talon012
staubigen Boden. Ein paar Schritte von ihnen entfernt saß B’tha auf einem Stein, der noch etwas Wärme gespeichert hatte. Nur manchmal ging sein Kopf von einer Seite zur anderen. Ansonsten wirkte der Gorilla wie eine Statue, die fest mit ihrer Umgebung verwachsen zu sein schien.
„Aber irgendwann – nein, entschuldige, aber ich möchte nicht darüber reden“, winkte der alte Mann mit einem schwachen, entschuldigenden Lächeln ab. Talon nickte nur stumm. Nach ein paar Minuten fasste Akheem den Mut, Talon die gleiche Frage zu stellen. Dieser erzählte ihm von dem Ruf Shions, der ihn dorthin getrieben hatte, von den Menschen, die ihn unterwegs gefunden hatten.
Vor allem dem Kampf mit dem schwarzen Löwen hörte der alte Mann gebannt zu. Es schien ihm so unwirklich, was ihm der Mann mit den rotbraunen Haaren erzählte, doch er stellte es nicht in Frage. Er selbst hatte die Blitze und das Beben miterlebt. Und voller Besorgnis konzentrierte sich Akheem auf das, was Talon über Eser Kru erzählte, den Mann, der nun den Tempel beherrschte und die Kräfte freisetzen wollte, die tief im Inneren des Gebäudes verborgen lagen.
„Ich befürchte, er hat bereits einen Weg gefunden, sie zu nutzen“, kommentierte der Alte müde. „Was willst du tun?“
Talon lachte trocken auf.
„Was soll ich denn tun? Was glaubst du?“ Er stand auf und machte einige unruhige Schritte über den harten, steinigen Boden. „Kru sagt, er sei Jahrtausende alt. Er hat Kräfte, die jeder normale Mensch für unmöglich halten würde. Und er hat Dutzende von Männern und Frauen, die schwer bewaffnet sind.“
Er baute sich vor Akheem auf.
„Was also, denkst du, soll ich tun?“
„Du kannst ihn nicht gewähren lassen“, setzte der alte Mann an. „Du musst ihn aufhalten!“
„Nichts muss ich!“, schrie Talon in die Nacht. „Seitdem ich in dieses Ritual reingezogen wurde, haben andere darüber entschieden, wer ich bin und was ich muss! Mein Rudel hat mich verstoßen, Shion verlangt von mir, dass ich seinen Platz einnehme, während mich seine Garde verachtet. Was soll ich dort, alter Mann? Was soll ich dort?“
„Eser Kru aufhalten, bevor es zu spät ist“, erwiderte ihm Akheem. „Ich habe die Schreie der Menschen in dieser Nacht gehört. Ich weiß nicht, was dort geschehen ist. Aber jemand muss diesen Menschen helfen.“
„Wozu gibt es das Militär, die Polizei? Wir sind nicht mehr in der Steinzeit, wo ein Mann alles an sich reißen kann, nur weil er will.“
Der alte Mann sah Talon ernst an. „Offenbar kann er das doch, nach all dem, was du mir erzählt hast. Der Tempel birgt eine unfassbare Macht in sich, die man diesem Mann nicht überlassen darf! Der schwarze Löwe hat dir soweit vertraut, dass er dich zu seinem Nachfolger erklärt hat. Willst du ihn so enttäuschen?“
Talon sah den Alten mit einem Lächeln an, das seine Augen nicht erreichte. „Du stammst wirklich aus einer anderen Zeit, Akheem.“
„Willst du die Menschen enttäuschen, die unter Eser Kru leiden?“, bohrte der alte Mann nach. „Ich wusste nicht, dass Menschlichkeit aus der Mode gekommen ist.“
Mehrere Momente vergingen, in denen sich die beiden Männer fest in die Augen blickten und keiner von ihnen nachgab. Dann wandte sich Talon um und zerdrückte einen Fluch auf den Lippen. Er verschwand im Schatten der hoch aufragenden Felsen.
B’thas Grollen unterbrach die gespannte Stille. Akheem neigte den Kopf zur Seite und hörte dem Gorilla zu.
„Doch, ich glaube, er war es wert, gerettet zu werden.“
Eser Kru stand in der Mitte des weiten Saals und trank einen Becher vergorener Ziegenmilch. Hinter ihm hatten sich sechs Männer versammelt. Es waren die letzten, die aus der Gruppe all derer, die er zu seiner Proklamation zum Herrscher zusammen getrieben hatte, noch lebten. Er winkte einen von ihnen, einen Offizier, zu sich nach vorne.
Der Mann wagte nicht, zu widersprechen. In den letzten zwei Wochen war so viel geschehen, das Mneche Kyemes Widerstand gebrochen hatte. Als ihm der Hüne anbot, seinem Rat beizutreten oder sich den Kreaturen zu stellen, war ihm die Entscheidung leicht gefallen. Wie auch den anderen fünf. Jeder von ihnen hatte einen anderen beruflichen Hintergrund. Es schien, als sehe er in ihnen eine Art von „Kabinett“.
Kyeme schauderte, als sich in dem breiten Türrahmen eine Gruppe dieser Kreaturen abzeichnete, die schwerfällig in den Raum wankten. Jede von ihnen trug ein lebloses Bündel über der Schulter. Achtlos warfen
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