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Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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anspruchsvollen Anweisungen hart bis in den Nachmittag hinein.
    Zumindest darin zeichneten sich Ki und Tobin aus. Porion war ein strenger Lehrmeister, lobte jedoch ebenso bereitwillig, wie er schimpfte. Er brachte den Gefährten die Feinheiten des Umgangs mit einem Schild bei und wie man hoch zu Ross kämpfte und schoss, aber sie lernten auch, wie man den Wurfspeer und die Axt verwendete, wie man rang und wie man mit Messern kämpfte.
    »Ihr feinen Adelspinkel mögt den Tag im Sattel beginnen, aber nur Sakor weiß, wie lange ihr euch dort oben halten werdet«, meinte Porion gern zu ihnen und ersann unzählige Übungen, die darauf abzielten, sie auf verschiedene, die Knochen erschütternde Weise zu Fall zu bringen.
    Nach dem Unterricht konnten sich die Jungen den restlichen Tag bis zum Abendessen nach Belieben vergnügen. Manchmal ritten sie durch die Stadt, um sich Musikanten anzuhören oder ihre bevorzugten Kunsthandwerker und Schneider aufzusuchen. Andere Male begaben sie sich zum Jagen und Falknern in die Hügel oder zum Baden hinab zur Küste, und genossen so die letzten warmen Tage des Sommers.
    Bei diesen Vergnügungen begleitete sie für gewöhnlich eine Heerschar Adeliger, die meisten jung, manche weniger. Fürst Orun kam häufig mit, zusammen mit anderen seines Schlages – Männer, die Ohrringe trugen, sich mit Duftwässern einsprühten und noch nie in den Kampf gezogen waren. Auch Frauen und Mädchen waren darunter.
    Ki erkannte bald, dass so hübsche Mädchen wie Aliya und ihre Freundinnen für ihn unerreichbar waren, und dass ein hübsches Gesicht nicht unbedingt zugleich ein hübsches Herz bedeutete. Aliya war Albens Base und erwies sich als genauso gehässig wie er. Prinz Korin mochte sie dennoch recht gern, und durch den Klatsch der Knappen erfuhr Ki, dass sie eine von mehreren Geliebten war, die regelmäßig das Bett des Prinzen in der Hoffnung besuchten, ihm einen Erben zu schenken, damit er in den Krieg ziehen könnte. Allerdings wollte niemand mutmaßen, was der König dazu sagen würde.
    Aber es gab genug andere Mädchen, die Ki gut genug fanden, um mit ihm zu liebäugeln. Insbesondere ein Mädchen, Mekhari, warf ihm regelmäßig ermutigende Blicke zu, während es sich bemühte, ihn das Tanzen zu lehren. So begabt er und Tobin in der Kunst des Krieges sein mochten, beide brachten weder einen vernünftigen Tanzschritt zustande, noch spielten sie ein Instrument. Und trotz Arkoniels aufrichtiger Bemühungen besaßen sie die Singstimmen zweier Krähen. Ihren Neidern bot dieser Mangel an Anmut eine unerschöpfliche Quelle des Vergnügens, und sie sorgten dafür, dass sich die beiden bei jeder Gelegenheit in einer Lage wiederfanden, die Aufmerksamkeit auf ihre Unzulänglichkeiten lenkte.
    Tobin gelang es rein zufällig, dies etwas auszugleichen, als er eines Abends beim Essen in einem Anflug von Langeweile eine seiner kleinen Figuren aus einem Stück Käse schnitzte. Bald lagen ihm die Mädchen in den Ohren damit, Glücksbringer und Spielzeug für sie zu schnitzen, und sie boten ihm als Gegenleistung Küsse und Gefälligkeiten an. Tobin lehnte bescheiden jede Bezahlung ab, druckste herum und errötete, während er wie wild für sie schnitzte. Er wusste eindeutig nicht, wie er sich angesichts solcher Aufmerksamkeit verhalten sollte.
    Was Ki verwirrte. Tobin war fast zwölf und hatte genug seiner Geschichten gehört, um zu wissen, was es mit Mädchen auf sich hatte. Wenngleich er vielleicht noch nicht alt genug sein mochte, um ein Mädchen zu wollen, schien es merkwürdig, dass er sich dermaßen zurückhaltend gebärdete. Insbesondere zwei Mädchen schienen ihn regelrecht heimzusuchen. Die blasse Lilyan, Urmanis’ Schwester, liebäugelte schamlos mit ihm; Ki war allerdings davon überzeugt, dass sie es nur tat, weil sie wusste, wie unangenehm Tobin dies empfand.
    Mit seiner zweiten Verehrerin, einer zierlichen Brünetten namens Una, verhielt es sich völlig anders. Sie besaß Geschick beim Jagen und Reiten und eine ruhige Art, die Ki zugleich angenehm und beunruhigend fand; wurde man von ihr angesehen, bekam man den Eindruck, sie könnte Gedanken lesen und ihr gefiele, was sie sah. Dennoch verhielt sich Tobin in ihrer Nähe einsilbiger und tollpatschiger als bei allen anderen. Beim Schnitzen ihrer Katze hatte er sich beinah einen Finger abgeschnitten.
    »Was, in Bilairys Namen, ist bloß los mit dir!«, schalt Ki ihn, während er an jenem Abend seine Schnittwunde in einer Schale auswusch, bevor sie sich

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