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Tal der Träume

Tal der Träume

Titel: Tal der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Polizei in dieser Gegend befand. Er hoffte, das Kind dort zu finden oder wenigstens etwas Neues zu erfahren.
    Sein Bart wuchs beängstigend schnell, und Numinga verbrachte in seinem Lager jeden Morgen längere Zeit damit zu, ihn mit Hilfe einer rostigen Klinge und eines zerbrochenen Spiegels, den eine Frau für ihn aufgetrieben hatte, abzuschaben. Sie war sehr dunkel und liebenswert gewesen und hatte einen Weißennamen gehabt, Lulu, das vergaß man nicht so rasch. Es klang irgendwie hübsch.
    Doch auch im größeren Katherine fand er keinerlei Spur. Er nahm sogar Kontakt zu Aborigines auf, die mit den gefürchteten Missionsstationen in Verbindung standen, wo häufig schwarze Kinder aufgenommen wurden, doch auch dort war Boomi nicht aufzutreiben. Er schien wie vom Erdboden verschluckt.
    Bis zu einem Abend, als ihm ein Aborigine-Mädchen seine Geschichte erzählte. Sie war ein Flittchen, wurde aber angeblich besser bezahlt als die übrigen schwarzen oder weißen Schlampen, weil sie singen und tanzen konnte und zudem gut im Bett war. Sie besaß eine eigene Hütte hinter dem
George Hotel
und empfing dort nur erstklassige Kunden. Sogar Polizisten, wie sie Numinga stolz berichtete. Diese hatte sie nach Mimimiadie ausgefragt, der so berühmt geworden war wie die weißen Buschräuber. Sie versicherte Numinga, sie habe überdies von einem Captain erfahren, wer Mimimiadies Sohn entführt hatte.
    Sie warteten noch immer darauf, dass Mimimiadie sich im Austausch gegen den Jungen stellte, hielten ihn aber für zu feige, da er als Mörder aus dem Hinterhalt bekannt sei. Bisher hatten sie kein Wort von ihm gehört.
    »Aber wo ist das Kind?«, fragte Numinga.
    »Dazu komme ich noch. Sie werden ihn auf gar keinen Fall zurückgeben. Sie haben Befehl, Mimimiadie auf der Stelle zu erschießen. Der Kleine soll wohl anständig aufwachsen und Englisch sprechen lernen, nicht wie wir, die auf Müllhalden am Ende der Welt leben.«
    »Glaubst du ihnen nicht?«
    »Und ob. Wir sind am Ende, Numinga. Sie haben uns nichts übrig gelassen. Wir sind ein totes Volk. Die Weißen mit ihren Waffen sind zu stark für uns.«
    »Das stimmt nicht, meine Hübsche. Wir leben hier, seit vor Jahrtausenden Ungeheuer die Erde heimsuchten. Es hat schon andere Krisen gegeben, das sagen dir die Lieder. Das Leben ist ein ständiger Wandel, und wir werden auch diese Veränderung überstehen.«
    »Ja, so sagen die Lieder. Aber ich bin mir nicht sicher. Jedenfalls verhungere ich nicht, und wenn ich zu hässlich werde, schneide ich mir die Kehle durch.«
    »O nein«, stöhnte er, »o nein«.
    »Wolltest du nicht etwas über den Kleinen wissen?«
    »Ja«, sagte er geistesabwesend, tief bekümmert über ihre Haltung.
    »Sie haben ihn nach Darwin gebracht. In eine Missionsschule, angeblich die beste im Territorium. Er wird es gut haben. Sag Mimimiadie, er soll sich keine Sorgen mehr um ihn machen.«
     
    Numinga ließ das Pferd einige Tage auf einer abgelegenen Viehstation rasten, bevor er den langen Heimweg antrat. Er ritt querfeldein und ließ sich Zeit, da er es nicht eilig hatte, die schlechten Neuigkeiten zu überbringen. Im offenen Gelände mit den vereinzelten Eukalyptusbäumen und Akazien entdeckte er zu seiner Freude winzige grüne Schösslinge, die aus der Erde spähten. Hoffentlich kam der Regen, bevor sie verwelkten, dann würden hier neue Weiden entstehen und wenigstens einige der ausgemergelten Rinder retten, die hungrig in die Gegend starrten.
    Er wusste, dass Mimimiadie und seine Gefährten ihn von weitem entdecken würden, und war nicht überrascht, als die beiden auf dem felsigen Terrain bei der Schlucht plötzlich vor ihm auftauchten. Sein Pferd jedoch scheute, wobei es seinen Reiter abwarf.
    Mimimiadie konnte es gar nicht erwarten.
    »Hast du Boomi gefunden?«
    Numinga ließ ihn zappeln. Er beruhigte zunächst das Pferd, gab ihm ein Stück von einem Apfel und reichte Mimimiadie die andere Hälfte, um ihn gnädig zu stimmen. »Wir setzen uns hin und reden«, sagte er zu den Männern.
    Mimimiadie verschlang den Apfel mit wachsamem Blick und hörte aufmerksam zu, als Numinga die Lage schilderte.
    »Wir können keinen Überfall in Darwin wagen«, sagte er. »Es ist eine große Stadt mit vielen Leuten und Polizisten. Ich war noch nie da, habe aber davon gehört. Sie haben auch ein großes Gefängnis voll mit Schwarzen.« Er wollte es sich nicht mit Mimimiadie verderben, musste ihm aber den Plan eines Überfalls um jeden Preis ausreden.
    Mimimiadie schien

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