talon012
sie die toten Körper vor Eser Kru auf den Boden und verschwanden dann wieder im Freien.
Ein Seitenblick des Hünen genügte, damit der Offizier vorwärts trat.
„Französisches Spezialkommando“, kommentierte er den Anblick der übel zugerichteten Körper nach einer kurzen Begutachtung der Uniform, die die Leichen trugen. „Sie sollen normalerweise Eingeschlossene befreien oder Anschläge durchführen.“
Eser Kru lächelte. „Also versuchen sie es noch immer. Wann werden sie es lernen?“
„Was erwarten Sie?“, entgegnete Kyeme mit einem Mut, über den er sich selbst wunderte. „Sie halten das Gebiet besetzt und lassen diese, diese … Wesen jeden angreifen, der diese Region betritt.“
„Nur solange, bis die Stämme mir den nötigen Gehorsam erweisen. Ich nehme mir das, was mir zusteht. Wie ich dieses Ziel erreiche, ist dabei nebensächlich.“
„Auch wenn Sie alle Menschen töten müssten?“
Der Hüne sah den Offizier einen Augenblick lang prüfend an. „Dazu wird es nie kommen. Menschen sind Schafe. Das solltet ihr Soldaten am besten wissen.“
Ohne eine Erwiderung des Mannes abzuwarten, verließ Eser Kru den Raum und zog sich in einen hinteren Teil des Gebäudes zurück. Die letzten zwei Wochen hatten ihn viel Kraft gekostet. Seine alte Macht war noch lange nicht zurückgekehrt. Noch immer hing über dem Tempel der Schatten Shions, dessen Präsenz seine Magie eindämmte.
Er hatte viel zu viel an Energie freisetzen müssen, um den Ungehorsam der Menschen zu brechen, ohne einen wirklichen Fortschritt erzielt zu haben. Die Kreaturen aus der Erde zehrten fortwährend an seinen Kräften, entzogen ihm nötige Substanz, die er hier, in der Tiefe des Tempels, eher benötigte.
Eser Kru passierte einen schmalen Korridor. Vier Wachen nahmen Haltung an, als er an ihnen vorbei schritt und seine Gemächer betrat. Sofort umschwärmten ihn zwei der Frauen, die er zu seiner Unterhaltung behalten hatte. Er verscheuchte eine von ihnen mit einer unwirschen Handbewegung und ließ sich von der anderen etwas zu trinken einschenken. Der Raum war spartanisch eingerichtet. Nur mehrere Vorhänge trennten den Vorraum von seinem eigenen Schlafgemach sowie dem Bereich für die Frauen.
Der Hüne nahm auf einer steinernen Liege Platz, die mit zahlreichen schweren Kissen bedeckt war. Seine Gedanken wanderten zu Talon, während die Frau, die ihn begleitete, mit einem warmen Tuch den Schweiß von seinem Körper rieb.
Er hatte dessen Flucht nicht weiter verfolgt. Offensichtlich war er in einige Kämpfe mit seinen Leuten verwickelt worden. Doch ihm war nicht klar, ob er sich tiefer in den Tempel zurückgezogen hatte oder nach draußen geflohen war.
Es war einerlei. Eser Kru war nicht gewillt, sich mit dem Problem mehr als nötig zu beschäftigen. Sollte der Weiße wieder auftauchen, würden ihn seine Kreaturen erwarten …
Die Sonne stand bereits tief im Westen, als sich Talon aus seinem Versteck am Berghang löste. Seit mehreren Stunden harrte er im Schatten eines vorstehenden Felsen aus und wartete auf den anbrechenden Abend, um sich im Schutz der Dunkelheit zurück zum Tempel zu schleichen.
Er wusste selbst nicht, was ihn hierher zurückbrachte.
Waren es die Worte des alten Mannes gewesen? Er fühlte sich niemandem gegenüber verpflichtet. Weder Shions Wachen, die ihm ablehnend gegenüberstanden noch den Menschen in der Umgebung, deren Nähe er seit über drei Jahren mied. Oder war es das Gefühl, an den einzigen Ort zurück zu kehren, der ihm noch blieb? Er hatte das Gefühl, etwas verteidigen zu müssen, das ihm gehörte. Das begann, zu einem Teil von ihm zu werden, unabhängig davon, ob er wollte oder nicht.
Talon schlich in gebückter Haltung vorwärts. Die Wunden an seinem Körper schmerzten noch immer bei jeder Bewegung, doch sie behinderten ihn nicht mehr. In wenigen Augenblicken hatte er die freie Geröllfläche überwunden und tauchte in den Schatten der Blätterkronen der Bäume ein, deren herabhängende Äste bis nahe an den Steinhang wuchsen.
Er wollte nicht den Zugang zum Tempel benutzen, durch den er geflohen war. Die Gefahr, dass Eser Krus Männer den Weg entdeckt hatten und dort warteten, war zu groß. Shion hatte ihm viel über den Aufbau des Tempels erzählt. Es gab Dutzende von Möglichkeiten, in das Gebäude einzudringen, und eine von ihnen lag beinahe zugewachsen unter einem schmalen Vorsprung, den Talon nun vor sich entdeckte.
Er hatte von Akheem ein einfaches Steinmesser sowie einen
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