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Tal der Träume

Tal der Träume

Titel: Tal der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Ich habe ihn die ganze Zeit davor gewarnt, den Jungen zu entführen, aber auf mich hört ja keiner. Natürlich bin ich mit Mrs. Mollard befreundet, und ich wette, sie hatte ein Wörtchen mitzureden, dass die Vorwürfe fallen gelassen wurden. Sie wäre sehr empört darüber gewesen.«
    Christy war froh, ihr mit der Entschuldigung, er habe im Büro zu tun, zu entkommen. In Wirklichkeit hatte er wenig Arbeit, da Weihnachten kurz bevorstand.
    Er schlenderte in die Stadt, spähte in die Schaufenster mit ihren halbherzigen Dekorationen und fand sich irgendwann vor einem chinesischen Pfandhaus wieder. Vielleicht würde er dort etwas für Lucy finden. Die Stücke wurden selten von ihren Besitzern ausgelöst, und das Geschäft wirkte eher wie ein Trödlerladen mit Kisten auf dem Boden und einem vielfältigen Schmuckangebot, das auf Tabletts auf der Theke ausgestellt war.
    »Ich suche ein Geschenk für eine Dame«, sagte er zu dem älteren Chinesen, der als Sleepy Lee bekannt war. Der Mann saß in einem hohen Korbsessel hinter der Theke, war wie gewöhnlich in einen langen Brokatmantel gekleidet und trug die übliche Kappe über dem dünnen Zopf. Die verschleierten Augen schienen Christy kaum zu bemerken, doch jeder wusste, dass Sleepy nichts entging und er schreiend aus seinem Sessel fuhr, sobald ein Langfinger seine scheinbare Schläfrigkeit ausnutzen wollte.
    Er wies mit der mageren Hand träge auf die Theke, als interessiere ihn Christys Anliegen nicht sonderlich.
    »Vielleicht eine Brosche«, meinte dieser. Als keine Antwort kam, nahm er das Angebot in Augenschein. Es gab einige Opalbroschen, mehrere Gemmen, aber nichts, was ihm wirklich gefiel. Die große Auswahl von Trauringen ließ ihn schmunzeln. Welche Geschichten mochten sich dahinter verbergen? Es hieß immer, von ihrem Ehering trenne sich eine Frau zuletzt. Vielleicht waren die Damen dieser Stadt aus anderem Holz geschnitzt.
    Da er schon einmal da war, konnte er sich auch nach dem durchschnittlichen Preis eines Traurings erkundigen. Er hielt einen schmalen Goldring in die Höhe. »Wie viel kostet dieser?«
    »Fünf Shilling.« Sleepy hatte sich nicht von der Stelle gerührt.
    Christy versuchte es am anderen Ende der Theke. Er deutete auf einen breiten Goldring mit eingelassenen Rubinen. Es gab mehrere davon, und – gut zu wissen – sie waren noch in Mode. Einige Damen seiner Bekanntschaft trugen ähnliche Ringe.
    »Wie viel?«
    »Zwanzig Pfund.«
    Das war eine Menge. Er hätte Lee gern gefragt, wie viel Karat der Ring hatte, um die Kosten besser einzuschätzen, doch der Chinese war nicht allzu gesprächig. Entweder man kaufte oder man kaufte nicht; auf Diskussionen ließ er sich nicht ein.
    Beim Blick auf das Tablett mit den Schmuckringen kam Christy ein Gedanke. Warum sollte er keinen Verlobungsring kaufen, ihn Lucy einfach überreichen, sie vor vollendete Tatsachen stellen? Damit würde er ihre Verbindung besiegeln, und Zack konnte nichts mehr unternehmen.
    Doch es musste ein ganz besonderes Stück sein, das nicht nach Pfandhaus aussah und ihr wirklich gefiel. Eifrig betrachtete er die Schmuckringe. Einige waren hübsch: Diamanten und Edelsteine in schönen Fassungen.
    Lee musste seine Gedanken gelesen haben, denn er ließ sich zu einer Bemerkung herab.
    »Beste Qualität, Sir. Herren wie Sie erkennen das. Diese sehr billig.« Er nickte wohlwollend und versank wieder in tiefem Schweigen, um Christy nicht bei seiner Entscheidung zu stören.
    Christy war eigentlich an Diamanten interessiert, doch dann fiel sein Blick auf einen dunklen Saphir, der mit zwei Diamanten eingefasst war. Ein entzückender Ring, der sicher ein Vermögen kostete. Er nahm ihn in die Hand, um nach dem Preis zu fragen, legte ihn aber schnell wieder hin. Diesen Ring kannte er! Aber woher? Gewiss hatte er ihn schon einmal gesehen. Christy war stolz auf sein gutes Gedächtnis, doch diesmal vermochte er die Erinnerung nicht einzuordnen.
    Er konnte Lee schlecht fragen, wer ihn verpfändet hatte. Diese Läden waren dafür bekannt, dass sie auch Diebesgut annahmen, doch die Polizei war ziemlich machtlos dagegen, weil keine Bücher geführt wurden. Lee gab sich nicht mit Papierkram ab, er hatte alles im Kopf.
    Christy versuchte Zeit zu gewinnen, indem er interessiert weitere Ringe betrachtete, wobei sein Blick immer wieder zu dem Saphir wanderte. Er kannte ihn, er musste nur lange genug nachdenken. Andererseits musste der Ring deshalb noch lange nicht gestohlen sein. Vielleicht war die

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