Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
talon012

talon012

Titel: talon012 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kreaturen aus der Tiefe
Vom Netzwerk:
vermeiden.“
    Sein gewaltiger Körper stand hoch aufgerichtet vor den Menschen, die am Boden lagen, und nahm eine drohende Haltung ein.
    „Mir fehlt die Geduld, mich mit euch auseinander zu setzen. Ich werde – –“
    Schüsse peitschten durch die Nacht. Eser Kru hielt inne. Durch eines der Seitentore kamen mehrere Männer herein gestürmt.
    „Herr!“, rief einer von ihnen. „Vor dem Tempel haben sich Menschen versammelt, Soldaten und Bauern. Sie sind bewaffnet und wollen die Gebäude stürmen!“
    „Meinst du, meine Einheiten hätten es einfach zugelassen, dass wir hier alle entführt werden?“, schrie ihm von den Anwesenden der Kommandant zu, der als erster seine Stimme erhoben hatte. „Ich habe loyale Einheiten, die dafür sorgen werden, dass mit diesem Unsinn aufgeräu – …“
    Dunkle Schatten tanzten wie ein Nebel um Eser Krus Augen. Seine Faust zuckte vor, und obwohl der Offizier mehr als zwanzig Schritt von ihm entfernt stand, zerschmetterte der Hieb sein Gesicht. Blutüberströmt sackte der leblose Körper zu Boden. Viele der Menschen um ihn herum schrien entsetzt auf, als sie miterlebt hatten, was gerade geschehen war.
    „Herr“, hakte der Mann nach, der die Botschaft gebracht hatte, „sollen wir sie angreifen? Wir sind hier gut verschanzt und können …“
    „Nein!“, unterbrach ihn Eser Kru. „Nein …“ wiederholte er nachdenklich. „Sie müssen verstehen, wer ich bin. Sie werden erleben, was es heißt, sich gegen mich aufzulehnen.“
    Der schwarze Hüne breitete die Arme aus. Unwillkürlich wichen seine Männer zurück und schufen so einen weiten Kreis. Ein unwirklicher Wind fuhr durch die hohen Räume. Staub wurde vom Boden aufgewirbelt und sammelte sich in der Form einer zehn Meter durchmessenden Halbkugel um den altertümlich gekleideten Mann, dessen Arme wilde, verschlungene Symbole in die Luft zeichneten. Seine Stimme drang grollend durch den Raum. Die Worte, die in einer unbekannten Sprache erfolgten, erklangen im gleichen Rhythmus, mit dem die Fingerspitzen unerkennbare Figuren beschrieben.
    Der Staub sirrte in einer irrwitzigen Geschwindigkeit um die massige Gestalt und erzeugte dabei einen pfeifenden Ton, dessen schrilles Geräusch sich quälend in die Menschen bohrte, die noch immer im Saal gefangen gehalten wurden.
    Dann brach die Halbkugel aus Staub augenblicklich in sich zusammen. Eser Kru stand wie versteinert auf seinem Platz, die Arme in einer verwinkelten Pose erhoben. Doch nur einen Augenblick später begann der Boden zu beben. Schwere Erdstöße erschütterten die gewaltige Struktur der Gebäude. Überall lösten sich kleinere Steine, die polternd herab stürzten. In Panik stoben die Menschen auseinander und eilten dem nächsten Ausgang zu. Die offenen Tore, die allesamt keine Türflügel besaßen, ließen sie jedoch nicht passieren. Es schien, als sei die Luft selbst zu Stein erstarrt und versperre ihnen den Ausweg.
    Mit Fäusten klopften und hämmerten die Menschen vergeblich gegen die unsichtbare Barriere. Viele von ihnen wandten sich um und rannten wild durcheinander durch den Saal, auf der Suche nach einem anderen Ausgang.
    In diesem Augenblick endete das Beben so abrupt wie es begonnen hatte.
    Entsetzt sahen die Menschen, wie um Eser Krus Gestalt herum Schwärze aus dem Boden sickerte. Sie tropfte aus den dünnen Ritzen zwischen den Bodenplatten wie eine zähe Flüssigkeit, die entgegen der Schwerkraft zum Himmel fiel. Die Tropfen verbanden sich übergangslos zu schlanken Gebilden, die explosionsartig auseinander stoben. Blitzen gleich zuckten sie durch die Luft, durchbrachen mühelos den Stein und verloren sich in der Tiefe der Nacht.
    Noch immer bewegte sich Eser Kru nicht. Er blieb im Zentrum des Geschehens und schien ungerührt all dessen zu sein, was sich ereignete. Dann klangen von draußen die ersten Schreie zu den Menschen empor.
    Zuerst erklangen sie voller Entsetzen und Angst, doch sehr schnell gingen sie in gellende, schmerzerfüllte Schreie über. Die unsichtbaren Sperren vor den Toren lösten sich auf. Zahlreiche der Menschen, die noch einen Moment zuvor dagegen geklopft hatte, fielen nach vorne und wurden von denen, die nun eine Chance sahen zu entkommen, überrannt. Ungeachtet dessen, was dort draußen geschehen mochte, eilten sie die breite Treppe hinunter. Erst viel zu spät nahmen sie die Schatten wahr, die sich ihnen von unten entgegenstellten.
    Das Mondlicht fiel nur spärlich durch das Blätterwerk der Bäume, das über weite Teile der

Weitere Kostenlose Bücher