Tal der Träume
Missionars in die graue, wolkenschwere Dämmerung hinaus.
Er würde sie zur Missionsstation bringen und den beiden dort wohnenden Novizinnen übergeben. Sie konnte mit ihnen im Bungalow leben und ihr frugales Leben teilen. Er bildete die Novizinnen zu Laienschwestern aus; sie würden Harriet den Weg zum rechten Leben weisen. Schwester Minto, eine reife, harte Schottin, die erst kürzlich zu ihnen gestoßen war, würde als ihre Mentorin fungieren.
Mrs. Oatley war ein typisches Beispiel dafür, wie tief diese reichen Leute sinken konnten. Eine Frau, die im Luxus geschwelgt hatte, Ausschweifungen als selbstverständlich betrachtete und nur gerettet werden konnte, indem sie ihr ganzes Leben radikal änderte. Indem man sie zu den wesentlichen Dingen zurückführte, zum bewährten, klösterlichen Lebensstil. Obwohl der Missionsbungalow, der den beiden Frauen als Heim diente, kaum als Kloster bezeichnet werden konnte, war ihr Leben, das aus Gebet, Buße und guten Taten bestand, ganz und gar dem Herrn geweiht, und sie begrüßten die Entsagungen, die er ihnen auferlegte.
Harriet stützte sich noch auf seinen Arm, als sie durch die schlammigen Straßen liefen. Walters war ihre Krücke, ihr Halt, von Gott geschickt, um sie aus dem Mahlstrom zu retten, in den sich ihr Leben verwandelt hatte.
»Preis dem Herrn«, murmelte er, als sie an seinem Wohnhaus vorbeikamen. »Es ist nicht mehr weit, Schwester, und der Herr erwartet Sie mit offenen Armen. Er liebt Sie, Schwester.«
Hinter der Kirche bog er mit ihr auf einen Buschpfad ab, über dem sich tropfendes Laub wie ein Baldachin wölbte. Sie folgte ihm demütig wie ein Lamm.
Der abgeschiedene Bungalow war ein idealer Zufluchtsort und im Grün des Dschungels kaum erkennbar, so dass die Frauen nicht durch unerwünschte Besucher von ihrer Arbeit abgehalten wurden. Obwohl ihre religiösen Pflichten vorrangige Bedeutung hatten, bestand der Reverend darauf, dass sie ihren Lebensunterhalt durch die Herstellung von Seife und Kerzen verdienten, die an der Kirchentür verkauft wurden. Ihr Tagesplan ließ ihnen keine Zeit zum Müßiggang.
Schwester Minto, ein magere Frau in einem verblichenen, schwarzen Kleid, trat aus dem Haus und trocknete sich die Hände an der Schürze ab, um sie begrüßen.
»Guten Abend, Reverend, wen haben wir denn da?«
»Das ist Schwester Oatley. Sie möchte sich Ihrer Gemeinschaft anschließen«.
»Heute gibt es nicht viel Gemeinschaft. Ich habe schon nach Ihnen gesucht, Schwester Tolley ist wieder weggelaufen. Zu ihrer schwachsinnigen Familie.«
Er seufzte. »Ich werde mit ihr reden. Würden Sie mit Schwester Oatley hineingehen und ihr alles zeigen? Sie ist sehr müde, morgen dürfte es ihr besser gehen. Danach möchte ich mit Ihnen reden.«
Noch zwitscherten und zeterten die Vögel, bevor sie ihre Nester für die Nacht aufsuchten, und einige Flughunde sausten über seinen Kopf. Walters ging zur Seite des Hauses und klopfte an den eisernen Wassertank, der sich endlich wieder füllte. Minto hatte während der Trockenzeit Wasser kaufen wollen, doch er hatte derartige Extravaganzen untersagt und die Frauen stattdessen mit Eimern ausgestattet, in denen sie sich Wasser aus seinem Haus holen konnten.
Die Schwester kam heraus. »Was ist los mit dieser Frau? Sie ist völlig schlaff und leblos. Sitzt nur da und starrt in die Gegend.«
»Kein Wunder«, meinte er munter, »sie hat ein tiefes Erlebnis mit Jesus gehabt, eine schmerzhafte Erfahrung. Sie hat sich aus einem sündigen Leben gelöst, um das Licht zu suchen.«
Minto war beeindruckt. »Ehrlich? Wer ist sie denn? Auch eine Hure?«
»So in der Art. Schlimmer noch, könnte man sagen, aber ich erspare Ihnen die Einzelheiten. Jedenfalls war es für sie eine schwere Entscheidung, zu Ihnen zu kommen. Ihre Welt ist aus den Fugen geraten.«
»Preis dem Herrn!«
»Am besten sollte sie morgen mit der Arbeit beginnen. Sie müssen ihr helfen, mit ihr beten, sie beschäftigen, damit der Teufel sie nicht zurückholt.«
»Ich konnte Schwester Tolley nicht aufhalten«, meinte sie zu ihrer Verteidigung.
»Das ist etwas anderes. Schwester Tolley hat nie wirklich bereut; diese Frau hier ist sich ihrer Sünden sehr viel mehr bewusst und überwältigt von Reue. Sie braucht Sie in ihrem Elend, um die Freuden der Gnade Gottes zu erleben.«
»Amen«, schloss Minto feierlich.
Tom Ling eilte zu Billy Chinn in die Küche.
»Missy ist mit dem Prediger weggegangen. Ohne Mantel und Hut.« Er warf einen Blick über die
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