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Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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seine Brust schmerzte und seine Nase lief, aber letztlich fühlte er sich erleichtert, von einer Last des Grams befreit, den er so tief verborgen mit sich herumgeschleppt hatte. Er löste sich von den beiden und wischte sich mit dem Ärmel über die Nase. »Ich werde meinen Vater ehren«, sagte er und ließ die Augen erneut dankbar durch den Raum wandern. »Ich werde seinen Namen in die Schlacht tragen und ein so großer Krieger werden wie er.«
    »Das wusste er«, erwiderte Tharin. »Er hat immer voll Stolz von dir gesprochen.«
    »Darf ich sein Zimmer haben, wenn ich hier wohne?«
    »Du brauchst nicht zu fragen, Tobin. Das alles hier gehört dir.«
    »Tragen Koni und die anderen jetzt deshalb andere Uniformen?«
    »Ja. Als alleiniger Erbe deiner Eltern erhältst du den Rang deiner Mutter, und auch der gesamte Besitz deines Vaters fällt dir zu.«
    »Mein Besitz«, murmelte Tobin nachdenklich. »Kannst du ihn mir zeigen?«
    Tharin öffnete eine Truhe und holte eine Karte daraus hervor. Darauf erkannte Tobin die Umrisse der Halbinsel Skalas und der Gebiete nördlich davon. Eine winzige Krone an der Ostküste kennzeichnete Ero. Tobin hatte solche Karten schon öfter gesehen, doch auf dieser waren andere Orte mit roter Tinte hervorgehoben. Atyion lag im Norden, und Cirna stellte einen Punkt auf der schmalen Landbrücke dar, die Skala mit dem Festland verband. Auch in den Gebieten dort und quer über die Berge entlang der nordwestlichen Küste, wo es so gut wie keine Städte gab, sprenkelten rote Punkte die Karte. Tobin fragte sich, welche der Ländereien Ki am besten gefallen würde.
    »Natürlich gehört all das der Krone, bis du volljährig bist«, sagte Tharin, während er mit gerunzelter Stirn die Karte betrachtete.
    »Bereitet dir das Sorgen?«
    »Es ist nichts, worüber wir uns jetzt den Kopf zu zerbrechen brauchen.« Tharin versuchte zu lächeln, als er die Karte wieder verstaute. »Komm mit und sieh dir mein Zimmer an.«
    Sie gingen zur nächsten Tür im Flur, und Tharin führte sie hinein.
    Im Vergleich zum Gemach seines Vaters erwies sich das Zimmer Tharins als karg, regelrecht streng. Es enthielt schlichte Behänge, wenige Annehmlichkeiten und kaum Zierwerk. Die einzigen Ausnahmen bildeten eine feine, von vielen Schlachtfeldern stammende Waffensammlung und weitere von Tobins kleinen Schöpfungen auf einem Tisch nahe des Fensters. Tobin ging hinüber und ergriff ein schief geratenes Wachsmännchen mit einem Holzsplitter als Schwert in einer runden Faust. Er rümpfte die Nase. »An das hier kann ich mich noch erinnern. Ich habe es weggeworfen.«
    Tharin kicherte liebevoll. »Und ich habe es gerettet; es ist das einzige Bildnis, das du je von mir gemacht hast. Die anderen hast du mir geschenkt, weißt du noch?« Er zog ein grob gearbeitetes, kleines Sakor-Pferd aus Holz an einem geknoteten Riemen unter dem Kragen seines Wappenrocks hervor. »Das hier ist das erste Stück, das du je für mich geschnitzt hast. All die anderen Männer haben auch so eines. Wir tragen sie als Glücksbringer.«
    »Du solltest ihn ein neues machen lassen«, schlug Ki lachend vor. »Seither ist er viel besser geworden.«
    Tharin schüttelte den Kopf. »Es war ein Geschenk, das von Herzen kam. Ich würde dieses kleine Tierchen nicht gegen alle Pferde Atyions eintauschen.«
    »Wann kann ich Atyion besuchen?«, wollte Tobin wissen. »Ich habe mein ganzes Leben lang Geschichten darüber gehört. Sogar Ki hat den Ort schon gesehen, nur ich nicht! Und was ist mit Cirna und all den anderen Ländereien und Besitztümern?«
    Wieder tauchte jenes leichte Stirnrunzeln auf, als Tharin antwortete. »Darüber wirst du mit Fürst Orun sprechen müssen. Er ist derjenige, der Reisen nach außerhalb der Stadt vorbereiten muss.«
    »Oh.« Hier gab sich Tobin keine Mühe, sein Missfallen zu verbergen. »Was glaubst du, wann der König zurückkommen wird? Bevor er das nächste Mal aufbricht, werde ich ihn ersuchen, mir einen neuen Vormund zu geben. Mir ist einerlei, wie reich oder mächtig Orun ist, ich kann seinen Anblick nicht ertragen!«
    »Nun ja, ich hatte gehofft, mit dir darüber reden zu können. Das ist einer der Gründe, weshalb ich dich heute hierher geführt habe.« Tharin schloss die Tür, lehnte sich dagegen und rieb sich mit einer Hand das bärtige Kinn.
    »Du bist jung, Tobin, und besitzt keine Erfahrung mit dem Leben am Hof. Ich kann nicht behaupten, dass ich bedauere, wie du eben deshalb geworden bist. Aber nun, da du hier bist, könnte

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