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Tal der Träume

Tal der Träume

Titel: Tal der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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sie neben sich an einem langen, niedrigen Tisch niederknien.
    »Wir beten für die Seele von William Oatley«, hob er an. »Mögen diese Sorgen von ihm genommen werden.«
    »Amen«, murmelte sie mit gesenktem Kopf.
    »Möge er den feurigen Weg in die Arme Jesu einschlagen. Vater unser im Himmel …«
    Er dehnte das Gebet auf volle fünfzehn Minuten aus, um sie angemessen zu bestrafen. Gleichzeitig schaute er sich im Zimmer um. Er war noch nie hier gewesen, weiter als bis zur Veranda hatte man ihn nie vorgelassen. Kein Wunder, das Haus erinnerte mit seinen orientalischen Vasen und dem ganzen Nippes an einen chinesischen Schrein. Sogar der Tisch vor ihnen trug heidnische Schnitzereien, und die große Matte darunter war zwar weich unter den Knien, wies aber eindeutig asiatische Muster auf.
    Schließlich sank der Reverend in einen Sessel.
    »Amen, Schwester.«
    Sie schaute erleichtert hoch, doch er bat sie, auf den Knien zu bleiben, damit sie in ihren eigenen Worten mit Jesus sprechen könne.
    »Keine Sorge«, sagte sie und setzte sich ihm gegenüber auf ein Korbsofa, »ich habe seit Tagen pausenlos mit Gott gesprochen.«
    »Worüber?«
    »Meine Güte, natürlich über die Sicherheit meines Mannes.«
    »Meinen Sie, Gott erhört Sie?«
    »Das will ich hoffen«, sagte sie müde.
    »Vielleicht tut er das, wenn Sie zuerst um Gnade für sich selbst bitten.«
    »Ja, das mag sein.«
    »Und haben Sie das getan?«
    »Was getan?«
    »Mit ihm über Ihre eigene Seele gesprochen. Bei einer Frau ist die Reinheit von größter Bedeutung. Wenn Ihre Seele nicht rein ist, wird sich der Herr von Ihnen abwenden. Man könnte sagen, es sei dreist, wenn eine unreine Seele die Hilfe Gottes sucht. Ein Akt der Blasphemie.«
    Sie führte die Hand zum Gesicht, als wolle sie etwas wegwischen.
    »Nun?«
    »Man tut sein Bestes«, meinte sie gleichgültig.
    »Schwester, könnten Sie mir die Sünde des Ehebruchs definieren?«
    Bei dieser Frage richtete sie sich kerzengerade auf. »Wirklich, Mr. Walters, ich halte diese Unterhaltung für unangemessen.«
    »Bedauere, Ehebruch ist niemals angemessen, wenn wir bei diesem Begriff bleiben wollen. Aber Sie als Ehebrecherin halten es für angemessen, den Herrn mit Ihren jammernden Bitten zu belästigen!« Seine Stimme wurde zu einem Zischen.
    »Sagen Sie, dass Sie keine Ehebrecherin sind. Sagen Sie es jetzt, sagen Sie es dem Herrn, mit einem Mann Gottes als Zeugen.«
    Sie sah ihn entsetzt an. Ihr Gesicht wurde bleich, und sie brach in Tränen aus. »Bitte, Mr. Walters, ich fühle mich nicht wohl. Wenn Sie mich entschuldigen wollen.«
    »Nein, das will ich nicht!«, donnerte er. »Nein! Gott kennt Ihre Sünde, und schlimmer noch, als Mitglied meiner Herde besudeln Sie die ganze Gemeinde, die Sie in ihren Kreis aufgenommen hat. Wollen Sie es etwa abstreiten? Sind Sie so vermessen, dass Sie Gott schamlos belügen können und alle Ihre Gebete wertlos machen?«
    »Nein! Nein!«, schluchzte sie. Er sprang auf, schloss die Tür, um ihr den Fluchtweg zu versperren, und stellte sich unmittelbar vor sie. Ein weiterer Schlag würde die wankende Mauer zum Einsturz bringen.
    »Schwester, ich will Ihnen helfen. Mit Ihnen beten und Sie auf den rechten Weg führen. Ich darf Sie aber nicht in Ihrer Schande bestärken, Sie müssen mir die Wahrheit sagen. Wenn Sie beten, wünschen Sie sich dann, Ihr Mann möge in der Gefahr umkommen und nie mehr zurückkehren, damit Sie diese schändliche Affäre fortsetzen können?«
    »Nein! Nein!«, weinte sie und hielt sich die Ohren zu. »Natürlich nicht, bei Gott, nein!«
    »Wirklich nicht? Denn wenn das Ihre eigentliche Absicht ist, verlasse ich dieses Haus auf der Stelle. Soll ich mit dem Wissen gehen, dass Sie Ihrem Mann im tiefsten Herzen den Tod wünschen?«
    »Nein, denken Sie das bitte nicht, Mr. Walters. Ich liebe William. Er bedeutet mir sehr viel.«
    Er ließ sich wieder in den Sessel sinken, als sei er erschöpft. »Ich kann das kaum glauben, da es aus dem Mund der Frau kommt, die ihn betrogen hat.«
    War das aufregend! Mit keinem Wort hatte sie seine Anschuldigungen abgestritten, bald hätte er die ganze Wahrheit aus ihr herausgeholt.
    »Ich weiß«, murmelte sie und zerrte mit zitternden Händen an einem Taschentuch. Sie war nicht länger die elegante Dame, sondern nur ein unglückliches Weib, das seiner Lust gehorcht hatte, nicht besser als eine Hure.
    »Sie scheinen verwirrt«, sagte er sanft. »Und ich muss gestehen, dass Sie auch mich verwirren. Hat Mr. Oatley Sie

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