Tal der Träume
das würde auch sein Sohn schaffen, draußen auf Black Wattle, wo man Jimmy Moon ins Wohnhaus eingeladen hatte, weil man ihn respektierte.
Er beschloss, die Stelle anzunehmen. Zacks Alternative erschreckte ihn. Er wollte das Beste aus sich machen, doch aus Prinzip weigerte er sich, seinen Eifer offen zu zeigen. Zack wollte, dass er es sich überlegte, also würde er sich einige Tage Bedenkzeit gönnen und dann annehmen. Doch was das Abendessen anging, war es noch zu früh für Yorkey: Noch konnte er nicht in die Fußstapfen Jimmy Moons treten.
»He, Zack, sagen Sie der Missus, es ist furchtbar nett, dass ich auf ihre Party kommen soll, aber mir geht es hier gut. Sie erklären es ihr, ja?«
Zack legte ihm den Arm um die Schultern und brachte ihn zum Tor. »Ich sage es ihr, Yorkey, sie wird es verstehen. Sie wollte dir zeigen, wie sehr sie dich schätzt. Und falls du deine Meinung ändern solltest …«
Yorkey schüttelte den Kopf, doch sein Lächeln beim Abschied drückte große Freude aus, und Zack wusste, dass er nach Black Wattle kommen würde, wohin er gehörte.
Weihnachten war im Strandhaus der Hamiltons immer ein fröhliches Fest, das in einem feierlichen Abendessen gipfelte. Unterhalb des hoch gebauten Hauses wurden lange Tische aufgestellt. Dieses Jahr spürte Lucy jedoch, dass sie sich auf die gute Laune der Gäste verlassen mussten, denn die Familie war auf Grund der geplanten Abreise ihrer Mutter gedrückter Stimmung. Sie selbst konnte Sibells Egoismus einfach immer noch nicht fassen. Es war absurd, dass sie ihren Ehemann, ihre Tochter und ihr Heim an diesem Punkt ihres Lebens verlassen wollte. So etwas tat man einem wunderbaren Mann wie Zack, der sie aufrichtig liebte, einfach nicht an. Zuerst hatte er wütend reagiert, doch nun war er einfach nur verletzt. Seine Augen verrieten es, und er machte keine Anstalten mehr, sich zu wehren.
Er hatte Sibell sogar angeboten, ihr ein Haus in Perth zu kaufen, was Lucy für schlichtweg verrückt hielt. Sie sagte es ihm auch, doch Zack ließ keine Kritik an seiner Frau zu.
»Das ist die Entscheidung deiner Mutter. Wenn sie in Perth leben möchte, kann ich wenigstens dafür sorgen, dass sie es bequem hat. Sie kann schlecht in einer Pension unterkommen.«
»Würde ihr aber gut tun. Dann wüsste sie ihr Zuhause vielleicht wieder zu schätzen!«
»Und du solltest dich besser um deine eigenen Angelegenheiten kümmern. Was geht zwischen dir und Myles vor?«
»Nichts«, sagte sie ausweichend.
»Hoffentlich stimmt das auch.«
»Was soll das heißen? Ich dachte, du magst ihn.«
»Früher schon«, meinte er. »Heute bin ich mir nicht mehr so sicher.«
»Du magst niemanden! Christy passt dir auch nicht. Wenn es nach dir ginge, würde ich als alte Jungfer enden.«
»Mag sein«, antwortete er grinsend, »aber ich habe nie behauptet, dass ich Christy nicht mag. Er sollte seinen Heiratsantrag bloß gründlich überdenken. Immerhin geht es um das Leben auf einer Station. Ist der Heiratsantrag noch aktuell?«
»Warum denn nicht?«, fragte Lucy schnippisch.
»Ich habe Christy länger nicht gesehen. Isst er morgen Mittag bei uns?«
»Natürlich!«
»Verstehe«, meinte ihr Vater mit leisem Zweifel.
»Was soll das nun wieder heißen?«
Zack grinste. »Nichts, um mit den Worten meiner Tochter zu sprechen.«
Lucy war verunsichert. Gewiss hatte sie Christy in letzter Zeit selten gesehen. Er fühlte sich gekränkt, weil sie so viel Zeit bei Myles verbrachte, doch sie hatte geglaubt, er werde es verkraften. Immerhin würde er beim Weihnachtsessen neben ihr am Familientisch sitzen. Sie würden sich amüsieren und wieder zur Normalität zurückkehren. Auch hatte sie gute Neuigkeiten für ihn. Er sollte sich noch einmal mit Zack unterhalten, der offensichtlich keine Einwände gegen ihre Heirat hatte, solange sich Christy mit der Arbeit und Verantwortung anfreunden konnte, die das Leben auf Black Wattle mit sich brachte.
Je länger sie darüber nachdachte, desto besser fühlte sie sich. Christy war klug, er würde das Handwerk bald lernen, und der Besitz war so groß, dass Zack die Hilfe eines anderen Mannes gut gebrauchen konnte. Zudem würde es ihn bestimmt über den Verlust von Sibell hinwegtrösten, dachte sie gereizt.
Sie gestand sich mittlerweile selbst ein, dass sie bei ihren Bemühungen um Myles vielleicht ein wenig übertrieben hatte. Doch sie war entsetzt und voller Mitleid gewesen, das war doch verständlich.
Dennoch, es war eine seltsame Erfahrung gewesen.
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