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tiefer, je mehr er über seinen Kunden nachdachte.
Er näherte sich dem Jeep, den sie nicht weit von ihrem Lager geparkt hatten.
Scheißkerl , dachte er bei sich. Missmutig hatte er die Hände in die abgewetzte Jeans gesteckt und trat bei jedem Schritt ein Stück Erde aus dem Boden. Führt sich auf wie der letzte Bwana. Aber was tut man nicht alles für leicht verdientes Geld?
Der Schwarze schob auf der hinteren Ladefläche des Jeeps eine Provianttasche und ein paar Decken beiseite. Das Besteck, das er zum Zerlegen von Tieren verwendete, hatte er in einem schmutzigen Beutel untergebracht. Die alten Werkzeuge waren sein ganzer Stolz und sicherten ihm in dieser abgelegenen Gegend ein gutes Einkommen. Den Mut, sein Glück in der Hauptstadt Bangui zu versuchen, hatte Aksem nicht.
Zu groß war die Konkurrenz ungelernter Männer wie er einer war, als dass er sich dieser Herausforderung stellen wollte. Hier draußen waren die Menschen, vor allem zahlungswillige Touristen, die „ihre eigenen Wege“ gehen wollten, schon mit wenig zufrieden.
Er warf sich den Beutel über die Schulter und stapfte die Schritte zurück ihrem Lager. Die Sonne brannte zu dieser Tageszeit mit sengender Hitze herab. Aksems bunt gemustertes Hemd war binnen weniger Augenblicke von Schweiß durchnässt. Er hoffte, dass sein Kunde keine Lust mehr auf einen zweiten Jagdgang hatte und sich bereitwillig auf eine Fahrt zum Hotel überreden ließ.
„Mister“, tönte er mit gespielter Freundlichkeit und setzte ein breites Grinsen auf. „Hier bin ich schon wieder mit den Sa – –“
Er passierte den großen Felsen, hinter dem sie ihre Position bezogen hatten, und blieb mit offenem Mund stehen. Der Beutel rutschte von seiner Schulter und sackte auf die Erde. Leise klirrten die Werkzeuge in seinem Inneren.
Vor ihm ragten zwei lange hölzerne Stäbe in den Himmel, die leicht wippten. Der Länge nach waren sie mit fremdartigen Mustern bedeckt, die an wenigen Stellen durch bunte Federbüschel unterbrochen waren. Die Stäbe endeten in zwei langen, schmalen Klingen. Klingen, die tief in der Brust des weißen Jägers steckten.
Ungläubig starrte Aksem auf den toten Körper vor sich. Die Blutlache auf dem hellen T-Shirt färbte den Stoff tiefrot und wuchs noch an. Levis’ Hände streckten sich verkrampft in die Höhe, als hatten sie noch einen Angriff abwehren wollen.
Der Schwarze ging mit zitternden Knien neben dem Weißen in die Hocke, der in verkrümmter Haltung zwischen den Steinen lag. Unbewusst fuhr seine rechte Hand über den Toten. Die Haut fühlte sich noch warm an, dennoch schien bereits eine Kälte von innen den Körper zu durchdringen.
Aksem schluckte schwer. Seine Zunge lag rau in seinem Mund, der mit einem Mal völlig ausgetrocknet war. Immer wieder wanderte der Blick zwischen den Speerspitzen und dem Gesicht des Toten hin und her. Verzweifelt versuchte er eine Antwort für den Anblick zu finden, der sich ihm hier bot. Wie sollte er das im Hotel erklären? Sie würde ihn nicht gehen lassen, bevor er nicht mit plausiblen Antworten dienen konnte.
Ein mächtiger Schatten schob sich in sein Blickfeld. Hastig drehte sich Aksem um und schrak zusammen.
Im Schein der gleißenden Sonne konnte er die Silhouetten zweier hünenhafter Männer erkennen, die seltsam archaisch gekleidet waren. Beide trugen nicht mehr als einen knappen Lendenschurz, dessen Bund mit Perlen und bunten Holzstückchen verziert war. Ihr kahl geschorenes Haupt wurde am Hinterkopf von einem Fellbüschel umrahmt, das sich einer Mähne gleich um die schmal geschnittenen Gesichtszüge legte.
Doch das fremdartigste an den Männern waren die grün leuchtenden Juwelen, die in regelmäßigen Abständen auf der Stirn aufblitzten und mit der dunkelbraunen Haut verwachsen zu sein schienen.
Die Augen der beiden Gestalten musterten ihn kalt, abschätzend. Um ihre Lippen trugen sie einen verächtlichen Zug, der Aksem noch tiefer in sich zusammen sinken ließ.
„Der Weiße hat gefrevelt – zu der Zeit, da Shion zurückkehrt“, unterbrach einer der Hünen mit kräftiger Stimme die Stille.
Er zog die Speere aus dem Körper des Toten und reichte eine der Waffen seinem Begleiter.
„Vergiss’ ihn“, sprach er weiter „Sei froh, dass wir dich leben lassen.“
Gleißendes Licht umhüllte die Männer plötzlich. Die Helligkeit schmerzte in Aksems Augen. Er kniff die Lider zusammen und legte sich schützend die Arme vor das Gesicht, um das Licht nicht ertragen zu müssen.
Trotz der
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