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Tallinn-Verschwörung

Tallinn-Verschwörung

Titel: Tallinn-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Marni
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gesehen. Der untersetzte Mann war etwa so groß wie sie und wirkte trotz seines feinen Anzugs mehr wie ein Boxer oder Preisringer, der sich als Manager eines Nachwuchstalents versucht. Er hieß Rudi Feiling und zählte zu den Unbelehrbaren, wie Torsten es ausgedrückt hatte. Der Glatzkopf musste sein Leibwächter sein. Die beiden in der Gesellschaft des Monsignore zu sehen, war in etwa so, als würden Luzifer und der Erzengel Michael sich zum Skat treffen.
    Der Dritte, ein dünner, alterslos wirkender Mann, trug ebenso wie der Monsignore einen schwarzen Anzug mit dem weißen Kragenspiegel, der ihn als Kleriker auswies. Bei Andreas Anblick funkelte er Feiling verärgert an.

    »Konnte Ihr Pavian nicht aufpassen? Es war ausgemacht, dass es keine Zeugen geben darf!«
    Seine Worte, mehr aber noch sein Tonfall fraßen sich wie Säure in Andreas Gehirn. Mit einem Aufschrei schlüpfte sie an dem Glatzkopf vorbei und war mit einem Satz vor ihrer Tür. Sie brachte den Schlüssel ins Schloss und konnte ihn noch umdrehen, dann stand der Bullige neben ihr und riss ihr den Arm hoch. Andrea sah es zwischen seinen Fingern metallisch aufglänzen und spürte als Letztes einen Schlag.

ZWEI
    M onsignore Kranz blickte mit einer Mischung aus Erregung und Ekel auf die am Boden liegende Gestalt. Die junge Frau wirkte schlank und sportlich. Ihr blondes Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, der aus der Öffnung einer dunkelblauen Baseballmütze ohne Aufdruck herausquoll, und ihr längliches Gesicht war auf eine aparte Art hübsch. Nun rann ein dünner Blutfaden von der Stelle herab, an der sie der Totschläger getroffen hatte. Kranz beobachtete fasziniert den roten Tropfen, der sich von der Schwerkraft gezogen seinen Weg über die Haut suchte und bald auf den Fußboden fallen würde.
    Mit einer energischen Bewegung wandte er sich an seinen Sekretär. »Das Blut!«
    Der Mann zog ein Taschentuch aus der Jacke und beugte sich über Andrea, um ihr damit über das Gesicht zu wischen. »Ich glaube, die kenne ich«, sagte er dabei mit einem Seitenblick auf den Monsignore. »War die nicht gestern dabei, als wir in der Klinik waren?«

    Der Monsignore zischte einen lateinischen Fluch. »Und was hat das Weibsstück hier oben zu suchen?«
    »Ich glaube, sie wohnt hier. Wenigstens steht auf dem Türschild derselbe Name wie auf dem Anhänger ihres Rucksacks. « Feilings Leibwächter hatte das handgeschriebene, mit Tesafilm befestigte Namensschild auf der Tür entdeckt und streckte die Hand aus, um es abzureißen.
    »Lass das, du Idiot!«, fuhr Kranz’ Sekretär ihn an. »Damit schaffst du die Sache nicht aus der Welt.«
    Der Monsignore nickte. »Unser Zusammentreffen muss strengstens geheim bleiben. Also muss sie verschwinden.«
    Feiling fuhr auf. »Sollen wir sie etwa aus dem Haus schaffen und im Perlacher Forst vergraben?«
    Einen solchen Tonfall war der Monsignore nicht gewöhnt. Sein Gesicht färbte sich rot, und für Augenblicke lag Streit in der Luft. Sein Sekretär bemühte sich, die Wogen zu glätten. »Natürlich nicht! Es würde nur überflüssige Fragen aufwerfen, wenn sie gefunden wird. Ich glaube, neun Stockwerke sind hoch genug, um das Problem aus der Welt zu schaffen. Ihr Pavian soll mit anpacken. Sie öffnen uns die Tür. Aber kein Licht, verstanden! Und fassen Sie drinnen nichts an.«
    Der Mann hörte sich so an, als erteile er tagtäglich solche Befehle. Feiling empfand beinahe mehr Achtung vor ihm als vor dem Monsignore, der bei diesem Treffen eine Zusammenarbeit zu beider Nutzen konkretisiert hatte. Mit einem Mann wie Kranz im Rücken konnte er endlich das erreichen, was ihm schon so lange vorschwebte. Aus diesem Grund wies er seinen Leibwächter an, dem Sekretär zu helfen.
    Der Bullige wollte sich zu Andrea niederbeugen, doch da hielt Kranz’ Begleiter ihn auf. »Halt, Pavian! Nicht ohne Handschuhe!« Er klang verächtlich, denn er hielt nicht viel von der Intelligenz des kahlköpfigen Mannes. Obwohl das Tragen von Handschuhen bei diesem Treffen Pflicht war,
hatte Feilings Leibwächter die seinen mehrmals an- und wieder ausgezogen und schließlich in die Tasche gesteckt. Jetzt zuckte der Leibwächter zusammen und streifte sie rasch wieder über.
    Die beiden Männer trugen Andrea in ihr Apartment und warteten, bis Feiling die Balkontür geöffnet hatte. Dieser überzeugte sich, dass niemand in der Nähe war, und trat zurück. Während die beiden anderen die junge Frau hochwuchteten und mit einem kräftigen Ruck über

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