talon016
rechten Ellenbogen in das flache Gesicht des Menschenaffen. Das Krachen von Knochen war zu hören. Aus der zertrümmerten Nase schoss das Blut in einem breiten Faden und färbte das dunkelblaue Fell tiefviolett.
Voller Schmerzen heulte der Gorilla auf und schlug wild um sich. Talon konnte sich vor einem Arm ducken, doch der zweite erwischte ihn hinter seinem linken Ohr und schleuderte ihn erneut zu Boden. Sterne zerplatzten vor seinen Augen. Das Blut rauschte in seinen Ohren und übertönte die Schreie der Männer von den Rängen. Mit aller Macht kämpfte Talon gegen die drohende Bewusstlosigkeit an und versuchte wieder auf die Beine zu kommen. Er lag auf dem Rücken und stützte sich mit seinen Armen in den Sand. Dabei prallte er gegen eine der Holzstreben, die aus der Erde ragten. Zuerst nur unbewusst bekam Talon den kräftigen Strick zu fassen, mit dem die Bohlen verbunden waren. Doch mit jeder verstreichenden Sekunde klärte sich sein Verstand wieder.
Auch der Gorilla war offensichtlich angeschlagen und kam nur schwerfällig in die Höhe. Talon konzentrierte sich auf diesen einen Gedanken, der sich klar in seinem Bewusstsein abzeichnete. Er riss an dem Seil, bis sich der lockere Knoten um das morsche Holz löste.
Taumelnd sprang er auf und umfasste das Seil mit beiden Händen. Der Menschenaffe stützte sich auf seinen linken Arm und sah seinen Gegner herannahen. Bevor er sich jedoch erheben konnte, war ihm Talon bereits in den Rücken gesprungen und schlang das Seil um den breiten Hals des Gorillas.
Dieser warf sich umher und versuchte, den Mann abzuschütteln. Talon konzentrierte sich nur auf das Seil in seinen Händen und zog die Enden immer weiter auseinander. Das wütende Brüllen des Gorillas wich schnell einem heiseren Kreischen. Voller Panik schlug das Tier um sich und wollte seinen Gegner packen, der jedoch immer außerhalb der Reichweite seiner langen Arme blieb.
Talon konnte miterleben, wie die Gegenwehr in dem massigen Körper mehr und mehr erschlaffte. Plötzlich knickte das Tier ein und ging in die Knie. Die gewaltige Stimme löste sich nur noch in einem Röcheln aus der Kehle. Dennoch ließ der Mann in seinem Angriff nicht nach.
Etwas bohrte sich heiß in seinen Rücken. Es war nicht mehr als ein kleiner Stich, doch die Wirkung trat sofort ein. Er stolperte zurück. Seine Hände ließen das Seil los und tasteten nach hinten. Die linke Hand bekam den dünnen Zylinder zu fassen und zog ihn aus seiner Haut. Talon spürte, wie eine übermächtige Taubheit durch seinen Körper kroch.
Er betrachtete sich das dünne Geschoss, das am einen Ende mit einigen Federn und am anderen mit einer dünnen Kanüle versehen war.
„Wie ein Tier“, stieß er heiser hervor. Dann versagten seine Beine den Dienst. Noch bevor er in den Sand sank, hatte er das Bewusstsein verloren.
Das erste, was er spürte, war der kühle Hauch, der über sein Gesicht fuhr.
Er war wie ein erfrischender Wind am frühen Morgen, der die Sinne klärte. Die Frische glitt seine Stirn hinab, benetzte sein Wagen und wanderte dann tiefer, über seinen Hals und die rechte Schulter. Etwas in Talon war nicht bereit, sich aus diesem Bild zu lösen und wollte weiterträumen. Doch je mehr die Kühle seinen Körper belebte, umso mehr kehrten die Schmerzen zurück.
Unvermittelt schlug er die Augen auf. Er spürte, wie etwas seinen rechten Arm entlang fuhr. Talon wandte den Kopf und erblickte einen schlanken, dunkelbraunen Arm, der ihm mit einem feuchten Tuch über die Haut rieb.
„Oh“ hörte er eine helle Stimme und hob den Kopf an. Er sah in zwei dunkle Augen, die ihn überrascht und neugierig musterten.
„Wer bist du?“ fragte er die junge Frau auf Arabisch, die ihn offensichtlich wusch.
„Ich… bin – Nisheki“, antwortete sie zögerlich. Anscheinend war sie überrascht, dass er ihr diese Frage stellte. Schnell senkte sie ihren Blick und konzentrierte sich auf den Unterarm des Mannes, als hätte dieser eine besondere Reinigung nötig. Talon wischte ihre Hand beiseite.
„Lass“, forderte er sie auf und wollte sich aufrichten. Sofort überfielen ihn Schwindelanfälle, die die Welt um ihn herum schwanken ließen. Schwäche machte sich in seinem Körper breit. Heftig atmend fiel er zurück auf die harte Auflage.
„Nicht! Du musst dich ausruhen!“ beeilte sich die junge Frau, ihm zu erklären. Talon nahm es widerspruchslos hin und wartete, bis die Benommenheit in seinem Körper abebbte. Die Schwarze widmete sich wieder ihrer
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