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Tallinn-Verschwörung

Tallinn-Verschwörung

Titel: Tallinn-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Marni
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für die Information über seine Truppe ein gesicherter Ruhestand versprochen worden war, schob diesen Gedanken aber beiseite, da es andere Dinge zu bedenken gab. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Bis elf Uhr waren es nur noch gut zehn Minuten. Die amerikanischen Flugzeuge mussten sich also bereits in der Luft befinden. Ghiodolfio überlegte sich, wie lange sie von ihrem Flugzeugträger vor der griechischen Küste bis hierher brauchten, und kam auf eine sehr, sehr kurze Zeitspanne.
    Mit einem raschen Griff schaltete er die Lautsprecheranlage der Festung an. »Achtung, Achtung, hier spricht der Kommandant. Alle Mann haben Camp A sofort zu verlassen. Schlagt euch zur Küste durch. Vielleicht schafft ihr es, in die Heimat zurückzukehren.« Als er die Anlage wieder ausschaltete, erschien ein bitteres Lächeln auf seinen Lippen.

    »Mehr kann ich für die armen Hunde nicht tun!«
    »Dann sollten wir ebenfalls verschwinden.« Don Pietro wandte sich zur Tür. Lodovico folgte ihm, während der General zurückblieb und eine Flasche Rotwein entkorkte.
    Schon halb auf dem Korridor drehte sich Lodovico noch einmal zu ihm um. »Kommen Sie nicht mit, General?«
    Ghiodolfio füllte ein Glas und trank, bevor er Antwort gab. »Ein Mann sollte wissen, wann er geschlagen ist, und das Unvermeidliche nicht mehr hinauszögern.«
    Der Archivar zuckte nur mit den Schultern und eilte davon.
    Ghiodolfio trank schnell, denn er wusste, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Draußen rannten seine Männer wie Hasen, ohne zu ahnen, dass jenseits des Horizonts neben den europäischen Kosovoschutztruppen auch die albanische und mazedonische Armee Stellung bezogen hatten, um sie in Empfang zu nehmen.

ZWEIUNDDREISSIG
    S eit dem Anschlag in Tallinn war mehr als ein Monat vergangen. Dennoch beherrschte das Ereignis noch immer die Medien. Die Spekulationen, die Torsten Renk im neuesten Corriere de la Sera las, waren in seinen Augen so abstrus, dass er die Zeitung angewidert auf den Cafétisch warf, an dem er, Graziella, Petra und Wagner saßen.
    »Das ist der größte Schmarren, den ich je gelesen habe!«
    »Ist dein Italienisch überhaupt gut genug?«, fragte Petra anzüglich.
    »Ich konnte es schon vor dieser Sache – zumindest in Grundzügen –, und dann hatte ich in Graziella eine gute
Lehrerin. Wie du dich sicher erinnern kannst, eigne ich mir fremde Sprachen sehr leicht an. Um es mit deinen Worten zu sagen: In der Hinsicht bin ich ein Genie!«
    »Sagen wir, du bist halbwegs talentiert«, warf Graziella mit zuckenden Mundwinkeln ein.
    Wagner stupste Torsten grinsend an. »Gegen die geschlossene Phalanx dieser beiden Emanzen kommen Sie nicht an.«
    »Und, haben Sie was gegen Emanzen?« Petra richtete sich auf und funkelte Wagner an. Ihr Anblick machte jedoch die Absicht zunichte, denn sie konnte einfach nicht böse schauen. Graziella lachte, Wagner hob beschwichtigend die Arme und selbst Torsten vermochte sich der Komik dieser Situation nicht zu entziehen.
    »Ach, Petra. Ich erinnere mich nur zu gerne daran, wie du die armen Kerle vom Entschärfungstrupp herumgehetzt hast. Ich war zwar nicht dabei, aber was mir Major Wagner erzählt hat …« Torsten verdrehte dabei die Augen, während sein Vorgesetzter sich einen weiteren vernichtenden Blick von Petra einfing. Bevor sie jedoch etwas sagen konnte, schlug Wagner mit den Fingern auf die Tischkante.
    »Wir sollten nicht vergessen, dass die ganze Aktion ohne Frau Waitls Fähigkeiten in einer Katastrophe geendet hätte. Sie hat nicht nur herausgefunden, dass wir die Personen mit den angeblichen Schutzwesten nicht aufteilen durften, weil die Bomben sonst hochgegangen wären, sondern konnte sie dann auch entschärfen. Hoikens hatte wirklich sein Meisterstück geliefert.«
    »Das wir geknackt haben!«, erklärte Petra selbstzufrieden.
    »Dank Ihrer Hilfe, Frau Waitl. Herr Ober, noch einen Caffè Latte und ein Stück Schokoladentorte für die Dame.«
    »Sie wollen sich wohl bei ihr einschmeicheln«, spöttelte Torsten.

    »Für eine zukünftige Kollegin tut man doch alles«, gab Wagner süffisant zurück.
    Torsten sah ihn entsetzt an. »Kollegin? Sie wollen doch nicht sagen, dass Petra zu unserem Verein kommt?«
    Während die beiden Frauen kicherten, nickte Wagner lächelnd. »Wissen Sie, Renk, ein paar Freunde von mir und auch ich selbst waren der Ansicht, dass wir eine Person mit Frau Waitls Fähigkeiten nicht frei herumlaufen lassen dürfen. Entweder kommt sie zu unserem Verein, oder

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