Tal der Träume
wenn Sie sich etwas davon versprechen.«
Myles wandte nur den Kopf ab und weigerte sich nochmals ausdrücklich, der Operation zuzustimmen.
»Tut mir Leid, Pater«, sagte er schließlich zu dem Priester, »aber ich möchte lieber sterben.«
»Das ist aber eine seltsame Entscheidung für einen so gut aussehenden jungen Mann wie Sie. Und wenn Sie nächste Woche Ihre Meinung ändern? Dann ist es zu spät. Sie können nicht an der Himmelspforte stehen und sagen: Ich habe mich geirrt.«
Myles rang sich ein Lächeln ab. »Ich lasse es drauf ankommen, Pater.«
»Aber so haben Sie keine Chance. Das Bein wird nicht besser werden, das können Sie vergessen. Sie müssen auf den Rat der Ärzte hören. Nun kommen Sie, bringen Sie es hinter sich. In einer Woche lachen Sie wieder.«
Doch kein Argument konnte die Entschlossenheit des jungen Mannes ins Wanken bringen. Bevor der Priester ging, hörte er noch, wie Myles sich weitere Besuche verbat.
»Der arme Kerl«, sagte er. »Wo ist sein Vater? Ich muss den Mann wohl selbst herholen.«
Zum Glück traf er am Eingang Zack und Sibell Hamilton, die auf dem Weg zu Myles waren.
»Das ist kein guter Zeitpunkt«, erklärte der Priester. »Aber Sie würden ihm helfen, wenn Sie seinen Vater aufsuchten und ihn um jeden Preis herbrächten, notfalls in Fesseln.«
Er schilderte ihnen die Lage, und die beiden reagierten natürlich entsetzt.
»Wir holen ihn, Pater«, meinte Zack, und Sibell flüsterte ihm zu: »Ich hoffe, wir können auf die Fesseln verzichten.«
»Steht es so schlimm zwischen den beiden?«
»Leider ja.«
»Was ist mit Harriet? Könnte sie nicht mit Myles reden?«
»Ich weiß nicht, wo sie steckt. Sie hat William verlassen.«
»Wie bitte? Warum hast du mir das nicht früher erzählt?«
Sibell ging schweigend neben ihm her, und er nickte. »Verstehe. Das Thema war dir wohl zu heikel. Im Augenblick werden überall Männer von ihren Frauen verlassen.«
»Zack, das stimmt nicht. Mag sein, dass sie inzwischen wieder zurück ist. Aber die beiden haben ernsthafte Probleme miteinander.«
»Wir etwa nicht? Ich bringe dich nach Hause und werde dann den Buggy holen, um William zu Myles zu bringen. Das Leben seines Sohnes steht auf dem Spiel, er kann ihm den Besuch nicht verweigern.«
Reverend Walters war hungrig und freute sich auf sein Mittagessen. Samstags morgens servierte seine Haushälterin immer Steak-und Nieren-Pastete. Eine dicke, knusprige Pastete mit üppiger Soße, die er, wie er oftmals zu ihr sagte, um nichts in der Welt missen mochte. Er brachte sein Pferd in den Stall und ging mit einem frischen Brotlaib unter dem Arm zur Haustür.
Doch wer saß auf den Stufen der Veranda? William Oatley!
»Walters, ich habe auf Sie gewartet«, sagte er und richtete sich zu voller Größe auf.
»Das sehe ich, aber ich habe leider keine Zeit für eine Unterhaltung.«
»Sie werden mit mir reden, Mister. Wo ist meine Frau?«
»Keine Ahnung. Würden Sie mich jetzt vorbeilassen?«
»Ich frage Sie noch einmal: Wo ist Mrs. Oatley? Sie hat in Ihrer Begleitung mein Haus verlassen. Wohin haben Sie sie gebracht?«
»Sie möchte Sie nicht sehen. Ich habe nur meine Pflicht getan, das ist alles. Ich nehme an, Mrs. Oatley wird Kontakt zu Ihnen aufnehmen, falls sie Sie zu treffen wünscht.«
»Aber
ich
möchte
sie
sehen. Nun tun Sie noch einmal Ihre Pflicht und verraten mir, wo sie sich aufhält.«
»Ich darf ihre Adresse nicht bekannt geben. Und nun gehen Sie bitte.«
Oatley packte seinen Arm und riss ihn die drei Stufen herunter, bis sie einander Auge in Auge auf dem schlammigen Rasen gegenüberstanden.
»Hände weg, Oatley«, knurrte der Reverend, als er wieder fest auf den Beinen stand. »Sonst rufe ich die Polizei!«
»Sicher, darin sind Sie ja ganz groß. Aber eines sage ich Ihnen: Bevor ich mit Ihnen fertig bin, kriechen Sie auf allen Vieren weinend aus der Stadt!«
»Drohungen werden Ihnen nicht helfen, Sir. Ihre Frau will Sie nicht sehen, das ist alles. Und wenn man den Schaden betrachtet, den die Oatley-Männer dieser armen Frau zugefügt haben, überrascht mich das auch nicht. Männer wie Sie und Ihren Sohn sollte man teeren und federn. Und jetzt lassen Sie mich in Ruhe.«
Wütend begriff William, dass aus diesem Kerl nichts herauszubekommen war. Er stieß ihn beiseite, so dass Walters das Gleichgewicht verlor und samt Brot in den Schlamm fiel.
William ergriff den warmen Laib und schleuderte ihn auf die Straße.
»Mit Ihnen bin ich noch nicht
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