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Tallinn-Verschwörung

Tallinn-Verschwörung

Titel: Tallinn-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Marni
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Graziella und wandte den Kopf ab, um den Kerl nicht länger ansehen zu müssen.
    Die Männer unterhielten sich leise und schienen auf etwas zu warten. Immer wieder blickte einer von ihnen auf das Meer hinaus, doch da draußen tat sich nichts. Mit einem Mal aber stiegen südlich von ihnen weit draußen auf dem Meer Leuchtkugeln in den Himmel. Dann erscholl der schnelle Salventakt automatischer Waffen.
    Graziella starrte fasziniert auf die Lichtspiele in der Ferne und hoffte, da täte sich etwas, das ihr helfen könnte. Doch Gianni, der Mann aus dem Schuppen und der Österreicher
blieben ruhig, während die beiden Deutschen und Lodovico nervös mit den Füßen scharrten.
    »Was ist da draußen los? Das werden doch nicht unsere Leute sein?«, fragte der Archivar.
    »Sind sie auch nicht. Die kommen nämlich von dort.« Gianni wies dabei auf einen schwarzen Schatten, der mit gedrosseltem Motor näher kam und auf die Schuppen zuhielt.
    »Auf Besnik ist Verlass! Den kriegt die Küstenwache nie. Der besitzt nämlich zwei Spezialboote, die auf dem Radar fast unsichtbar sind. Die Kästen waren nicht billig, aber die Anschaffung hat sich gelohnt!« Gianni klang so zufrieden, als wäre er selbst der Besitzer des Bootes, welches langsam sichtbar wurde. Der Mann neben ihm richtete den Strahl der Lampe auf das Ufer, so dass die Leute im Boot die Mole sehen konnten. Kurz darauf schwang das Boot herum und landete mit einer sanften Bewegung an. Ein Mann warf eine Leine herüber. Der Österreicher fing sie auf und wickelte sie um einen Pfahl.
    »Buongiorno, Signori, oder soll ich besser sagen, gute Nacht?« Ein Mann, der recht gut Italienisch sprach, sprang an Land und umarmte Gianni und dessen Männer lachend.
    »Gut herübergekommen, Besnik?«, fragte Gianni.
    »Natürlich! Was denkst du denn?«
    Lodovico zeigte nach draußen, wo sich nun wieder tiefe Nacht über das Meer gesenkt hatte.
    »Wir haben Schüsse gehört und Leuchtfeuer gesehen! Da dachten wir schon, die Küstenwache hätte euch erwischt.«
    Besnik winkte lachend ab. »Uns doch nicht! Das waren irgendwelche arme Narren, die Zigaretten schmuggeln wollten. Weißt du, von Zeit zu Zeit müssen wir der italienischen Küstenwache ein Erfolgserlebnis gönnen, sonst wird sie lästig. Jetzt liegen einige hunderttausend Zigaretten auf dem Meeresgrund und sorgen dafür, dass die Fische an Nikotinvergiftung
krepieren. Aber wenn man in einem Ristorante nicht mehr rauchen darf, müssen eben die Frutti da Mare den Nikotinspiegel oben halten.«
    Die anderen, die zu Gianni gehörten, lachten und fragten dann, welche Ladung das Boot mitgebracht hätte.
    Der Schiffer grinste und wies mit einer ausladenden Geste auf das etwa zehn Meter lange Gefährt. »Mit Sicherheit keine Zigaretten. Die überlassen wir den Amateuren. Wir haben eine Tonne Heroin bester Güte dabei, etliches an Haschisch und die neuen Lusttabletten, die derzeit in Westeuropa so gefragt sind. Die machen aus einer braven Nonne eine Hure, sage ich euch, und für einen Mann sind sie weitaus besser als Viagra. Allerdings sollte man sie nicht allzu oft nehmen. Die Nebenwirkungen sind noch nicht erforscht. Dafür haben unserem Produzenten die weißen Mäuse gefehlt.«
    Er erntete einen weiteren Lachsturm, wurde selbst aber ernst und schnippte auffordernd mit den Fingern. »Wir sollten jetzt ausladen und die neue Fracht an Bord nehmen. Zu lange will ich nicht hierbleiben.«
    »Also frisch ans Werk!« Der Österreicher spuckte in die Hände und stieg auf das Boot. Einer von Besniks Begleitern reichte ihm die erste Kiste, die er an Gianni weitergab. Von diesem nahm der Mann aus dem Schuppen sie entgegen und trug sie zu Brunos Lastwagen. Auch Besnik und die beiden Fremden reihten sich jetzt in die Kette ein, während Lodovico sich neben Graziella auf die Bank setzte und ihr spöttisch erklärte, dass eben Rauschgift im Wert von mehreren Millionen Euro aus dem Schnellboot ausgeladen wurde.
    Schließlich war das Boot leer, und Besnik wandte sich an Gianni. »Welche Ladung bekomme ich? Das Übliche?«
    »Ja, und dazu fünf Passagiere, die auf die andere Seite müssen.«
    »Rekruten für eure famose Armee? Ich dachte, die reisen
als Touristen ein! Oder sind es Leute, die rasch verschwinden müssen?«
    So wie die Deutschen sich benahmen, hielt Graziella dies für sehr wahrscheinlich. Die beiden sahen sich immer wieder besorgt um und schienen auch nicht gerade begeistert über die Gesellschaft zu sein, in der sie sich befanden. Jetzt

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