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Tallinn-Verschwörung

Tallinn-Verschwörung

Titel: Tallinn-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Marni
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schien, ob er es dabei belassen oder die Weste an jemand anderen weitergeben sollte.
    Hoikens wusste, dass er sich beeilen musste. Sobald die Politiker merkten, dass sie diese Westen nicht mehr ausziehen konnten, würden ihre Bodyguards Verdacht schöpfen und ihn festnehmen. Ohne sich weiter um Frau Merkels Einwände zu kümmern, zog er ihr die Schutzweste über und zurrte sie fest.
    »Bleiben Sie bitte alle dicht beisammen, bis die Sache geklärt ist. Mein Kollege und ich sehen nach, was draußen los ist.« Hoikens winkte Mazzetti, der die Gelegenheit ergriffen hatte, mit seiner Außenministerin zu flirten, und befahl dem Esten, bei den Politikern zu bleiben. Draußen im Garten drehte er sich zu Mazzetti um.
    »Komm, wir schnappen uns Jaagup und den Wagen und verschwinden.« Er zog dabei den Funkzünder aus der Tasche, mit dem er die Bomben in den Schutzwesten jederzeit zur Explosion bringen konnte. Zufrieden mit sich und seiner Arbeit eilte er los, als ihn mit einem Mal ein scharfer Ruf stoppte.

    »Hoikens! Bleib stehen oder ich knalle dich ab wie einen tollwütigen Hund!«
    Der Attentäter prallte herum und sah Torsten Renk auf sich zustürmen. Eine junge Frau, die ihm bekannt vorkam, rannte hinter dem MAD-Mann her. Es war jedoch Mazzetti, der Graziella erkannte.
    »Die Nichte des Kardinals! Diesmal entkommt sie uns nicht!« Er riss seine Pistole heraus und schlug sie auf Graziella an.
    Unterdessen hob Hoikens seine Hand mit dem Funkzünder. »Noch einen Schritt, und ich jage die ganze Bande da drinnen in die Luft!«

FÜNFUNDZWANZIG
    N och trieb der Schwung des Angriffs die Freischärler vorwärts, doch Renzo sah mit wachsender Besorgnis, wie die Männer um ihn herum fielen. Irgendetwas war schiefgegangen. Eigentlich hätten sie nicht sofort auf eine Horde schießwütiger Soldaten treffen dürfen. Es war ihnen zwar gelungen, die Kerle auszuschalten, doch dafür stürmten jetzt aus allen Ecken und Enden des Kadriorg-Parks Sicherheitsleute auf sie zu. Renzo hörte die beiden MG knattern. Einige der heraneilenden Polizisten fielen, doch dafür tauchten weitere in ihrem Rücken auf.
    »Wir müssen uns beeilen!«, rief er Tino zu und gab seinen Leuten das Zeichen, weiter vorzustürmen. Es war wie bei ihren Übungen in den Abruzzen und dennoch anders. Die Begeisterung von damals trug sie voran, aber neben ihnen schritt der Tod und mähte mit frisch gedengelter Sense. Männer schrien auf, als sie getroffen wurden, und so mancher
der als Araber in estnischer Uniform verkleideten Italiener glitt mit einem verzweifelten »Mamma!« auf den Lippen in den Tod.
    Auch Esten, Amerikaner und Deutsche starben im Kugelhagel. Eine Zeit lang sah es so aus, als könnten Renzos Freischärler sich bis zum Schloss durchschlagen. Da hörten sie durch das Krachen der Schüsse hindurch ein tiefes, knatterndes Geräusch und sahen über dem einstigen Sommersitz der Zaren zwei amerikanische Kampfhubschrauber auftauchen. In dem Augenblick wusste Renzo, dass er weder Schloss Kadriorg erreichen noch seine Heimat wiedersehen würde. Mit einer wilden Bewegung wandte er sich an Tino, der zu ihm aufgeschlossen hatte.
    »Haben wir noch eine Milan?«
    »Ja, eine!«
    »Feure sie auf das Schloss ab!« Renzo lachte bellend auf. Auch wenn sein Weg hier zu Ende war, sollten sein Name und die seiner Jungs einmal mit goldenen Lettern im großen Buch der Bewegung stehen.
    Tino gab den Befehl weiter. Der Bordschütze eines Hubschraubers sah, wie einer der Angreifer die Rakete zum Abschuss bereitmachte, und drückte sämtliche Feuerknöpfe.
    Der Tod kam so schnell, dass keiner der Freischärler ihn kommen sah. Mit ihnen starben einige Dutzend Verteidiger, die sich dem Ansturm verbissen entgegengestemmt hatten. Im Schloss und in den angrenzenden Stadtvierteln zersprangen die Fensterscheiben, und der Knall der Explosion war noch viele Meilen entfernt zu hören.
    Nur langsam kamen die halbbetäubten Sicherheitsleute, die den Feuerschlag überlebt hatten, wieder zu sich und starrten auf den von Einschlagskratern übersäten Park, in dem mit einem Mal tödliche Ruhe herrschte.

SECHSUNDZWANZIG
    H oikens hörte das Krachen der Explosion und hätte in einem Reflex beinahe den Zünder gedrückt. Im letzten Augenblick schrak er zurück und zog stattdessen die Pistole.
    »Kennst du die Waffe, Renk? Es ist deine eigene Knarre. Was ist das für ein Gefühl, durch die eigene Kugel zu sterben? «
    »Lass die Waffe fallen, Hoikens, und gib auf. Du kannst hier nicht mehr

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