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talon004

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Titel: talon004 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Ruinenfelder
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und betrachtete es sich zunächst nur oberflächlich. Doch mit jeder verstreichenden Sekunde brannte sich sein Blick tiefer auf der Zeichnung fest. Ein überraschtes Leuchten trat in seine Augen. Schnell faltete er den Bogen Papier zusammen und steckte ihn in eine Hosentasche.
    „Sir?“, fragte Krugers überrascht nach. „Sir, soll ich die Angelegenheit untersuchen?“ Er räusperte sich und rückte sich die Brille zurecht, um seine Unruhe zu kaschieren. „Wir haben noch Männer dort, die –“
    „Nein, Krugers“, wurde er jäh unterbrochen.
    Vanderbuildt winkte mit einer ausladenden Geste ab. „Dieser Sache nehme ich mich persönlich an.“ Er strich sich mit seinen Fingern über den gepflegten, grau melierten Backenbart. „Sie können gehen.“
    Sein Berater nickte nur kurz und verließ das Büro kommentarlos. Die hohen Flügeltüren schlossen sich lautlos hinter ihm.
    Vanderbuildt wartete, bis er alleine war und zog dann das Papier wieder hervor.
    Ich dachte, du wärst tot, versuchte er sich auf das Bild zu konzentrieren. Ein Mann alleine... du lebst da unten dein wahres Ich aus, hm?
    Er machte einen Schritt auf die Telefonanlage zu, die die linke Seite seines Schreibtisches einnahm und drückte die Taste zum Vorzimmer.
    „Kirsten, Fräulein Verhooven soll zu mir kommen.“
    Gedankenversunken hingen seine Augen an der Zeichnung fest, während er den weiten Raum durchschritt. Einige Minuten später öffnete sich die Tür zu seinem Büro. Eine junge Frau trat voller Elan in den Raum ein und richtete den Blick offen auf ihren Chef.
    Das hellblaue Kostüm, das sie trug, war zu knapp geschnitten, um es als ‚seriös’ bezeichnen zu können, doch Vanderbuildt hatte stets großen Wert darauf gelegt, Mitarbeiter um sich zu haben, die seinem Geschmack entsprachen und ihm gefielen. Die blonden Haare der frech geschnittenen kurzen Frisur wippten bei jedem Schritt etwas aufreizend. Ihrer Wirkung war sich die junge Frau völlig bewusst, denn selbst in Gegenwart ihres Chefs legte sie ihren herausfordernden Blick nicht ab.
    „Mr. Vanderbuildt, Sir?“, begrüßte ihn knapp und schenkte ihm einen leuchtenden Blick.
    Der ältere Mann registrierte es mit Amüsiertheit und breitete die Arme offen aus.
    „Janet, Liebes! Fein, Sie zu sehen!“, erwiderte er ihren Auftritt. „Haben Sie einen Augenblick Zeit für mich?“
    Ungefragt setzte sich die junge Frau auf die Kante des Schreibtisches und schlug die Beine übereinander. Der ohnehin schon zu kurze Rock rutschte noch ein Stück nach oben.
    „Moment … kommen Sie, was soll das? Was wollen Sie?“
    Sie bedachte ihn mit einem strahlenden Lächeln und fuhr abwartend mit dem Zeigefinger der rechten Hand über die kühle Tischplatte.
    Aus Vanderbuildts Mimik wich jedes spielerische Element. Seine Stimme füllte den Raum völlig aus, während er seine Mitarbeiterin genau taxierte.
    „Ich hatte in Zentralafrika ein Labor – legal, natürlich. Erforschung neuartiger Heilmittel, Sie wissen schon. Ein Geschäftszweig, in dem ich mich seit einiger Zeit versuche zu etablieren. Die Konkurrenz ist uns da um einiges voraus.“
    Nachdenklich legte er die Hand an das Kinn und senkte den Blick.
    „Es wurde zerstört – von einem einzelnen Mann.“
    Überrascht keuchte Janet Verhooven auf. Sie wusste nur zu genau, welche Aktivitäten ihr Chef in dem afrikanischen Land verfolgte. Eine gewisse Unruhe erfüllte sie. Ihre Augen blitzten auf, während sie auf weitere Informationen wartete.
    Vanderbuildt ließ sie nicht warten.
    „Beeindruckend, nicht wahr?“, fuhr er mit einem verzerrten Lächeln fort. „Nun, besorgen Sie mir Informationen über ihn – alles!“
    Janet hatte sich zurückgelehnt und stützte sich auf dem Schreibtisch ab. Sie verzog den Mund und wirkte unzufrieden.
    „Warum kann ich ihn nicht gleich mitbringen? Bevor er noch mehr Schaden dort unten anrichtet?“
    Vanderbuildt blickte kurz aus dem Fenster. Die Sensoren im Glas sorgten dafür, dass die eingebauten Flüssigkristalle die Oberfläche nachdunkelten, sobald die Sonne direkt in den Raum zu scheinen begann.
    „Weil er da unten ganz gut aufgehoben ist“, antwortete er nur knapp. Kommentarlos ging er an seinen Schreibtisch zurück und zog ein leeres Blatt Papier aus einer Ablage. Schnell machte er sich einige Notizen, ohne die junge Frau zu beachten.
    „Ihre Maschine geht in zwei Stunden“, ließ er sie wissen. „Offiziell arbeiten Sie als Prospektorin meiner Industrien dort. Die ansässige Miliz sollte

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