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Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Sie musterte ihn mit Augen so dunkel und starr wie jene Bruders, dann erhob sie sich, zog das an ihrer Seite hängende Schwert aus der Scheide und reichte es ihm wie ein Geschenk auf offenen Handflächen dar.
    Und dort am Fuße des Podests stand die goldene Tafel, so hoch wie Tobin selbst. Das Licht fing sich wie in einem Spiegel darin, und die Schriftlinien darauf schimmerten und bewegten sich, als wären sie mit Feuer verfasst. Tobin konnte sie nicht lesen, doch er wusste auswendig, was sie besagten.
    Er wollte hingehen und mit der Königin sprechen, ihren Namen in Erfahrung bringen und das Schwert berühren, das sie ihm entgegenhielt, aber er konnte sich nicht bewegen. Tobin schaute über die Schulter zurück und stellte fest, dass ihn alle mit seltsamen Mienen unter der Bemalung anstarrten. Als sich Tobin wieder dem Herrschersessel zudrehte, sah er nur noch Dunkelheit. Da war kein Thron, keine Königin, keine Tafel. Er befand sich zu weit entfernt, um irgendetwas zu erkennen.
    Dann grinste Ki und sagte: »Du hast sie alle zum Narren gehalten, mein Prinz. Sogar mich hast du dazu gebracht, hinzuschauen!«
    Korin brach in schallendes Gelächter aus. »Bei den Vieren, Vetter, du bist wirklich flink. Du hast unseren eigenen Scherz gegen uns gewandt.«
    »Der kleine Schwindler!«
    Aliya packte Tobin und küsste ihn auf die Lippen. »Du schreckliches Kind! Du hast sogar mir Furcht eingejagt!«
    Tobin konnte nicht anders, als noch einmal zum Thron zurückzublicken, als sie weitergingen. Er war nicht der Einzige, der dies tat.
     
    Seine Siegesfeier fand in den Gärten unten statt, mit Wein und Kuchen, den sich die Gefährten aus der Küche stibitzt hatten.
    Die Siegel an der Tür waren echt; der alte Audienzsaal galt wirklich als verboten, wenngleich niemand zu wissen schien, weshalb. Korin und Caliel hatten das Spiel vor Jahren erfunden und setzten es dem König und Meister Porion zum Trotz fort.
    Korin und seine Spießgesellen führten Tobin und Ki zu einer geschützten Bank unter dem verworrenen Überhang einer Rosenhecke. Auf dem weichen, feuchten Gras liegend, reichten sie die Weinbeutel und Kuchen herum.
    »Du hattest also kein bisschen Angst?«, feixte Alben.
    »Hattest du Angst, als du an der Reihe warst?«, schoss Tobin zurück.
    »Hatte er! Und lass dir nichts anderes von ihm einreden«, spottete Aliya.
    Alle lachten, außer Alben, der schnaubte, das lange, schwarze Haar über die Schulter zurückwarf und beleidigt dreinblickte.
    »Das liegt wohl daran, dass du dich bereits mit Geistern auskennst, richtig?«, fragte Luchs, den der Wein verwegen werden ließ. »Das soll keine Beleidigung sein, aber wir alle kennen die Geschichte. Man erzählt sich, dein Zwilling sei mit offenen Augen oder einer Pechhaube tot geboren worden und habe sich in einen Dämon verwandelt, sodass deine Familie die Stadt verlassen musste. Angeblich ist euch der Geist den ganzen Weg bis in die Berge gefolgt. Ist das wahr? Hast du wirklich einen dämonischen Zwilling?«
    Tobin zuckte mit den Schultern. »Eigentlich ist das nichts Besonderes. Nur ein spukender Geist.«
    Ki begann zu stammeln, aber Tobin stupste ihn mit dem Fuß, und er verstummte.
    »Mein Vater sagt, das kommt davon, wenn man sich mit Zauberern einlässt«, warf Zusthra ein. »Spielt man zu viel mit Magie herum, endet man mit allen möglichen Kreaturen, die man nicht haben will und die einem auflauern.«
    »Ich bin sicher, du würdest nicht wollen, dass Fürst Niryn diese Meinung hört«, meinte jemand, und Tobin stellte fest, dass sein vermeintlicher Knappe, Moriel, schon die ganze Zeit unter den anderen gewesen war. Tobin hatte ihn nur bisher unter der Perücke und Bemalung nicht erkannt. »Fürst Niryn glaubt, dass Zauberer helfen können, den Thron Skalas zu stärken. Was meinst du dazu, Korin? Du siehst den Burschen ja oft genug.«
    Korin trank einen ausgiebigen Schluck aus dem Weinbeutel und bettete den Kopf in Aliyas Schoß. »Der Zauberer meines Vaters besitzt zwei Augen wie braune, von der Meeresbrandung polierte Steine. Ich vermag nie zu sagen, was hinter diesen kalten, harten Kugeln vor sich geht. Solange er uns mit Leuchtsteinen und Kunststücken unterhält, habe ich nichts gegen den Mann, aber wenn ich einmal König bin, werde ich keine Zauberer brauchen, um meine Kriege für mich zu gewinnen oder meinen Thron zu bewachen. Dafür brauche ich nur euch wilden Haufen!« Er schwenkte den Weinbeutel und verschüttete dessen Inhalt großzügig über jene, die ihm am

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