Tallinn-Verschwörung
unserer Patrouillen unter Beschuss genommen. Das Ergebnis waren fünf Tote und ein zerstörtes Fahrzeug. Die armen Hunde hatten keine Chance. Renk, finden Sie die Kerle, die unsere Leute ermordet haben! Im Kosovo können Sie Ihre Schießkünste besser anwenden als auf dem Münchner Marienplatz. «
Er sagt es in einem Ton, als mache es mir Freude, Menschen abzuknallen, fuhr es Torsten durch den Kopf. Gleichzeitig dachte er an die Kameraden, die einem heimtückischen Anschlag zum Opfer gefallen waren, und überlegte, wer dafür verantwortlich sein konnte. Die Auswahl war nicht besonders groß. Entweder waren es serbische Freischärler gewesen, die es den Albanern in die Schuhe schieben wollten, oder den Albanern passt die Anwesenheit der Bundeswehr in ihrem Gebiet nicht mehr. Torsten war sicher, dass
er die Wahrheit in kurzer Zeit herausfinden würde. Danach konnte er sich wieder um Feiling und die Söhne des Hammers kümmern.
»Wann soll es losgehen, Herr Major?«
»Noch heute Nachmittag. Ich bringe Sie persönlich nach Fürstenfeldbruck. Dort steht eine Transall, die Sie nach Prizren bringt.«
»Sie treiben einen unverhältnismäßig großen Aufwand für mich«, spottete Torsten.
Wagner fuhr mit der Hand durch die Luft. »Die Maschine fliegt nicht Ihretwegen, sondern bringt turnusgemäß Ausrüstung und neue Leute dorthin. Ich habe Ihnen eine Kabine erster Klasse besorgt.« Er grinste Torsten ins Gesicht, denn beide wussten, wie laut und unbequem der Flug mit einer Transall war.
Torsten schenkte sich eine Antwort und sagte: »Es gibt nur ein Problem. Ich müsste die Wohnung hier auflösen.«
»Das erledige ich für Sie. Das Zeug lasse ich irgendwo lagern. Und jetzt beeilen Sie sich! Der Wagen wartet.«
Torsten zuckte mit den Schultern und suchte dann die Sachen zusammen, die er mitnehmen wollte. Als er fertig war und sich seinen Seesack auf den Rücken warf, drehte er sich zu seinem Vorgesetzten um. »Wenn ich Ihnen einen Tipp geben darf, Herr Major: Ich glaube, unsere Freunde Feiling und Hoikens befinden sich in Italien.«
»Und ich gebe Ihnen gleich einen Tritt in den Hintern, wenn Sie noch länger herumtrödeln. Das Flugzeug wartet nicht auf Sie!«
NEUN
G raziella hatte nicht die leiseste Ahnung, an welchen Ort Gianni und Lodovico sie verschleppen würden. Obwohl sie den Archivar nie gemocht hatte, war sie doch froh um seine Anwesenheit, denn Gianni sah ganz so aus, als würde er am liebsten auf dem nächsten Parkplatz anhalten und über sie herfallen. Offensichtlich hinderte Lodovicos Anwesenheit ihn jedoch daran, sich an ihr zu vergreifen. Die beiden hatten sie zuerst in den Kofferraum sperren wollen, sich dann aber anders entschieden. Jetzt lag sie gefesselt und geknebelt auf dem Rücksitz. Obwohl ihre Entführer keine Angst vor den Carabinieri zu haben schienen, hoffte Graziella auf eine Verkehrskontrolle, bei der sie sich bemerkbar machen konnte.
Doch der Tag verging, und auch in der hereinbrechenden Nacht hielt kein rettender Engel in der Uniform eines Polizisten den Wagen auf.
Als es dunkel war, steuerte Gianni einen Parkplatz an und drehte sich dort zu Graziella um. Seine Hand fuhr unter ihr Hemd und er knetete schmerzhaft ihre Brüste. »Was hältst du davon, wenn unser Aktenwühler hier einen kleinen Spaziergang unternimmt und wir uns ein wenig miteinander beschäftigen? «
»Du hast wohl vergessen, dass wir um eine bestimmte Uhrzeit an unserem Ziel sein müssen!« Lodovico reckte sich kurz und drehte die Lehne ein Stück zurück. »So ist es gemütlich. Jetzt fehlt nur noch Wein und Pasta, dann wäre das Idyll vollkommen.«
Graziella, die seit mehr als einem Tag nichts mehr zu essen bekommen hatte, knurrte bei der Erwähnung der Nudeln der Magen. Auch hatte sie Durst, doch selbst als Gianni
ihr den Knebel aus dem Mund zog, sagte sie nichts, sondern funkelte ihn nur wütend an.
»Du willst wohl die Prinzessin spielen, die sich mit einem wie mir nicht abgeben will. Aber du wirst mich noch auf Knien anflehen, damit ich dich vögle.« Gianni gab ihr eine Ohrfeige und setzte sich dann wieder auf seinen Sitz.
Lodovico krauste ärgerlich die Nase. »Du solltest dir ins Gedächtnis rufen, dass wir das Mädchen nicht mitgenommen haben, damit du es bumsen kannst, sondern um es zu verhören.«
»Das eine schließt das andere nicht aus. Vielleicht redet sie, wenn ich sie einmal so richtig hergenommen habe. Meinetwegen kannst du sie dann ebenfalls haben. Oder gehörst du zur selben Fakultät wie
Weitere Kostenlose Bücher