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Tal der Träume

Tal der Träume

Titel: Tal der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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erfreut, immerhin vom Verbleib seines Sohnes erfahren zu haben. Er beschloss, nach oben zu klettern und sich mit Garradji zu beraten.
    Während sie das Plateau erstiegen, musste Numinga einen riesigen Umweg machen, bis er einen Weg fand, auf dem er das Pferd hinaufführen konnte. Es lohnte aber die Mühe. Weiter oben hatte es geregnet, die Büsche waren zu neuem Leben erwacht, die dünne Erdschicht war grün gefleckt, und in Vertiefungen stand kristallklares Wasser. Das Pferd trank gierig.
    Oben fand eine Besprechung statt, und als sich alle Augen auf den Neuankömmling richteten, beschlich Numinga das unangenehme Gefühl, Teil eines neuen Planes zu sein.
    Diesmal erklärte ihm Gopiny, worum es ging. Er sollte zu Fuß und bei Nacht zur Mission nach Darwin marschieren, die unschwer an ihrem Kreuz zu erkennen war, Boomi schnappen, wenn nötig die Missionare töten und eilends die Stadt verlassen. An der langen Straße würden ihn Gopiny und zwei andere Krieger, die bereits zu ihnen gestoßen waren, erwarten.
    Es dauerte eine Ewigkeit, bis er ihnen erklärt hatte, dass Darwin nicht Pine Creek war. Dort gab es zahlreiche Straßen und ungeheuer viele Menschen.
    »Selbst wenn wir Boomi befreiten«, sagte er mit der Betonung auf »wir«, »würden sie uns einen bewaffneten Suchtrupp hinterherschicken, der uns stellt …«
    Mimimiadie erhob sich. »Warte. Genug von diesem Plan, er überlässt zu Vieles dem Zufall. Mein Junge könnte dabei in Gefahr geraten. Ich habe die Lösung. Ich hätte längst darauf kommen sollen.«
    Er trat an den Rand des Plateaus und schaute in die Schlucht hinunter. »Sie werden mir meinen Sohn bringen«, rief er wild. »Sie werden ihn mir bringen.«
    »Was hast du nun wieder vor?«, fragte Numinga. »Noch einen Erdrutsch auslösen?«
    »Nein. Ich mache das Gleiche wie sie. Warten und beobachten.«
     
    Das taten sie mehrere Tage lang. Ein halbes Dutzend Reiter durchquerte gemeinsam die Schlucht. Eine Gruppe von Aborigines wanderte hindurch, einen Tag darauf fuhr ein Paar in einem Federwagen durch, das, von mehreren berittenen Wachen begleitet, aus der anderen Richtung kam und nach Pine Creek zu wollen schien. Zurzeit reisten nur wenige Leute in die andere Richtung.
    Sie warfen neugierige Blicke auf Mimimiadie, der sie nicht in seinen Plan eingeweiht hatte; er benötigte nur einen Wachposten tagsüber und die Nachricht, wer aus welcher Richtung durch die Schlucht kam.
    Schließlich erspähte Gopiny zwei Reiter, die von Osten, also aus Pine Creek, kamen.
    »Ja!«, brüllte Mimimiadie. »Die will ich haben.«
    »Töten wir sie?«, fragte Gopiny nervös.
    »Nein, du Trottel. Wir fangen und behalten sie.«
    Während ihr Anführer Befehle brüllte, dämmerte Numinga, was er vorhatte. Sie behalten. Zwei weiße Männer im Gegenzug für Boomis Entführung. Gut und schön, dass man sie nicht auf der Stelle erschoss, aber was kam danach? Irgendetwas sagte ihm, dass ihm, da er als Einziger Englisch sprach, eine tragende Rolle zugedacht war. Er wünschte, die beiden Männer, die samt ihrem Packpferd so gelassen über die einsame Ebene ritten, würden kehrtmachen, es sich einfach anders überlegen, ihr Ziel ändern. Numinga hatte bei alledem kein gutes Gefühl.
    Man wies ihm einen tiefer gelegenen Ausguck zu, während Mimimiadie und seine drei Anhänger hinunterkletterten und mit gezückten Speeren zu beiden Seiten des Weges Stellung bezogen. Garradji hielt von oben Ausschau nach weiteren Reisenden, die am Horizont auftauchen und ihren Plan gefährden konnten.
     
    Es gibt nichts Besseres als frischen Wind im Gesicht, um trübe Gedanken zu vertreiben, sagte sich William, als sie am dritten Tag ihres langen Rittes nach Warrawee in Galopp fielen. Er war beinahe zufrieden, weigerte sich, an Harriet und Myles zu denken, war entschlossen, die Reise zu genießen. Yorkey war ein ausgezeichneter Gefährte, ein typischer Viehtreiber, der wenig sprach und nur seine Meinung zum Wechsel der Jahreszeiten oder dem plötzlichen Auftreten von Vögeln kundtat, das angeblich Regen verhieß. Über persönliche Dinge sprachen sie nicht, und William war dankbar dafür. Wäre er mit einem Freund oder seinem Sohn geritten, hätte er unweigerlich über seine Probleme gesprochen.
    Yorkey schlug schnell und geschickt das Lager auf, und auch seine Kochkünste waren nicht zu verachten. Nach Sonnenuntergang plauderten sie noch ein bisschen, doch dann fielen William die Augen zu, und er streckte sich in seinem Schlafsack aus. Er war

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