seine Arbeitgeber an den Tag legten, als störend.
    Christy hatte sich bei den Viehzüchtern von seiner besten Seite gezeigt, den charmanten Gentleman und liebenswerten Gast hervorgekehrt, doch obgleich er gemeinsam mit Mollard auf mehrere Stationen eingeladen worden war, hatte er nie eine Freundschaft mit einer unverheirateten Tochter anknüpfen können. Die Familienbande waren eng, schlimmer noch als bei den Italienern, und die Mädchen lebten unter väterlicher Obhut, so dass ihnen die Bekanntschaft mit jungen Männern wie dem Adjutanten des Residenten verwehrt blieb. Nur in den Sommerferien, wenn sie in der Stadt nach Gesellschaft suchten, hätte er eine Chance, und er nahm sich vor, in diesem Jahr aufmerksamer ans Werk zu gehen.
    Er seufzte und schaute sich nach einem Stuhl für Mrs. Oatley um, die Anstalten machte, sich mit den Cochranes irgendwo niederzulassen. Doch Mrs. Mollard sah ihn wütend an und winkte ihn zu sich. Er eilte zu ihr hinüber.
    »Sie sind nicht dazu angestellt, dieses Flittchen zu bedienen. Die Bowle ist leer, lassen Sie sie nachfüllen.«
    »Sehr wohl, Madam.«
     
    Harriet dachte gern an jenen Abend zurück. Sie hatte sich wirklich amüsiert, und William war stolz auf sie gewesen. Er hatte berichtet, dass einige seiner Freunde ihr Aussehen gelobt hatten, womit die Diskussion über ihre Haare beendet war, doch Freunde hatte sie noch immer nicht gewonnen. Die Damen verhielten sich noch abweisender als zuvor. Allerdings schmeichelte es ihr, dass Christy Cornford ihr Aussehen zu gefallen schien.
    Im Tennisklub zeigte er sich von seiner galantesten Seite, suchte ihr zwischen den Partien stets einen Sitzplatz, plauderte und brachte ihr Erfrischungen, doch Harriet wusste auch, dass er gern gewann. Er war ihr Partner im gemischten Doppel, und ihre Namen führten seit Wochen die Rangliste an. Vermutlich waren seine Bemühungen daher nicht ganz selbstlos.
    Sie hatten neben dem Tennis noch eine weitere Gemeinsamkeit. Harriet sprach gern mit ihm über Singapur, denn er kannte die Hotels, Klubs und eleganten Restaurants. Als Witwer schien er einsam zu sein, und sie überlegte, ob sie ihn zum Essen einladen solle. Er wäre sicherlich angenehm überrascht, da Billy Chinn ein so ausgezeichneter Koch war und er sich oft über das ungenießbare Essen in der Residenz beschwerte. Andererseits schien William ihn nicht sonderlich zu mögen, daher schnitt sie das Thema gar nicht erst an.
    Außerdem stand die Trockenzeit bevor, und das Reisen im Outback wurde wieder einfacher. William sprach davon, mit ihr die Familienstationen zu besuchen. Endlich! Da sie keine Ahnung hatte, wie man eine derartige Reise organisierte, konzentrierte sich Harriet auf die für eine sechswöchige Safari erforderliche Garderobe und überließ ihrem Mann die Ausarbeitung der Einzelheiten.
    Sie war aufgeregt angesichts dieses Abenteuers. Sie würden den Zug bis Pine Creek nehmen und von dort aus in Begleitung berittener Männer, die William als »Wachen, Köche und Spülhilfen« bezeichnete, in einem Wagen weiterfahren.
    »Wachen?«, fragte sie nervös.
    »Nur ein Scherz. Wir müssen ein paar Mal draußen schlafen. Dort gibt es keine Gasthäuser, meine Liebe. Dazu brauchen wir zusätzliche Pferde

Weitere Kostenlose Bücher