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Tal der Träume

Tal der Träume

Titel: Tal der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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entgegnete Zack dumpf, »ja, ein Blutbad. Ich achte hier immer besonders auf Erdrutsche, aber die kommen gewöhnlich nicht zu dieser Jahreszeit.«
    »Hätte schlimmer kommen können. Sind bloß zwei, drei Stellen. Nur euer Kumpel hat Pech gehabt, und die Victoria River Station wird den einen oder anderen Bullen entbehren müssen. Meine Kumpel meinen, ein leichtes Erdbeben wäre die Ursache. Haben angeblich ein Zittern bemerkt. Ich selbst allerdings nicht.«
    Als Zack aufstand, starrte ihn der Viehhüter an. »Ach, Sie sind Zack Hamilton von Black Wattle. Kamen mir irgendwie bekannt vor. Ich hatte Sie für einen Treiber gehalten. Was machen Sie denn hier?«
    Zack konnte sich nicht erinnern, jemals so üble Kopfschmerzen gehabt zu haben. Der Viehhüter, Johnny Wise war sein Name, hatte beim Säubern der Wunde jedoch erklärt, sie müsse nicht genäht werden. Aber mein Kopf fühlt sich an, als hätte ein Elefant draufgetreten, dachte er. Er sorgte sich um Paddy, wartete noch am Lagerfeuer, als er die Schüsse hörte, die die Tiere von ihrem Leid erlösten. Jetzt würde ihn nicht nur die Sorge um Paddy beschäftigen müssen, sondern auch die Kadaver. Unter den Felsen konnte man sie nicht vergraben; sie mussten verbrannt oder aus der Schlucht gezerrt werden. Gott im Himmel, wann würde er bloß nach Hause kommen?
    Er sah zu den Männern hinüber, die sich in Paddys Nähe ums Feuer drängten. Der Verletzte war jetzt ruhig, atmete aber schwer, was ihn plötzlich an etwas erinnerte. »Wie geht es Pop? Habe gehört, er fühle sich nicht allzu wohl.«
    »Das ist wahr. Hat einen Herzanfall gehabt, dazu noch eine Lungenentzündung. William war eine Weile draußen, bis der alte Mann wieder auf den Beinen stand. Hat versucht, ihn zu überreden, mit ihm nach Darwin zu kommen, aber Sie kennen ja Pop. Sturer alter Esel, wollte nicht nachgeben. Also musste William allein heimkehren. Als ich Pop das letzte Mal gesehen habe, war er noch etwas wacklig auf den Beinen, aber inzwischen dürfte er wieder über Tisch und Bänke gehen.«
    Zack lachte. »Klingt ganz nach ihm. Grüß ihn von mir. Ich hoffe, er fühlt sich gut genug, um den Sommer in der Stadt zu verbringen. Was wäre Weihnachten ohne die Trinksprüche von Pop Oatley?«
    Er entdeckte Yorkey, der sich ans Feuer hockte. »Mit den Pferden alles in Ordnung?«
    »Ja. Nur deins hat einen Riss am Rumpf, das ist alles.«
    »Na gut …« Zack seufzte. »Hast du was gegessen, Yorkey? Hier ist Fladenbrot.«
    »Ich hatte schon welches«, log Yorkey. Er war nicht hungrig. Wollte an diesem Ort mit all den Geistern nicht einmal an Essen denken. Und der Schrei hallte noch immer in seinem Kopf.
    Er dachte über Zack nach. Der neue Viehhüter war ein großer, drahtiger Bursche um die fünfzig, und er hatte die Zügel in die Hand genommen, als sei es seine Mannschaft. Sogar Paddys andere Viehhüter gehorchten seinen Befehlen. Einer von ihnen war losgeritten, um der Verzögerung auf den Grund zu gehen, und hatte voller Entsetzen die Katastrophe entdeckt. Er hatte vorgeschlagen, sie sollten umkehren, doch Zack hatte befohlen zu bleiben und den Hauptteil der Herde aufzuhalten, bis alles aufgeräumt war.
    Einer nach dem anderen waren die Männer gekommen, um nach Paddy zu sehen, und wieder an die Arbeit gegangen. Sie alle hatten schon erlebt, dass Vieh während einer Dürreperiode erschossen werden musste, doch als sie nun die verletzten Tiere töteten und einen Scheiterhaufen errichteten, um die Kadaver zu verbrennen, während Paddy hilflos dalag, fühlten sie sich vollkommen elend. Paddy war so stolz gewesen, sein Vieh stets in Bestform abzuliefern. Zum Glück war er nicht bei Bewusstsein, hörte nicht die Schüsse, roch nicht das brennende Fleisch … Auch Yorkey, der mit ihnen arbeitete, war aufgewühlt. Schrecklich, in dieser prachtvollen Schlucht so furchtbare Dinge zu tun. Es schien wie eine Entweihung, als würde der Ort verunreinigt. Und das vor den Augen der Geister. Hatten sich die alten Geister aus irgendeinem Grund an den Weißen gerächt? Ihm fielen zahlreiche Gründe ein, schließlich hatte man sein Volk schlecht behandelt. Er schauderte. Hoffentlich erinnerten sie sich, falls sie in dieser finsteren Nacht weitere Vergeltung üben wollten, dass er kein Weißer war. Yorkey überlegte, ob es seiner Sicherheit dienlich wäre, sich an diesem Abend von den Männern am Lagerfeuer fern zu halten. Doch der Wunsch nach Behaglichkeit siegte. Er rückte näher, wickelte sich in eine

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